Zu einem einsamen Mönch kamen eines Tages Menschen. Sie fragten ihn: "Was für einen Sinn siehst du in deinem Leben der Stille?"
Der Mönch war eben beschäftigt mit dem Schöpfen von Wasser aus einem tiefen Brunnen. Er sprach zu seinen Besuchern: "Schaut in den Brunnen. Was seht ihr?"
Die Leute blickten in den tiefen Brunnen. "Wir sehen nichts!" Nach einer kurzen Weile forderte der Einsiedler die Leute wieder auf: "Schaut in den Brunnen! Was seht ihr?" Die Leute blickten wieder hinunter. "Jetzt sehen wir uns selber!"
Der Mönch sagte: "Schaut, als ich vorhin Wasser schöpfte, war das Wasser unruhig. Jetzt ist das Wasser ruhig. Wartet noch eine Weile. - Was seht ihr jetzt?"
Die Leute schauten wieder hinunter: "Jetzt sehen wir auf den Grund – und die Steine auf dem Grund."
Der Mönch sagte: "Das ist die Erfahrung der Stille: Man sieht sich selber! – Und wer weiter wartet, sieht auf den Grund. Und wenn man noch länger wartet, zeigt sich uns vielleicht der Grund aller Dinge – Gott."
Gefunden von Ruth Maria Michel
Vereinigte Bibelgruppen VBG, Schweiz
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