HALLE (SAALE)/MZ. Rüdiger
Lessig, Direktor der Rechtsmedizin in Halle, spricht im Fall der
55-jährigen Frau, die am vergangenem Sonnabend tot in ihrer Wohnung
gefunden wurde, von einer Kehrtwende. Anders als von der Polizei bisher
vermutet, ist die Frau nicht verhungert, sondern an einem akuten
Magendurchbruch gestorben. „Die Frau ist zwar stark abgemagert gewesen,
sie hat aber bis kurz vor ihrem Tod noch Flüssigkeit und Nahrung zu sich
genommen“, sagte Lessig gestern der MZ. In welchen Mengen dies
geschehen sei, könne er aber nicht sagen.
„Die Frau hatte seit längerer Zeit ein Magengeschwür, das nicht
behandelt worden ist“, sagte Lessig. Dies habe zu dem Magendurchbruch
geführt, sagte der Direktor der Rechtsmedizin nach der Obduktion. Die
Untersuchung der Leiche hatte die Staatsanwaltschaft „nach nochmaliger
Rücksprache mit der Polizei und weiteren Ermittlungen“ angeordnet, sagte
Sprecher Klaus Wiechmann. Zunächst hatte die Behörde keinen Anlass für
Ermittlungen gesehen.
Am Wochenende hatten Nachbarn die Polizei alarmiert, weil sie die
55-Jährige mehrere Tage nicht gesehen hatten. Die Frau hatte offenbar
seit Monaten kein Einkommen mehr. Hilfsangebote der
Wohnungsgenossenschaft, bei der sie drei Monate Mietrückstand hatte,
lehnte die Frau ab. Zudem brach sie den Kontakt zum Jobcenter ab.
„Letztmalig war die Frau am 31. Januar bei ihrem persönlichen
Ansprechpartner“, sagte Sprecher Michael Rücker. Dabei habe die
55-Jährige erklärt, sie wolle die Kooperation beenden.*** Den nächsten drei
Einladungen sei sie nicht mehr gefolgt. Bei den Gesprächen davor seien
aber „keinerlei Auffälligkeiten erkennbar“ gewesen, sagte Sprecher
Rücker.
Nach Auskunft einer Nachbarin habe die Frau aber vor drei Wochen
angefangen, um Lebensmittel zu bitten. Die 55-Jährige habe dabei
mehrfach über „furchtbaren Hunger“ geklagt.
mz-web.de
*** Janis Kommentar
So so, die Frau hatte also erklärt, sie wolle die Kooperation mit dem Jobcenter einstellen. Obwohl sie keinen Job hatte. Sie war 55 Jahre. Das heißt für jeden Ostdeutschen, dass sie 00000 Chancen auf dem ostdeutschen Markt der Möglichkeiten (400 Euro Jobs, Niedriglöhne, gar keine Jobs ....) hatte.
Mir zeigt dieser Fall, wie menschenunwürdig Hartz IV tatsächlich ist. Denn es ist bekannt, wie Mitarbeiter der Arbeitsagenturen den Druck, den sie selbst bekommen oder einfach auch ihr eigenes schlechtes Benehmen an Arbeitssuchende auslassen.
Es tut mir in der Seele weh, dass soetwas in einem reichen Land wie Deutschland passiert. Ach, ich vergass, reich sind ja nur die oberen Zehntausend. Die Mittelschicht schrumpft, dafür steigt die Zahl der Mittellosen trotz in Lohn & Brot stehenden.
Ich war erschüttert und bin es eigentlich immer noch. Aber egal, Deutschland rettet erst einmal den Euro und schafft dabei gleich einmal sein Volk ab. Das macht doch nichts. Wir jammern doch auf einem recht hohen Niveau. Im Vergleich zu den Ländern der 3. Welt. Sagte letztens jemand zu mir. So ganz Unrecht hatte er ja nicht. Aber eben nur so ganz und nicht zu 100 Prozent. Denn nur jemand, der selbst noch nie betroffen war und auch nicht nach rechts und links schaut, kann soetwas sagen.
Das Jammern auf hohem Niveau im Gegensatz zu den armen Ländern ist eben nur der Vergleich von Äpfel mit Birnen und schließt dabei aus, dass in Deutschland Armut trotz Arbeit real ist. Und ob Deutschland tatsächlich in der Lage sein wird, diesen ganzen fundamentlosen Eurowahn zu stabilisieren ohne dabei sein eigenes Fundament zu gefährden, darf bezweifelt werden.
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