Montag, 1. März 2010

Martin Luthers Verhältnis zum Islam

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Zeitbedingtes und Bedenkenswertes

Prof. Dr. Siegfried Raeder



Der Islam begegnete Luther als religiös-politische Macht in Gestalt des Osmanischen Reiches, dessen Heere 1529 erstmals Wien belagerten und nach Meinung der Zeitgenossen das ganze Abendland zu bedrohen schienen.

Wie dieser Gefahr in rechter Weise zu begegnen sei, beschäftigte Luther bereits in den 1518 verfaßten Erklärungen seiner 95 Thesen über den Ablaß und später immer wieder bis in seine letzten Lebensjahre.

In politischer Hinsicht verwarf er die Kreuzzugsideologie und forderte die Verteidigung des eigenen Landes unter dem Panier des Kaisers als des weltlichen Oberherrn. In religiöser Hinsicht forderte er die Christen zur Buße und zur Besinnung auf die Grundartikel des christlichen Glaubens auf. ... Im Hinblick auf den Islam hob er das Erscheinungsbild strengster Frömmigkeit und den totalen Herrschaftsanspruch dieser Religion hervor.

Zeitbedingt ist Luthers Verhältnis zum Islam (1) weil seine Quellenkenntnis über diese Religion begrenzt war, (2) weil er - im Stil mittelalterlicher Polemik - die Auseinandersetzung mit starkem emotionalen Einsatz führte und (3) weil der den Islam ebenso wie das Papsttum für antichristliche Mächte der Endzeit hielt.


Bedenkenswert ist aber heute noch, wenn auch unter anderen Verhältnissen,

(1) dass Luther die Kreuzzugsideologie durch den politischen Gedanken der Vaterlandsverteidigung ersetzte,

(2) dass er in Anerkennung der strengen Lebensweise der Türken die Frage nach den entscheidenden theologischen Kriterien in der Auseinandersetzung mit dem Islam stellte und

(3) dass er die Gefahr der inneren Islamisierung eines deformierten Christentums erkannte.


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