Von Carla Hanus
Für Ralf-Peter Weber ist es mit zwei, drei Worten
gesagt, warum er Peter Kuras gern als Oberbürgermeister sehen würde: „Er
kann’s.“ Der Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Bürgerliste spricht
zwar gestern Nachmittag noch nicht für seine Partei („Ich kann einem
Parteivotum ja nicht vorgreifen.“), doch ist er als Bündnisgrüner und
Unternehmer überzeugt, dass sich sowohl in der Partei als auch in der
Wirtschaft viele Mitstreiter finden werden.
Von
einem überparteilichen Bündnis getragen ist Peter Kuras gestern als
unabhängiger Kandidat zur Wahl für das Oberbürgermeisteramt angetreten.
Der Präsident der Landesstraßenbaubehörde mit Arbeitsort in Magdeburg
möchte damit in die Kommunalpolitik zurückkehren. Das sei die Rückkehr
aus dem eher aufsichtsführenden Gremium in das eher Gestaltende.
Kommunalpolitik ohne Parteiinteressen
Bisher sechs OB-Kandidaten gemeldet
Für die Dessau-Roßlauer
Oberbürgermeisterwahl gibt es mit Peter Kuras sechs Kandidaten. Als
erste Partei hatte die CDU ihren Kandidaten bekannt gegeben. Stefan
Exner, Präsident im Dessau-Roßlauer Stadtrat, will Verwaltungschef
werden. Mitte Januar hat die Alternative für Deutschland (AfD) Andreas
Mrosek aufgestellt, der von 2002 bis 2004 für die CDU im Dessauer
Stadtrat saß. Wieder gewählt werden möchte Oberbürgermeister Klemens
Koschig (Neues Forum), der im November seine Kandidatur bekannt gegeben
hat. Als Einzelbewerber haben bisher Jacob Uwe Weber (parteilos) und
Stephan Willerding (parteilos) ihre Kandidatur angekündigt.
Der
neue Oberbürgermeister und der neue Stadtrat in Dessau-Roßlau werden
wie die Ortschaftsräte am 25. Mai gewählt. An dem Tag finden auch die
Europawahlen statt. Bewerbungsschluss für die Oberbürgermeisterwahl ist
der 28. April, 18 Uhr.
Und außerdem in die Verwaltung in seiner Heimatstadt,
in der er Ende der 1980er Jahre schon einmal tätig war, zuletzt als
Amtsleiter für Tourismus und Sport. Ab 1991 war Kuras als
Abteilungsdirektor beim Regierungspräsidium Dessau für Kommunales und
Wirtschaft verantwortlich, bevor er von 2004 bis 2012 als Vizepräsident
beim Landesverwaltungsamt Halle zuständig für Kommunales, Wirtschaft,
Verkehr, Raumordnung, Planfeststellung, Stiftungsaufsicht und
Sportförderung zuständig war. Diesen breiten Erfahrungsschatz möchte
Kuras, der 1958 in Dessau geboren wurde, nun in seiner Heimatstadt
einbringen. Unabhängig von Parteiinteressen, „in der Kommunalpolitik
geht es um Sachentscheidungen“, unterstreicht er bei seiner Vorstellung
im Technikmuseum, dessen Fördervereinsvorsitzender Kuras ist, mehrfach.
Unterstützung auch aus anderen Parteien
In
dem überparteilichen Bündnis, das Kuras unterstützt, sieht er dafür
eine gute Voraussetzung. Zwar ist Kuras FDP-Mitglied, doch weder seine
Partei, noch die Bündnisgrünen oder die Sozialdemokraten haben einen
eigenen Kandidaten aufgestellt. Gespräche haben gezeigt, dass im
Kommunalen über die Parteigrenzen hinweg Ziele verfolgt werden können,
auch wenn es nicht einfach ist, verschiedene Parteiprogramme auf einen
Kandidaten zu orientieren.
Gemeinsamkeiten hat
Robert Hartmann, der stellvertretende Vorsitzenden des
SPD-Stadtverbandes für die Sozialdemokraten ausgemacht: „Ich sehe in
Peter Kuras eine Persönlichkeit, dem Wirtschaft, Kultur, Bildung,
Stadtentwicklung, Infrastruktur, soziale Ausgewogenheit nicht nur
gleichwertig wichtig sind, er sieht auch die Zusammenhänge und die
Bedeutung der gegenseitigen Wechselwirkung als ebenso gewichtig an.“
Ralf-Peter Weber schätzt untern anderem die Erfahrungen, die Kuras als
Leiter großer Verwaltungen gewonnen hat. Worin ihm Jürgen Neubert, der
Fraktionsvorsitzende der Liberalen im Stadtrat, der zur OB-Wahl vor
sieben Jahren noch Klemens Koschig unterstützt hatte, zustimmt. Mit
Peter Kuras sieht der einstige Oberbürgermeister Neubert die große
Chance, dass sich im gesamten städtischen Auftreten etwas verändert.
Unterstützung auch von ehemaligem Bauhaus - Direktor Oswalt
Was
Kuras als eines seiner Ziele formuliert: „Ich trete ein für mehr
Selbstbewusstsein als Oberzentrum dieses Landes, für mehr Einigkeit im
Handeln und mehr Behauptungswillen gegenüber der Landesregierung.“ Und
was ihm unter anderem der ehemalige Bauhausdirektor Philipp Oswalt
zutraut: „Peter Kuras ist ein Macher mit großer Führungskompetenz. Er
hat standing und Stehvermögen.“ Kuras könne viele Leute hinter sich
bringen, dass diese an einem Strang ziehen, hat Oswalt in seiner
Dessauer Zeit erfahren. Da für ihn Kuras in gewisser Weise als
Quereinsteiger zählt, der in den hiesigen Strukturen nicht gebunden ist,
glaubt er an einen „frischen Zugriff, der hier in vielen verfahrenen
Situationen dringend not tut“. Es sei doch oft so, dass es an einer
einzigen Person hänge, ob und wie sich was entwickelt.
Was
sich entwickeln soll, auch das umreißt Kuras. Die Stärkung der
Wirtschaftskraft nennt er, will eine stringentere Bestandspflege und ein
offensives Bemühen um Neuansiedlungen. Er nennt den Erhalt der reichen
Kulturlandschaft und hofft dabei, dass bis dahin keine irreparablen
Schäden entstehen. Naturverträglicher Tourismus, insbesondere der
Radwegeausbau ist ein weiterer seiner Punkte. Bevor er auf die
Führungsverantwortung im Rathaus eingeht. Autoritäres Führen sei dabei
nicht sein Stil, sondern das Treffen von Entscheidungen und die Stärkung
der Eigenverantwortung der Mitarbeiter bei Vorgabe der
Entwicklungsrichtung. Den Weg dahin sieht er in einem offenen
innovativen Klima. „Das brauchen wir wieder in allen Bereichen.“
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