Glutenintoleranz – Die unerkannte Qual
Eine Glutenintoleranz kann
sich in vielen Symptomen äußern. Meist sind es Verdauungsbeschwerden, oft
Kopfschmerzen, häufig Konzentrationsstörungen und nicht selten auch
Übergewicht, das sich einfach nicht abbauen lässt. Glutenintoleranz gehört bei
den meisten Ärzten leider noch immer nicht zum üblichen Diagnose-Repertoire –
obwohl immer mehr Menschen mit einer unerkannten Glutenintoleranz zu kämpfen
haben und sich aufgrund der glutenintoleranztypischen Symptomvielfalt mehr
schlecht als recht durch den Alltag quälen.
Symptome ohne Grund? – Ein Erfahrungsbericht
Marika litt viele Jahre
lang an Verdauungsbeschwerden und bekam die wenig hoffnungsvolle Diagnose
Reizdarm, die auf einen Symptomenkomplex hinweist, für den die Schulmedizin
weder Ursachen noch Heilmaßnahmen kennt. An eine Glutenintoleranz dachte nie
ein Arzt.
Da Marika ausserdem so
gut wie nie durchschlafen konnte, häufig von Migräneattacken heimgesucht
wurde, mal hier und mal da Schmerzen verspürte, ohne dass je eine Ursache dafür
gefunden worden wäre und sich infolge all dieser körperlichen Beeinträchtigungen
eine gewisse Schwermut entwickelte, erhielt sie schliesslich nach einer langen
Odyssee von Arzt zu Arzt vor einem knappen Jahr endlich eine Diagnose. Doch
lautete sie nicht Glutenintoleranz, sondern Fibromyalgie.
An ihrem Befinden änderte
diese Diagnose leider nichts. Marikas Symptome waren nach wie vor da und die
verordneten Medikamente (Antidepressiva, Schmerz- und Schlafmittel) wirkten
kaum oder nur kurzfristig, brachten ihr im Gegenteil auch noch Nebenwirkungen
ein. Wärmebehandlungen, Kälteanwendungen, Moorbäder, Akupressur, Hydrotherapie,
Guaifenesin* u. a. – Marika hat alle bei Fibromyalgie empfohlenen Alternativen
durch – ohne Erfolg.
*Guaifenesin ist eigentlich ein schleimlösendes
Hustenmittel, das aufgrund einer Theorie eines amerikanischen Arztes in manchen
Fällen auch bei Fibromyalgie hilfreich sein soll.
Vor einem halben Jahr
dann las Marika in einem Artikel über die möglichen Anzeichen einer
Glutenintoleranz. Fasziniert erkannte sie sich selbst in all den aufgezählten Symptomen. Reizdarmähnliche
Probleme könnten von einer Glutensensitivität ausgelöst werden,
stand da. Außerdem könne Glutenintoleranz bei manchen Menschen zu Migräne,
zu Depressionen, Schlafstörungen und vielen weiteren
Symptomen mehr führen. Von Fibromyalgie war da jedoch nichts zu lesen. Oder
doch? Ist Fibromyalgie nicht genau das, was dort beschrieben war? Eine
Symptomsammlung ohne bekannte Ursache, die zudem noch bei jedem Betroffenen
ganz individuell ausfallen kann?
Sofort ließ sich Marika
seinerzeit einen Termin bei ihrem Arzt geben und bat diesen um einen Test auf
Glutenintoleranz. Grosse Überzeugungskraft war dazu nötig, weil ihr Arzt
zunächst keinen Anlass für einen solchen Test sah. Schließlich ließ er sich
jedoch erweichen, und gespannt wartete Marika auf das Ergebnis – voller
Hoffnung, endlich dem Spuk ein Ende setzen zu können und bald wieder normal und
ohne Beschwerden leben zu dürfen. Dann die Enttäuschung: Negativ, keine
Glutenintoleranz.
Auf dem Nachhauseweg
entschied sich Marika dennoch dazu, ihre Ernährung umzustellen. Schaden könne
es ja nicht, dachte sie sich, wenn sie einfach einmal eine Zeitlang glutenfrei
leben würde.
Und in der Tat, schaden
tat ihr die glutenfreie Ernährung wirklich nicht. Mehr noch: Marika fühlte sich
bereits am dritten Tag mit glutenfreier Ernährung deutlich wohler. Ihr Reizdarm
schien sich spürbar beruhigt zu haben. Sie schlief überdies nachts besser, und
tagsüber fühlte sie sich geistig wacher und leistungsfähiger. Hatte sie
womöglich doch an einer Glutenintoleranz gelitten?
Nach insgesamt vier
Wochen hatte sich ihre Verdauung annähernd
normalisiert. Und während sie normalerweise fast wöchentlich eine
Migräneattacke erlitt, war das im letzten Monat mit der neuen Ernährung nur ein
einziges Mal der Fall gewesen – und zwar mit überdies merklich geringerer
Intensität. Schmerzen hatte sie nur noch selten und ihre Depression wich
aufgrund der plötzlichen Genesung einem erfrischenden Hochgefühl.
Jetzt ein halbes Jahr,
nachdem Marika ihre Ernährung umgestellt hat, geht es ihr so gut wie nie zuvor.
Migräne hat sie keine mehr. Verdauungsbeschwerden und Schmerzen scheinen sich
in Luft aufgelöst zu haben und ihre Stimmung ist die einer lebensbejahenden Frau.
Produkte mit Weizen oder Gluten rührt Marika noch immer
nicht an und dabei wird es auch bleiben. Zu gut sind ihr die undefinierbaren
Schmerzen – mal in den Gelenken, dann wieder in der Muskulatur – in Erinnerung
geblieben. Auch die Migräne, die schlaflosen Nächte und die Hoffnungslosigkeit
nach jedem Arztbesuch lassen sich nicht so leicht vergessen. Marika ist sich
sicher, glutenintolerant zu sein.
Wie kann es sein, dass
Gluten – ein Proteinkomplex in manchen Getreidearten – zu all diesen Symptomen führt?
Und wie kann es sein, dass der Test auf Glutenintoleranz negativ ausfiel, wenn
es doch eindeutig das Gluten war, das die Beschwerden verursachte?
Was ist Gluten?
Gluten ist eine Mischung
aus verschiedenen Proteinen, die sich nicht nur im Weizen, sondern auch in
vielen anderen Getreidearten befinden, z. B. im Dinkel, Roggen, Hafer und in
der Gerste. Ebenfalls glutenhaltig sind etliche sog. Urgetreidearten wie Einkorn,
Kamut und Emmer.
Für das Getreidekorn ist
das Gluten ein Speicherprotein, das im Laufe des Keimprozesses dem Keimling
Nährstoffe bereitstellt. In der Backstube des Menschen sorgt das Gluten
hingegen dafür, dass das Brot beim Backen schön zusammenhält. Es ist der
Kleber. Daher gibt man in Brotrezepte mit glutenfreien Getreidearten oder
Pseudogetreidearten regelmässig Bindemittel hinzu, welche die
Klebereigenschaften des hier fehlenden Glutens übernehmen sollen.
Zu den glutenfreien
Getreidearten gehören die Hirse, der Teff (eine Hirseart) und der Reis sowie
die Pseudogetreidearten Quinoa, Amaranth und Buchweizen.
Gluten nun besteht aus
zwei Gruppen, den sog. Prolaminen und den Glutelinen. Diese unterscheiden sich
geringfügig in ihrer Struktur je nach Getreideart und bekommen dann gleich auch
andere Namen.
Die weizentypischen
Gluteline werden Glutenin genannt.
Die Prolamine heißen im
Weizen Gliadin, im Hafer heißen sie Avenin und im Roggen Secalinin. Und auch
diese Stoffe lassen sich jetzt noch weiter unterteilen: Denn es gibt nicht nur
ein einziges Gliadin im Weizen, sondern viele verschiedene, nämlich das Alpha-,
das Beta-, das Gamma- und das Omega-Gliadin.
Tests für Glutenintoleranz oft sinnlos
Bei den üblichen Tests
für Glutenintoleranz wird lediglich nach einem einzigen "Stoff"
gefahndet, nämlich nach Antikörpern gegen Gliadin in der alpha- oder
beta-Variante. Das Gluten birgt aber viel mehr riskante Stoffe, wie z. B. das
Weizenkeimagglutinin, das Gluteomorphin (auch Gliadorphin genannt, das erst bei
der Verdauung von Gliadin entsteht), dann das Glutenin und auch das omega- oder
gamma-Gliadin.
Jede einzelne oder auch
eine Kombination aus diesen Substanzen kann ebenfalls zu
Unverträglichkeitsreaktionen führen. Infolgedessen ist es durchaus möglich,
auch dann an einer Glutensensitivität zu leiden, wenn der übliche
Glutenintoleranz-Test negativ ausfällt.
Glutensensitivität, Glutenunverträglichkeit und Glutenintoleranz – Was
ist der Unterschied?
Vielleicht fragen Sie
sich an dieser Stelle, was wohl der Unterschied zwischen Glutensensitivität und
Glutenunverträglichkeit ist. Und was die Glutenintoleranz damit zu tun hat. Die
gute Nachricht ist, dass alle drei Begriffe dieselbe Erscheinung bezeichnen
können.
Meist jedoch werden
"Glutenunverträglichkeit" und "Glutenintoleranz" als
Oberbegriffe für sämtliche Unverträglichkeitsreaktionen verwendet, die im
Zusammenhang mit Gluten auftreten können. Hierzu zählen dann sowohl die Zöliakie als
auch die Glutensensitivität.
Während die Diagnose der
Zöliakie – einer Autoimmunerkrankung – relativ sicher anhand einer Biopsie und
bestimmter Blutmarker gestellt werden kann, verhält es sich bei der
Glutensensitivität aufgrund oben erwähnter Schwierigkeiten in Bezug auf den
Glutenintoleranz-Test nicht ganz so einfach.
Die vielfältige
Symptomatik der Glutensensitivität erleichtert die Diagnose auch nicht gerade.
Während nämlich die Zöliakie-Symptome recht eindeutig sind (Durchfall, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust,
Nährstoffmangel), können bei einer Glutensensitivität auch solche Symptome
auftreten, die man auf den ersten Blick nicht mit einer
Nahrungsmittelunverträglichkeit in Verbindung bringen würde.
Zu den Symptomen der
Glutensensitivität können zwar auch Verdauungsstörungen gehören, doch genauso
Kopfschmerzen, Erschöpfung, Schlafstörungen, ein Gefühl des Benebeltseins, Konzentrationsstörungen, ADHS, ADS, Autismus-Symptome, Stimmungsschwankungen,
Schwindel oder ein Übergewicht, das sich trotz aller Bemühungen
einfach nicht mehr abbauen lässt.
Beide
Glutenunverträglichkeiten können überdies zu (weiteren)Autoimmunerkrankungen führen bzw. solche
verstärken. Dazu gehören z. B. die Hashimoto Thyreoiditis (chronische
Schilddrüsenentzündung) oder auch die Rheumatoide Arthritis.
Weizenallergie
Der Vollständigkeit
halber sei noch die Weizenallergie erwähnt, die häufig Kleinkinder betrifft.
Die allergische Reaktion richtet sich hier ausschließlich gegen Eiweiße des
Weizens, also nicht unbedingt auch gegen Eiweiße anderer Getreidearten. Eine
generell glutenfreie Ernährung kann hier daher nicht in jedem Fall helfen, da
Weizen neben Gluten auch noch andere Eiweisse enthält, die allergen wirken
können.
Die Symptome der
Weizenallergie können jedoch – genau wie bei der Glutensensitivität – sehr
unterschiedlich sein und bis hin zu Neurodermitis und Epilepsie reichen.
Die Diagnose erfolgt über
den Nachweis entsprechender IgE-Antikörper, die typisch für Allergien vom
Soforttyp sind. Hier treten die Symptome meist innerhalb weniger Minuten nach
dem Verzehr des entsprechenden Allergens (hier Weizen) auf. Bei der
Glutensensitivität hingegen können Symptome auch zeitversetzt, also einige Tage
später auftreten, was das Erkennen eines Zusammenhanges umso schwieriger macht
– sowohl für den Patienten als auch für den Arzt.
Glutensensitivität betrifft viele Menschen – Nur die wenigsten wissen
davon
Während nun eine Zöliakie
und auch die Weizenallergie eher seltene Erscheinungen darstellen, betrifft die
Glutensensitivität viele Menschen – und die meisten wissen gar nichts davon.
Die Gründe dafür haben wir oben bereits genannt: Die Glutensensitivität äussert
sich in Symptomen, die genauso zu vielen anderen Krankheiten gehören könnten
und die außerdem oft nicht – wie bei einer Allergie vom Soforttyp – direkt nach
Glutenverzehr auftreten, sondern auch erst später.
Da ferner die Symptome
bei jedem Menschen andere Formen und Ausmaße annehmen können, ist es kaum
möglich, allein anhand der Symptomatik hundertprozentig auf eine
Glutensensitivität zu schließen.
Sechs Gluten-Symptome
Wir stellen Ihnen nun
zunächst sechs häufige Symptome vor, die mit einer Glutensensitivität
einhergehen können und geben dann Hinweise, wie Sie sicher gehen können, ob es
sich bei Ihnen – falls Sie an diesen (oder auch anderen rätselhaften Symptomen)
leiden – um eine Glutensensitivität handelt oder nicht. Manchmal halten sich
die Symptome immer nur wenige Stunden. In manch anderen Fällen, bleiben die
Symptome über viele Wochen hinweg bestehen und sind damit gar schon chronisch
geworden.
1. Verdauungsbeschwerden
Verdauungsbeschwerden gehören zu den häufigsten Symptomen einer Glutenunverträglichkeit. Hierzu gehören Blähungen, nicht abgehende Blähungen, Bauchkrämpfe ohne medizinischen Befund, Verstopfung, Durchfall oder beides abwechselnd. Häufig werden Menschen mit diesen Symptomen – wenn sich mit den üblichen Diagnosemethoden keine körperlichen Ursachen finden lassen – vom Arzt mit der Diagnose Reizdarmsyndrom bedacht.
2. Migräne und Depressionen
Während Verdauungsbeschwerden meist den Verdacht nahe legen, dass die Ernährung an deren Entstehung beteiligt sein könnte, ist das bei Kopfschmerzen und Migräne jedoch selten der Fall. Selbst manche Migräneexperten behaupten, dass ein Zusammenhang zwischen bestimmten Lebensmitteln und einer Kopfschmerzattacke nur auf Einbildung oder falschen Schlussfolgerungen der Patienten beruhe.
Ob es nun Einbildung ist,
dass eine Migräne häufig bei jenen Patienten auftritt, die zu
Blutzuckerschwankungen bzw. einer entsprechend zuckerreichen Ernährung neigen,
bei Patienten, die empfindlich auf histaminreiche Lebensmittel reagieren
(reifer Käse, Wein, Räucherfisch etc.) oder bei Patienten, die Koffein nicht
vertragen, mag ja – mangels wissenschaftlicher Beweise - bezweifelt werden
können. Nicht bezweifelt werden kann jedoch der Zusammenhang zwischen Gluten
und Kopfschmerz.
Bereits mehrere Studien
belegen hier, dass eine Glutenunverträglichkeit nicht nur ein Problem ist, das
im Darm sein Unwesen treibt, sondern vielmehr eine Krankheit darstellt, die zu
eindeutigen neurologischen Störungen einschliesslich Kopfschmerz führen kann.
So schreibt
beispielsweise Dr. Rodney Ford von
der Kinderklinik für Gastroenterologie und Allergien in Christchurch,
Neuseeland in seiner Arbeit "Das Gluten-Syndrom: Eine neurologische Krankheit",
dass Gluten sowohl bei Zöliakie als auch bei einer Glutensensitivität das
Nervensystem schädige und somit neurologische Symptome auslöse. In seiner
Zusammenfassung gibt er folgendes an:
Gluten kann aufgrund einer Kombination aus kreuzreagierenden Antikörpern, einer Serumkrankheit und direkter Toxizität neurologische Schäden verursachen. Diese Schäden können sich in einer Regulationsstörung des autonomen Nervensystems, in Zerebellären Ataxien (Bewegungsstörungen, die ihren Ursprung im Gehirn haben), in einer Hypotonie (niedriger Blutdruck), in Entwicklungs- und Lernstörungen (bei Kindern), in Depressionen sowie Migräne und Kopfschmerz zeigen.
Dr. Ford weiter:
Es ist sinnlos, mit Darmschäden und Nährstoffmängeln die Symptomvielfalt der glutensensitiven Menschen erklären zu wollen, wenn doch Gluten der ursächliche Schuldige an diesem Leid ist, das sich "Gluten-Syndrom" nennt.
3. Kribbeln und Taubheitsgefühle in
Armen und Beinen
Auch Schwindel, Gleichgewichtsstörungen sowie Schwäche-, Kribbel- oder Taubheitsgefühle in Armen und Beinen weisen auf Störungen im Nervensystem hin und können daher auf eine Glutensensitivität hinweisen.
4. Autoimmunerkrankungen
Selbst Autoimmunerkrankungen – wie z. B. die chronische Schilddrüsenentzündung Hashimoto oder eine rheumatoide Arthritis – können ein Zeichen einer Glutensensitivität sein bzw. sich durch eine solche gravierend verschlechtern. Details zu den Zusammenhängen zwischen Autoimmunerkrankungen und Gluten erklären wir hier: Gluten heizt Autoimmunerkrankungen an.
5. Fibromyalgie
Fibromyalgie ist vermutlich keine Krankheit, sondern ein Symptomenkomplex mit unbekannter Ursache. Ähnlich wie beim Reizdarmsyndrom könnte auch die Fibromyalgiediagnose in manchen Fällen nichts weiter sein als eine Verlegenheitsdiagnose, weil sich eben keine Erklärung für die vorhandenen Symptome finden lässt.
Doch ist es wirklich
hilfreich, wenn man Ihnen sagt, Sie hätten Muskel- und Bindegewebsschmerzen?
Nichts anderes bedeutet der Begriff "Fibromyalgie". "Fibro"
heißt Bindegewebe, "Myo" steht für Muskeln und "Algia"
bedeutet Schmerz.
Wie aber würden Sie es
finden, wenn Ihre Symptome – wie auch immer man sie nennen mag – nichts weiter
als die Folgen einer unerkannten Glutensensitivität wären? Wenn sich Ihre
Symptome merklich bessern würden, wenn Sie Ihre Ernährung umstellten? Wenn Sie
in Wirklichkeit gar keine Antidepressiva, Muskelrelaxantien,
Schmerzmittel etc. bräuchten, sondern aufgrund Ihrer Glutensensitivität viel
eher eine glutenfreie Ernährung nötig hätten?
In seiner Dissertationsarbeit aus dem Jahr 2005 an der
medizinischen Fakultät der Universität München beschrieb Dr. med. Mario Krause
ein Projekt mit Fibromyalgie-Patienten, die eine Eliminationsdiät durchführten
und in regelmäßigen Abständen über ihr Befinden berichteten.
Krause schrieb, er sei zu
einem solchen Projekt durch frühere Studien zum Chronic fatigue syndrome (CFS –
Chronisches Müdigkeitssyndrom) und Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie
durch die Arbeiten von Eneström motiviert worden.
Letzterer habe eine vermehrte IgG-Antikörper-Ablagerung in der Haut von
Fibromyalgie-Patienten nachweisen können, so dass man vermuten könne, die
Fibromyalgie stehe mit Nahrungsmittelallergien in Verbindung oder werde von
diesen zumindest verschlimmert.
Die Schulmedizin hält von
einer Verbindung zwischen IgG-Antikörpern und bestimmten chronischen
Beschwerden dennoch nahezu gar nichts, ja, sie rät in den meisten Fällen sogar
von diätetischen Einschränkungen ab, da diese sinnlos seien.
An Krauses Projekt nun
nahmen 68 Patienten teil, die durchschnittlich seit 10 Jahren an einer ärztlich
diagnostizierten Fibromyalgie litten. Nach 8 Wochen, in denen sie jene
Lebensmittel aus ihrem Speiseplan eliminierten, gegen die man bei ihnen
IgG-Antikörper gefunden hatte (= Eliminationsdiät), klagten nur noch 25 % der
Patienten an Muskelschmerzen. Zu Beginn der Studie waren es 66 % gewesen.
Anfangs schliefen 63 % sehr schlecht, nach 8 Wochen Diät waren es nur noch 22
%. Gelenkschmerzen begleiteten 54 % der Patienten vor der Studie, nach 8 Wochen
nur noch 29 %.
Auch sämtliche andere
Symptome besserten sich markant, ob Migräne, Depression, Reizblase,
Wortfindungsstörungen, Rückenschmerzen, schmerzhafte Regelblutung, kribbelnde
oder taube Füße, Tinnitus, trockene
Schleimhäute, geschwollene Hände, Füße und Gesicht etc.
Zwar führten die
Patienten nicht ausschließlich eine glutenfreie Diät durch, sondern eine
Eliminationsdiät, was bedeutet, dass sie auch andere Lebensmittel mieden, die
sich im IgG-Test für sie persönlich als problematisch entpuppt hatten. Da
jedoch Gluten zu den häufigsten Allergenen zählt, lohnt es sich – insbesondere
für Menschen, die keinen IgG-Test machen möchten/können – zunächst einmal mit
einer glutenfreien und idealerweise auch einer milchfreien Ernährung zu
beginnen.
6. Ständige Müdigkeit
Manche Menschen fühlen sich ständig wie zerschlagen, andere werden regelmässig nach dem Essen hundemüde und sind vorerst zu nichts mehr fähig. Häufig spricht man bei Menschen, deren Alltag von der ständigen Müdigkeit eingeschränkt wird, vom Chronischen Müdigkeitssyndrom (CFS).
Doch bezeichnen viele
Alternativmediziner auch dieses Syndrom – genau wie die Fibromyalgie (zu deren
Symptomenkomplex ja auch die Müdigkeit gehören kann) – nicht als Krankheit.
Schließlich ist CFS (Chronisches Müdigkeitssyndrom) wieder nur die Bezeichnung
für einen Zustand und bietet nicht den Hauch einer Ahnung in Bezug auf mögliche
Ursachen.
Die ständige Müdigkeit
ist übrigens eines jener Symptome, das sich bei Vorliegen einer
Glutensensitivität nach der Umstellung auf eine glutenfreie Ernährungsweise am
allerschnellsten verflüchtigen kann.
In oben genanntem Projekt
waren vor der Ernährungsumstellung 60 % der Patienten tagsüber chronisch müde
und 42 % litten an Antriebsschwäche. Nach 8 Wochen bezeichneten sich nur noch
22 % als müde und nur noch 17 % als antriebsschwach.
Leiden auch Sie an
Glutensensitivität?
Wenn eines oder sogar
mehrere dieser Symptome bei Ihnen vorhanden sind oder zeitweise auftreten und
Sie regelmässig glutenhaltige Lebensmittel zu sich nehmen, dann könnten Ihre
Beschwerden tatsächlich im Gluten ihren Ursprung haben.
Wie aber können Sie nun
herausfinden, ob Sie an einer Glutensensitivität leiden?
Schreiben Sie zunächst
jedes einzelne Symptom auf, das Sie an sich beobachten können – sowohl
sporadische als auch chronische Symptome. Schreiben Sie wirklich alle Ihre
derzeitigen Symptome auf, auch solche, die Sie nicht mit Gluten in Verbindung
bringen und die wir hier nicht aufgezählt haben. Schliessen Sie also nicht
manche Symptome von vorn herein aus, weil sie andere Ursachen vermuten. Womöglich
ist doch das Gluten daran schuld.
Wenn Sie also
beispielsweise Rückenschmerzen haben, dann schreiben Sie die Rückenbeschwerden
auf Ihre Liste – auch wenn Sie zunächst der Meinung sein sollten, sie kämen nur
von ihrer sitzenden Tätigkeit.
Zentrum der Gesundheit
...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen