Montag, 19. August 2013

Ausgestoßene im eigenen Land

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Die koptisch-orthodoxe Kirche ist die ursprüngliche Kirche Ägyptens (,koptisch' bedeutet »ägyptisch'). Sie wurde im ersten Jahrhundert vom Evangelisten und Apostel Markus gegründet, der in Ägypten missionierte. Die koptische Kirche ist nie Staatskirche gewesen, immer wieder erfuhren ihre Anhänger Verfolgung und Unterdrückung. Deshalb wird sie auch ,Kirche der Märtyrer' genannt. Das Oberhaupt der koptischen Kirche, derzeit Shenouda III., trägt den Titel 'Papst von Alexandrien und Patriarch des heiligen Stuhls von St. Markus'.

Fouad Ibrahim ist Professor für Sozialgeographie und Regionale Geographie Afrikas an der Universität Bayreuth. Er wurde 1938 in Damanhur, Ägypten, geboren. In seiner Forschung setzt er sich unter anderem mit Migrationsprozessen, Identitätswandel und interkulturellen Beziehungen auseinander. Auch zum Islam sowie zur Zuwanderung ägyptischer Kopten nach Deutschland hat Ibrahim Beiträge veröffentlicht. Ilka Thomsen sprach mit ihm über die Situation der koptischen Christen in Ägypten. Das Interview fand Ende 2002 statt, ist aber nach wie vor aktuell.
Gesellschaftlich an den Rand gedräng: Viele Kopten müssen an und von den Müllkippen Kairos leben.
 
 

Professor Ibrahim, Sie sind koptisch-orthodox aufgewachsen. Hatten Sie als Kind deswegen Schwierigkeiten?

Ja. Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind im Kirchhof gewesen bin, da haben die Muslime Steine geworfen gegen die Kirche. Ich kriegte einen an den Kopf - ein ziemlich schlimmer Unfall. In der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, wurden Christen auf der Straße beschimpft, die Priester auch. Ganz abgesehen davon, dass mein Vater, ein Beamter, 40 Jahre lang nicht befördert wurde. So musste ich als Kind erfahren, dass der Vater bei der Arbeit benachteiligt wird. Es sind kleine Erinnerungen, Dinge, die man in einer feindlichen Atmosphäre erlebt hat und die einem das Gefühl gaben, ausgestoßen zu sein aus der Gesellschaft.

1965 kamen Sie nach Deutschland. Was war der Grund, Ägypten zu verlassen?

Meine Frau. Wir hatten uns 1960 in Irland getroffen, wo wir damals beide studierten. Wir haben vereinbart, entweder kommt sie nach Ägypten oder ich nach Deutschland. Ich war schneller. (lacht)

Hatten Sie nach Ihrer Ausreise Schwierigkeiten?

Die ersten sieben Jahre bin ich nicht nach Ägypten gefahren. Erst als ich die deutsche Staatsbürgerschaft besaß. Ich konnte der Familie wegen nicht riskieren, die Ausreisegenehmigung nicht wieder zu bekommen.

Über den Anteil der Kopten an der ägyptischen Bevölkerung findet man sehr unterschiedliche Angaben. Was macht es so schwer, diese Zahl zu bestimmen?

Die offizielle Statistik sagt: weniger als sechs Prozent. Die koptische Kirche sagt: bis zu 20 Prozent. Aber diese Zahl zu veröffentlichen, wäre ein Affront gegen den Staat. Geht man in Kairo durch das Viertel Schubra, wo zwei bis drei Millionen Menschen leben, hat man den Eindruck, mindestens ein Viertel sind Christen. Die offiziellen Zahlen erscheinen also sehr willkürlich.


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