Aus dem Pflegeheim "Marie Schlei" in Berlin-Reinickendorf soll ein
Asylbewerberheim werden. 75 Menschen müssen bis Ende März ausziehen.
Die Aufregung bei den Nachbarn des Pflegeheims "Marie Schlei" in
Berlin-Wittenau (Bezirk Reinickendorf) ist groß. Sie fürchten, dass in
das siebengeschossige Haus schon sehr bald Asylbewerber einziehen – und
dadurch die Ruhe in der nahen Einfamilienhaussiedlung gestört wird. Auch
die Angehörigen der pflegebedürftigen Menschen in der Einrichtung am
Eichborndamm 124 sind empört. Sie fühlen sich überrumpelt.
Der Betreiber hat ihnen zwar angeboten,
bei der Suche nach einem neuen Platz zu helfen. Bis Ende März müssen 75
pflegebedürftige Menschen ausziehen. "Wir sind sehr kurzfristig von der
Schließung informiert und einfach vor vollendete Tatsachen gestellt
worden", sagt Bernd Philipp, der sich im Heim um einen pflegebedürftigen
ehemaligen Schulfreund kümmert.
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Besser geeignet als die Heiligensee-Grundschule
Das Bauamt Reinickendorf prüft
gerade die Umnutzung. "Das Vorhaben ist planungsrechtlich grundsätzlich
vorstellbar", sagt Baustadtrat Martin Lambert (CDU). Es handele sich um
ein allgemeines Wohngebiet, in dem solche Gemeinschaftsflächen zulässig
seien. Gleich gegenüber befinde sich zudem ein Gewerbegebiet. Ein
besonderes Augenmerk will die Behörde auf die Fluchtwege und den
Brandschutz legen.
Immerhin, so Lambert weiter,
sei das Gebäude am Eichborndamm nicht so eingekesselt in ein Wohngebiet
wie die Heiligensee-Grundschule in der Straße Im Erpelgrund. Trotz
Bedenken des Bezirks Reinickendorf hat das Landesamt für Gesundheit und
Soziales (Lageso) dort seit Oktober vergangenen Jahres 50 bis 200
Asylbewerber untergebracht. Wenn der Bezirk es jetzt ermöglicht, dass
Haus am Eichborndamm für diesen Zweck zu nutzen, soll die vom Landesamt
eingerichtete Notunterkunft in Heiligensee wieder aufgegeben werden
können.
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1000 Unterkunftsplätze für Asylbewerber fehlen
"Die Senatsverwaltung würde es
begrüßen, wenn auch in Reinickendorf eine Gemeinschaftsunterkunft
entsteht", bestätigt Francisca Obermeyer, Sprecherin von Sozialsenator
Mario Czaja (CDU). Der Bedarf sei nach wie vor groß. Dem Landesamt für
Gesundheit und Soziales fehlten immer noch aktuell rund 1000
Unterkunftsplätze. Darüber hinaus seien derzeit 1200 Asylbewerber in
Notunterkünften untergebracht.
Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU)
sagt: "Auch für den Bezirk kam die Nachricht überraschend, dass das
Pflegeheim leergezogen wird. Wir stellen uns die Frage, warum die Awo
dort so schnell ein Asylbewerberheim einrichten will. Von vielen
Anwohnern haben wir die Vermutung gehört, die höheren Tagessätze könnten
der Grund sein", sagt Balzer. Am Anfang sei noch von einer Mischnutzung
die Rede gewesen.
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Aus wirtschaftlichen Gründen
Für die Entscheidung sind
wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend. Das Marie-Schlei-Haus soll
künftig Platz für 200 bis 220 Asylbewerber bieten. Das Gebäude hat den
Vorteil, dass es nicht umgebaut werden muss. Betreiber wird der Verein
"Awo Kreisverband Berlin-Mitte" sein. Wie der Vorsitzende Manfred Nowak
sagt, arbeite der Verein völlig unabhängig vom Landesverband. Das ist
insofern wichtig, da der Awo-Landesverband 2010 in die Insolvenz ging.
Die Pflegeeinrichtung hat
laut Nowak 112 Plätze und gehörte einst zum Landesverband der
Arbeiterwohlfahrt (Awo). Den Betrieb des Marie-Schlei-Hauses habe nach
der Insolvenz 2010 die Awo-Tochter "Krankenhaus gGmbH" fortgeführt. Doch
weil das Mietverhältnis mit dem katholischen Petruswerk, dem Eigentümer
des Hauses, wegen mangelnder Auslastung und aus Insolvenzgründen 2012
aufgelöst wurde, sei auch das Petruswerk als Vermieter in
wirtschaftliche Bedrängnis gekommen.
Das Petruswerk habe erst 2009
rund 2,5 Millionen Euro in die Sanierung und Modernisierung des Hauses
investiert. Eigentlich sollte die Immobilie verkauft werden. Doch wegen
der Investitionen und des entsprechend hohen Kaufpreises hat es laut
Nowak zu wenige Interessenten gegeben. Das Petruswerk habe deshalb jetzt
den Verein Awo Berlin-Mitte gebeten, dort ein Asylbewerberheim zu
betreiben.
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"Nachbarschaft muss sich keine Sorgen machen"
Der Kreisverband Awo
Berlin-Mitte habe nichts mit der Insolvenz des Landesverbandes zu tun,
sondern agiere wirtschaftlich selbstständig. "Wir betätigen uns seit
1987 im Bereich der Flüchtlingsarbeit. So betreuen wir für das Land
Berlin beispielsweise die beiden Berliner Erstaufnahme-Einrichtungen
Motardstraße in Spandau und Rhinstraße in Lichtenberg", sagt Nowak. Am
Eichborndamm sollen in dem siebengeschossigen Neubau ein besonderer
schutzbedürftiger Flüchtlingskreis untergebracht werden, wie er sagt.
Der Reinickendorfer
SPD-Politiker Thorsten Karge bedauert, dass die "anerkannte
Pflegeeinrichtung aufgrund wirtschaftlicher Nöte schließen muss". Das
bedeute nicht nur für den Ortsteil Wittenau einen Einschnitt, sondern
gerade auch für die Bewohnerschaft und die Mitarbeiter. "Wir wollen ein
vernünftiges Miteinander und werden auch einen Tag der offenen Tür zum
Kennenlernen veranstalten", sagt Awo-Vorsitzender Manfred Nowak. "Wir
legen Wert auf ein gutes Miteinander. Und die Nachbarschaft muss sich
keine Sorgen machen."
Das Geschäft mit Asylbewerbern
Durchschnitt = 11,60 Euro x 200 Asylbewerber = 2320 Euro pro Tag x 30 Tage
Vorwurf gegen bayerischen Landrat / Gemeinde zahlt 20 Euro / Tag
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