Liebe oder Sauberkeit?

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Es ist schon eine Weile her. Wir wohnten damals in einer großen Altbauwohnung, Vater, Mutter, zwei Kinder, ganz oben in der vierten Etage. Es war Samstag, ich war allein in der Wohnung und wie immer an diesem Tag mit dem Wochenendwohnungsputz beschäftigt. Ich erinnere mich noch genau: Ich hatte gerade den Staubsauger in der Hand, als mich eine innere Stimme sehr deutlich aufforderte, einen Nachbarn in der „dritten“ aufzusuchen.

Dieser lebte mit seiner Frau in der dritten Etage, gelegentlich trafen wir uns im Treppenhaus oder im Müllkeller und hielten einen kurzen Schwatz. Ziemlich unerwartet starb seine Frau, er blieb allein, einsam und kränkelnd zurück. Hin und wieder sah man sich, blieb kurz stehen, fragte nach dem Befinden und wünschte sich einen guten Tag.

Und an jenem Samstag war ich nun auf- und herausgefordert, bei ihm zu klingeln und ihm etwas von Gottes Liebe zu erzählen, ihm einen Psalm vorzulesen, vielleicht ein Gebet mit ihm oder für ihn zu sprechen. Ich meinte das deutlich zu „hören“. Nichts davon tat ich, weil ich der Überzeugung war, es wäre wichtiger, eine picobello saubere Wohnung zu haben, bevor meine Lieben wieder heimkehrten.

Noch heute bereue ich meine damalige (?) Unfähigkeit, das WIRKLICH Wichtige vom relativ Unwichtigen zu unterscheiden. Kurze Zeit danach verstarb der Nachbar. Ich bin gewiss, dass es Gottes Stimme damals war, die mir unmissverständlich einen klaren Auftrag gab, den ich ignorierte, weil mein Egoismus stärker war. 

Kennst du solche Situationen auch? Wie gehst du damit um, wenn dich Gottes Stimme erreicht? Folgst du IHM oder verdrängst du SEINE Weisung? Tröstlich, dass Gott eine solche Engelsgeduld mit uns hat und es wieder und wieder versucht anzuklopfen. Danke Gott!

Angelika Pohl für GottinBerlin.com

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