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Prof. Wolfgang Ockenfels  (Foto), kann mit Fug und Recht zumindest als „informelles Mitglied“ der  „Gesellschaft für deutliche Aussprache“ bezeichnet werden. Es ist immer  wieder erfrischend, wie Ockenfels ohne zu verklausulieren auch heikle  Sachverhalte in einen verständlichen Kontext stellt und dabei weder die  gutmenschliche Presse noch linkskatholische Bedenkenträger zu fürchten  scheint.
PI berichtete am 26. April  über ein sehr lesenswertes Interview der „Tagespost“ mit dem  streitbaren Professor. Darin widerlegte er sehr überzeugend die um sich  greifende Haltung des „Mainstream-Christentums“ (egal welcher  Konfession), dass sich aus dem Christentum eine Pflicht zur praktisch  beliebigen Aufnahme fremder Menschen in bisher christlich geprägten  Ländern ableiten ließe. Da uns seine Gedanken nicht mehr los ließen,  haben wir Prof. Ockenfels gebeten, ihm noch ein paar zusätzliche Fragen  stellen zu dürfen. Gerne hat er eingewilligt und sich dabei auch als  gelegentlicher Leser von PI zu erkennen gegeben.
PI: Herr Professor Ockenfels,  Sie haben sich in letzter Zeit deutlich gegen die Vereinnahmung der  Katholischen Soziallehre für die Masseneinwanderung von Muslimen aus  Afrika verwahrt. Wie reagieren Kirchenhierarchie und Ihre Kollegen auf  solche Wortmeldungen?
Ockenfels: Innerkirchlich habe ich  einige positive Reaktionen gehört. Aber Kritik von den berufsmäßigen  Kritikern, die sich für sehr modern halten, war nicht zu vernehmen. Seit  ich verstärkt die Kritiker kritisiere und die notorischen  Infragesteller in Frage stelle, verflüchtigt sich die Gegenseite. Sie  stellt sich tot. Nur das mit dem Totschweigen funktioniert nicht mehr,  seit es das Internet gibt. Leider erweisen sich die kirchlichen und  politischen Dialogbeschwörer oft als dialogunfähig, als geistig gelähmt.  Sie haben sich in ihren Kommissionen und Gremien abgeschottet und  bleiben gemütlich unter sich. Es sind gerade die an die Herrschaft  gelangten Progressiven, die sich vor jeder Kritik immunisieren. Diese  Herrschaften glauben, das Spiel der achtundsechziger Multikultis  endgültig gewonnen zu haben. Die modernen Spießer lassen sich kaum aus  der Ruhe bringen, auch wenn man sie heftig provoziert.
Wir leben in einer Gesellschaft,  die sich zunehmend leistungs- und tugendfeindlich zeigt, die das  Gemeinwohl nur noch als Summe der Einzelinteressen der Bewohner  Deutschlands begreift und auch Lebensformen nicht mehr nach ihrem Nutzen  für die Gesellschaft bewertet und fördert. Gleichzeitig findet ein nie  dagewesener demographischer Niedergang statt. Wie viele Jahre glauben  sie, wird sich diese Gesellschaftsform in Deutschland noch am Leben  erhalten können?
Mein Gott, Prophet bin ich nicht. Hören  wir besser auf die Demographen, die eine deutliche Sprache sprechen. Dem  deutschen Volk droht ein rapides Aussterben, eine demographische  Katastrophe. Die wird sich durch massenhafte Zuwanderung nicht beheben,  sondern nur noch verschärfen lassen. „Sub specie aeternitatis“, also  unter dem Blickwinkel der Ewigkeit, den die katholische Kirche als  Weltkirche einnimmt, gibt es ein ständiges Kommen und Gehen der Völker.  Das deutsche Volk, wenn es denn seinen eigenen Untergang willig in Kauf  nimmt, wird eben abdanken müssen. Aber mit der Abdankung des deutschen  Volkes wäre auch ein Verschwinden des Christentums verbunden, wenn an  seiner Stelle der Islam expandiert. Der multikulturelle  Bevölkerungsaustausch ist stets mit gewaltigen sozialen Konflikten  verbunden. Deshalb ist eine massenhafte, ungeregelte Einwanderung stets  auf den Widerstand der Katholischen Soziallehre gestoßen. Nebenbei  gesagt: Nach unserem Grundgesetz ist immer noch das deutsche Volk als  Volkssouverän anzuerkennen. Ihm obliegt es, sich selber rechtlich und  kulturell zu erhalten. Alles andere ist verfassungswidrig und sollte  bevorzugter Beobachtungsgegenstand des Verfassungsschutzes sein.
Was kommt danach? Müssen wir  „Eingeborenen“ und auch die Christen insgesamt damit rechnen, zukünftig  eine Rolle, vergleichbar der der Indianer in Nordamerika zu spielen? 
Die Indianer Nordamerikas wurden  weitgehend ausgerottet, wie Sie schon bei Karl May nachlesen können.  Dieser Massenmord geschah nicht im Namen des Christentums, sondern im  Namen des modernen Fortschritts. Die Islamisten werden uns nicht  physisch ausrotten, denn sie brauchen uns ja noch, vor allem unser  technisches Know-how. Aber sie werden uns kolonisieren, wie es ihnen  partiell mit der Übernahme der Scharia bereits gelungen ist. Von den  christlich-jüdischen und humanistischen Wurzeln unserer abendländischen  Kultur bleibt kaum eine Spur, wenn wir uns nicht aktiv für sie  einsetzen.
Jahrzehntelang hat sich das  bürgerliche Lager damit abgefunden, dass die 68er ihre  gesellschaftspolitische Agenda Schritt für Schritt „bis zum Endsieg“ in  Deutschland umsetzten. So kam es zu „Homoehe“, Gender Mainstreaming und  der Ächtung des Hausfrauen-Daseins. Die Regel-Doppelstaatsbürgerschaft  bei Menschen mit Migrationshintergrund, das Kommunalwahlrecht für nahezu  alle Ausländer und das gleichberechtigte Adoptionsrecht für  Homosexuelle werden wohl nach einem zu erwartenden Regierungswechsel  2013 folgen. Glauben Sie, dass die Union irgendwann einmal wieder den  Ehrgeiz an den Tag legen wird, solche Fehlentwicklungen korrigieren zu  wollen – oder muss jede solche Grenzverschiebung als dauerhaft  akzeptiert werden?
Sie haben bereits einige wichtige Punkte  genannt, die unsere lustvolle Selbstzerstörung hinreichend markieren.  Wir brauchen keinen äußeren Feind, der uns zu Grunde richtet, das  bringen wir schon selber fertig. Ein Volk, das seinen eigenen Nachwuchs  bereits im Mutterleib hinrichtet, hat keine Zukunft. Uns fehlen heute  genau die Millionen Kinder, die wir „rechtswidrig, aber straffrei“ haben  abtreiben lassen. Eine politische Partei, auch wenn sie das „C“ in  ihrem Namen trägt, hat nichts als den eigenen Untergang verdient, wenn  sie nicht entschiedener gegen diesen Missbrauch vorgeht.
Ist es demzufolge nicht ein  „Muss“ für Wertkonservative, sich endlich außerhalb der CDU zu  organisieren? So lange sich die CDU auf FDP-, SPD- und GRÜN-kompatibel  trimmen muss, um mitregieren zu dürfen, sind doch von der Union keine  Impulse mehr zu erwarten. Hinzu kommt, dass Leute wie Norbert Röttgen  Konservative in der CDU als eine aussterbende Spezies betrachten.
Wenn Herr Röttgen dieser Meinung ist,  trete ich gern aus seiner Partei aus, die dann nicht mehr meine Partei  ist. Herr Röttgen hat noch in die Windeln gemacht, als ich Mitglied  dieser traditionsreichen, von gläubigen Christen wie Adenauer und Erhard  glaubwürdig repräsentierten Partei wurde. Doch „wohin soll ich mich  wenden?“, kann ich da nur mit einem alten Kirchenlied fragen. Frau  Merkel wie Herr Röttgen können mir gestohlen bleiben, wenn sie das „C“  nicht mehr bewahren wollen. Eine Partei mit dem „C“, die das Christliche  nicht mehr bewahren will, betreibt Etikettenschwindel.
Wird es irgendwann gelingen,  eine konservative Sammlungspartei ins Leben zu rufen, die man nicht  gleich wieder unter dem Vorwand unziemlicher Äußerungen Einzelner in den  Verfassungsschutzbericht befördern wird? Die Grünen entkamen dem  Verfassungsschutz maßgeblich auch deshalb, weil sie Sachverhalte  thematisierten, deren Wichtigkeit zumindest unterschwellig von der  Gesellschaft akzeptiert wurde.
Aber was heißt hier konservativ? Was  will man bewahren? Das ist die ungelöste Frage der Konservativen. Ich  bin nicht geneigt, alles Mögliche, was die Vergangenheit uns  hinterlassen hat, auch zu erhalten. Ganz im Gegenteil: Heute bedeutet  „konservativ“ vor allem, gegen den Zeitgeist, gegen den Mainstream  anzugehen. Und dies mit Berufung auf den Geist unseres Grundgesetzes,  das wirkungsgeschichtlich aus dem Christentum hervorging. Vielleicht  bequemen sich unsere Politiker und auch die Verfassungsschützer einmal,  den Verfassungstext genau zu studieren. Etwa den Artikel 1, der die  unantastbare Würde des Menschen, und den Artikel 6, der den besonderen  Schutz von Ehe und Familie hervorhebt. Was wir brauchen, ist eine  Verfassungspartei, die den ursprünglichen Sinn unseres Grundgesetzes  wiederherstellt. Die Verfassung darf nicht unter der Hand durch  willkürliche Interpretation in ihr Gegenteil verkehrt werden. Wenn einem  unsere Verfassung nicht gefällt, soll er sie durch Mehrheitsbeschluss  verändern - oder auswandern. Aber diesen semantischen Trick mit der  Uminterpretation finde ich widerlich.
Wie hätte die Kanzlerin Ihrer  Ansicht nach auf die von Thilo Sarrazin angestoßene Diskussion zur  Islamisierung und möglichen Selbstauslöschung des deutschen Volkes  reagieren sollen?
Die Dame hätte vielleicht einmal dieses  Buch lesen sollen, bevor sie es in Bausch und Bogen ablehnte. Natürlich  gibt es da einiges zu kritisieren. Aber wichtiger als die  Sarrazin-Lektüre ist für eine Bundeskanzlerin wohl die Lektüre des  Grundgesetzes, auf das sie vereidigt wurde. Verständlich ist es schon,  wenn sie nicht ständig mit dem Grundgesetz unterm Arm herumlaufen will.  Sie ist eben in der „DDR“ sozialisiert worden. Nun ist sie aber dem  „deutschen Volk“ verpflichtet, dem eigentlichen Souverän unseres Staates  und seiner „neuen Ordnung“. Inzwischen ist das „deutsche Volk“ völlig  aus der politischen Rhetorik und Praxis verschwunden. Der Souverän  spielt keine Rolle mehr. Er wird verdrängt durch eine bunte Bevölkerung,  die europäisch aufgesogen, aber nicht kulturell und rechtlich verdaut  wird. Das ist ein eklatanter Verrat an unserer Verfassung.
Glauben Sie, dass es, so lange  die großen Kirchen in Deutschland durch die Kirchensteuer alimentiert  werden, zu einer christlichen Renaissance kommen wird? Immerhin sinkt  die Zahl der Taufen drastisch. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Kinder  noch stärker ab, die in ihrer Kindheit emotional von Erwachsenen an das  Christentum herangeführt werden, was vielleicht das wichtigste Element  in der Glaubensweitergabe darstellt.
Da sprechen Sie einen wunden Punkt der  Kirche in Deutschland und den deutschsprachigen Kirchen Europas an.  Schlimm wäre es, wenn deren Bestand und Wirksamkeit von staatlichen  Unterstützungen abhängig wären. Denn europaweit zeichnet sich eine  zunehmende Entfremdung zwischen Kirche und Staat ab. Die christlichen  Kirchen werden immer mehr mit den muslimischen Gemeinschaften  gleichgestellt. Aber während diese missionarisch expandieren, verlieren  die Kirchen an öffentlicher Bedeutung. Zu dieser Säkularisierung und  Entchristlichung haben die Kirchen, auch die katholische, selber  beigetragen. Von Rom, also von der Weltkirche aus betrachtet, sieht die  Sache allerdings nicht so dramatisch aus.
Wie wirkt auf Sie, dass vor drei  Wochen der frühere Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, Reinhold  Robbe, in einer evangelischen Kirche in Berlin seinen Lebensgefährten  „geheiratet“ hat? Wohin entwickelt sich der deutsche Protestantismus?  Wird der Graben zwischen der Katholischen und Evangelischen Kirche  wieder tiefer werden?
Ich gratuliere Herrn Robbe zu seinem  späten Glück, wenngleich ich bezweifle, dass es von langer Dauer ist.  Sollen sie leben, wie sie wollen. Aber für eine gleichgeschlechtliche  Verbindung auch noch die Kirche oder sogar den Staat in Anspruch zu  nehmen, halte ich für eine Perversion. Die Kirche kann aus einer alten  Sünde kein neues Sakrament machen. Und der Staat sollte sich davor  hüten, die programmierte Kinderlosigkeit auch noch zu prämieren. Der  Artikel 6 unseres Grundgesetzes bevorzugt Ehe und Familie. Wer dieses  Privileg verallgemeinert, wer es ausdehnt auf alle möglichen  Partnerschaften, schafft es ab. Die staatlich finanzierte und kirchlich  eingesegnete Homoehe ist ein Signal für die Selbstabschaffung von Kirche  und Staat.
Würden Sie zustimmen, dass es  eigentlich vordringliche Aufgabe jedes Christen und erst recht Pfarrers  wäre, Muslimen, die bei uns leben, das Christentum nahe zu bringen?  Immerhin müsste doch deren Seelenheil auf dem Spiel stehen, wenn sie  sich aus der muslimischen Irrlehre nicht lösen?
Es gibt einen allgemeinen christlichen  Missionsauftrag. Wer den leugnet, ist kein Christ mehr. Die allgemeine  Religions- und Meinungsfreiheit gibt den Christen und anderen Religionen  in unseren Breiten auch jede Freiheit, für ihre Glaubenswahrheit zu  werben. Die Christen hierzulande machen nur wenig Gebrauch davon. Wir  sind selber ein Missionsland geworden, das der Missionare aus anderen  Ländern dringend bedürftig ist. Andererseits ist bei uns die Konversion  von Muslimen mit großen Risiken verbunden. Und die christliche Mission  in muslimischen Staaten ist so gut wie unmöglich. Dabei ist die  Religionsfreiheit ein Prüfstein für alle anderen Freiheiten.
Könnten Christen bei der  Abwendung der Islamisierung Europas eine Rolle spielen oder sind sie -  sozusagen als Gefangene der Bergpredigt - nicht im Prinzip dazu  gezwungen, zumindest alle Elenden dieser Welt aufzunehmen?
Mit der Bergpredigt lässt sich keine  Politik machen. Das meinte schon Bismarck, und das ist auch Auffassung  der seriösen Bibelwissenschaft, zu der Heiner Geißler jedenfalls nicht  gehört. Die Bergpredigt gehört nicht zur Gesetzesethik, sondern zur  radikal endzeitlichen Liebesethik Jesu, deren Erfüllung Glaube und Gnade  bei den einzelnen voraussetzt. Staatlich erzwingbar soll dieses Handeln  jedenfalls nicht sein. Was wir daraus lernen können: Gewaltminimierung  auf jeden Fall. Und dass wir die Fremden, die schon im Land sind,  menschlich behandeln. Aber alle Armen dieser Welt einzuladen, ihre  angestammte Heimat zu verlassen, um in die reichen Länder einzuwandern:  Das hätte Jesus bestimmt nicht gewollt. Er war gewiss kein Anarchist.  Erst recht hat er Moral und Recht, Politik und Religion nicht  miteinander vermischt, wie es im Islam der Fall ist. Christentum und  Islam sind unvereinbar.
Wie könnte eine Balance zwischen  dem Streben des Einzelnen nach Selbstverwirklichung und einer wieder an  ihrer Zukunftsfähigkeit interessierten Gesellschaft aussehen? Was  müsste sich ändern in unserem Land?
Die modernen Ideologien des Westens  haben abgewirtschaftet. Individualismus und Kollektivismus, Kapitalismus  wie Sozialismus sind gescheitert. Wir müssen erneut einen Dritten Weg  zwischen diesen Extremen suchen. Die Soziale Marktwirtschaft war so ein  Dritter Weg – und für lange Zeit sehr erfolgreich in Deutschland. Wir  müssen die Zehn Gebote wieder entdecken und die klassischen Tugenden  praktizieren. Damit können wir die aktuellen Krisen besser bewältigen.  Mit Selbstverwirklichung auf Kosten anderer ist kein Blumentopf mehr zu  gewinnen. Und ein Leben auf Pump ist Diebstahl an den späteren  Generationen.
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1 Kommentar:
Vielleicht sollte man Jesu Sätze auch einmal im historischen Kontext betrachten, denn es steht auch geschrieben, dass Christen den Staub von den Füßen schütteln und weiterziehen sollen.
Zur damaligen Zeit konnte jeder Römer einen Juden zwingen, ihm sein Gepäck eine Meile zu tragen. Jesus sagt dazu, geh auch eine zweite Meile - Hintergrund = je mehr Zeit man miteinander verbringt, desto vertrauter wird man miteinander. Aus Feind wird so unter Umständen ein Freund.
Rechte Backe = ein Christ ist ein freier Mensch. Sklaven schlug man zum Zeichen ihrer Abhängigkeit auf die rechte Backe. Als Zeichen der Freiheit = halt ihm die linke hin.
Deine Sichtweise zu deuten = und wir wären immer noch Katholiken und würden Ablass zahlen
Gruß Jani
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