Riskier was, Mensch! Sieben Wochen ohne
Vorsicht
2. Woche: Begegnung riskieren – ohne Vorbehalte
Jesu Salbung durch die Sünderin (Lukas 7,36–50)
2. Woche: Begegnung riskieren – ohne Vorbehalte
Jesu Salbung durch die Sünderin (Lukas 7,36–50)
Einen herzlichen Gruß in die zweite Fastenwoche hinein! Haben Sie
Spaß beim Verzichten auf zu viel Vorsicht? In dieser Woche begleitet
uns dabei eine Geschichte, in der man die Peinlichkeit mit Händen
greifen kann, weil jemand wirklich unvorsichtig handelt. Und wieder lautet
das Urteil Jesu dazu: Richtig so, gut gemacht!
Jesus ist im Haus des Pharisäers Simon eingeladen. Das ist nichts
Ungewöhnliches, schließlich lässt Jesus sich ständig von
anderen Leuten zum Essen einladen, und auch Pharisäer sind unter den
Gastgebern. Doch kaum haben alle Platz genommen, geschieht etwas
ausgesprochen Unangenehmes: Eine Frau kommt herein, über die alle
Einheimischen alles zu wissen meinen. Irgendwie schafft sie es, dem sitzenden
Jesus von hinten an die Füße zu gelangen. Und dann beginnt sie,
Jesu Füße gleich dreifach nass zu machen: mit ihren Tränen,
mit ihren Küssen und mit einem Salböl, das sie mitgebracht hat.
Es muss eine grausig peinliche Situation für die Anwesenden sein: Man
möchte sich gepflegt unterhalten, etwas Schönes essen und einen
guten Wein genießen, und jetzt kauert da diese Frau, über die sich
alle ihr Urteil längst gebildet haben. Sie schluchzt, sie schmatzt, sie
trocknet mit ihren Haaren Jesu Füße und dann salbt sie sie,
küsst wieder, hört nicht auf zu weinen. Wie unendlich peinlich! Nur
einer kann die Situation auflösen: Jesus selbst. Simon schaut ihn
fragend an, vermutlich tun das mittlerweile alle im Raum. Als Leser der
Geschichte möchten wir hoffen, dass Jesus sich erst einmal der Frau zu
seinen Füßen zuwendet, ihr die Tränen trocknet, sich bedankt
für die Zuwendung. Aber stattdessen richtet er das Wort an seinen
Gastgeber und hält ihm einen kleinen Vortrag über Schulden, die
erlassen werden, und darüber, was sich gehört, wenn man sich
Gäste einlädt. Währenddessen sitzt immer noch die Frau zu
seinen Füßen, in Tränen aufgelöst, küssend,
salbend.
Dann endlich richtet Jesus das Wort an die Frau: "Deine Sünden
sind dir vergeben", sagt er und: "dein Glaube hat dir geholfen. Geh
hin in Frieden." Wir erfahren nicht, wie die Frau darauf reagiert, aber
wir dürfen davon ausgehen, dass sie in der Tat erleichtert und
fröhlicher nach Hause geht, als sie gekommen ist. Ihr Glaube hat ihr
geholfen? Ja, ihr Glaube hat sie nicht nur zu Jesus gebracht, sondern er hat
es ihr anscheinend möglich gemacht, eine beschämende Situation so
lange auszuhalten, bis sie endlich bekommt, was sie braucht – Vergebung
und jemanden, der sie einmal direkt ansieht, sie direkt anredet.
Manchmal müssen wir lange aushalten, bis wir den direkten
Blickkontakt bekommen. Manchmal erscheint es wie eine Tortur, zu warten, bis
wir ein direktes Wort bekommen. Auf dass auch unser Glaube uns helfe, solche
Momente auszuhalten, bis eine echte Begegnung entstehen kann.
Eine gesegnete Woche wünscht
Ihr Frank Muchlinsky
Ihr Frank Muchlinsky
...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen