Sonntag, 4. August 2013

Mutter Staat zeigt Krallen

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Von Thomas Paulwitz



Einer „Krallenpfote“ gleiche die Vorsilbe „be-“. Das Wort „betreuen“ sei ein „kräftiges Tätigkeitswort“ des Unmenschen. „Die Betreuung ist diejenige Art von Terror, für die der Jemand – der Betreute – (auch noch) Dank schuldet.“ So schrieb es Dolf Sternberger mit drastischen Worten in seinem „Wörterbuch des Unmenschen“ von 1957: „Man betreut jemanden und damit basta.“ Wer betreut, übt Macht aus. Und diese Macht kann mißbraucht werden.
Daß Deutschland auf dem Weg zum Betreuungsstaat ist, muß daher Unbehagen hervorrufen. Nach dem Willen von Mutter Staat sollen Krippen, Kindergärten und Schulen die Kinder möglichst ganztags betreuen. Schritt für Schritt übernimmt der Staat diejenigen Aufgaben, die traditionell die Familie leistete. Wohin wird das führen? Gewiß, die Großfamilie, die ihren einzelnen Mitgliedern vom Säugling bis zum Greis menschliche Bindungen und ein soziales Netz gewährleistet, ist kaum noch anzutreffen.

Gegen die Familie als Verantwortungsgemeinschaft
Doch selbst die Kleinfamilie wird heute in Frage gestellt, obwohl auch sie noch unerläßliche Grundlagen für das Zusammenleben schaffen kann. Arbeitsteilung, Bindungsfähigkeit, Verantwortung und Rücksichtnahme kann auch der kleine Familienverband sehr gut vermitteln. Statt dessen scheint jedoch der konsumfreudige und selbstbezogene Einzelgänger das erwünschte Leitbild zu sein; ein Mitläufer, der keine kritischen Fragen stellt, einfach seine Arbeit macht und letztlich austauschbar ist. Behörden erhalten sogar handfeste Anweisungen, in Veröffentlichungen „Rollenklischees“ zu vermeiden. Das richtet sich auch gegen die Rollenaufteilung in der Familie als Verantwortungsgemeinschaft.
Ab dem 1. August können Eltern 100 Euro Betreuungsgeld für unter Dreijährige erhalten. Damit soll ausgeglichen werden, daß der Staat jeden Krippenplatz mit rund 1.000 Euro subventioniert, während Familien, die diese Arbeit selbst leisten oder Großeltern und Tagesmütter einsetzen, bislang leer ausgingen. Doch die SPD-regierten Bundesländer bevorzugen die Staatsbetreuung und erschweren bewußt die Antragstellung, etwa indem es Auskünfte nur auf Nachfrage gibt.

Die Arbeitswelt ist familienfeindlich
Familienarbeit wird verstaatlicht, damit die Eltern voll in der Berufsarbeit aufgehen können. Arbeits- und Steuerbelastung sind derart gestiegen, daß ein einziges Einkommen in der Regel nicht mehr ausreicht, um eine Familie zu ernähren; es sei denn, sie schraubt ihre materiellen Ansprüche stark zurück, um mehr Familienarbeit leisten zu können. Die Arbeitswelt ist familienfeindlich. Für Mütter gibt es etwa kaum Halbtags-, sondern meist nur Teilzeitstellen, die drei Tage Vollzeit in der Woche bedeuten.
Wozu für familienfreundliche Arbeitszeiten kämpfen? Der Staat kümmert sich doch darum, daß die Kinder immer früher und immer länger in den Betreuungseinrichtungen bleiben können. Inzwischen eröffnen bereits die ersten 24-Stunden-Kindertagesstätten. Die Berliner SPD erhebt die Forderung, Kinder ab drei Jahren zwangsweise in den Kindergarten einzuweisen. Eine Kindergartenpflicht ist derzeit zwar noch grundgesetzwidrig, denn Artikel 6 gewährleistet: „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht.“

Ein lästiges Grundrecht
Dieses lästige Grundrecht wollen die Sozialisten*** jedoch aushöhlen, indem sie Kindergärten für Kinder ab dem vierten Lebensjahr zu Vorschulen erklären. Dort würde dann nämlich die Schulpflicht gelten. Einzelne Eltern seien mit der Erziehung überfordert. So werden alle Eltern unter Generalverdacht gestellt, ihren Kindern zu schaden, wenn sie diese nicht dem Staat überlassen.
Berufsarbeit und Familienarbeit werden gegeneinander ausgespielt. Der Arbeitgeber fragt verständnislos: „Was, Sie wollen zu Hause bleiben, bis Ihr Kind drei Jahre alt ist?“ Und er erinnert nachdrücklich daran: „Sie haben doch einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz!“ Man halte zudem das Kind von Bildung fern. Das setzt viele Familien unter Druck. Doch die scheinbare „frühkindliche Bildung“ ist eine Mogelpackung. In Wirklichkeit gibt es zuwenig Erzieherinnen, die zudem häufig überfordert sind. Der Staat belastet diese mit Verwaltungskram, der ihnen die Zeit für ihre pädagogische Arbeit wegnimmt. Für Bindung und Bildung bleibt kein Platz, es zählt nur noch die Betreuung.


*** Jani's Kommentar

Das gab es ja nicht einmal zu DDR - Zeiten ....  da hätten sie heute bei mir schlechte Karten - ich bin da absolut renitent ... aus eigener Erfahrung sage ich, dass ich ein Kind frühestens mit 2 Jahren in einen Kindergarten schicken würde ... all die verlorene Zeit mit dem Kind bekommt man nie wieder ... mein Kind ging mit 20 Wochen in eine Kinderkrippe ... lange Zeit liefen mir in der Früh die Tränen, wenn ich mein Kind "abgegeben hatte" ... und ich sträubte mich ständig gegen vorgegebene Uhrzeiten, sobald ich Feierabend hatte, holte ich mein Kind ab oder brauchte ihn erst zum Mittag, das gab solange Knatsch mit der Einrichtung, bis sie sich geschlagen gaben ... schließlich und endlich war es mein Kind!


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