Amoklauf der Barmherzigkeit
Weltfremd und abgehoben irrlichtern evangelische und katholische Kirche durch die Asylkrise
26.02.16
Mit ihren Nöten und Ängsten werden
Deutschlands Kirchgänger in der Asylkrise nahezu vollkommen
alleingelassen. Evangelische und katholische Würdenträger übertrumpfen
sich darin, es den einströmenden Asylbewerbern Recht zu machen. Es
gelte, „Jesus in den Flüchtlingen zu entdecken.“ Dem Islam stehen sie
völlig kritiklos gegenbüber.
„Nein, Gott hat sich nicht von diesem
Land abgewandt, sein Bodenpersonal aber schon“, glaubt Pastor Jakob
Tscharntke (siehe PAZ, Nummer 52, Seite 8). Der Geistliche von der
Evangelischen Freikirche im baden-württembergischen Riedlingen zählt zu
den wenigen, die in ihren Predigten die Asylkatastrophe wortgewaltig und
kompromisslos anprangern. Das hat ihm eine Anzeige wegen angeblicher
Volksverhetzung eingebracht. Das Verfahren wurde gerade eingestellt. Aus
dem christlichen Lager seien die größten Anfeindungen gegen ihn
gekommen, berichtet er.
Es scheint, als habe Gottes Bodenpersonal
tatsächlich jede Erdung verloren. Schlimmer noch: Das bestürzende Gefühl
stellt sich ein, Menschen am Werk zu sehen, die nicht mehr wissen, wer
sie sind und an was sie glauben. Deutschland hat keinen spanischen
Kardinal Antonio Cañizares Llovera. Der Erzbischof von Valencia, 2013
nach dem Rücktritt Benedikts XVI. kurzzeitige Favorit bei der Papstwahl,
nennt den Strom der Asylbewerber eine Invasion. Die europäischen
Staaten würden allein mit „Gesten und Propaganda“ darauf reagieren.
Deutschland hat dagegen Heinrich Bedford-Strohm. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland schwärmt vom Ruf des Muezzins. Es wäre „berührend und bereichernd, sich von dessen Stimme in den islamischen Gottesdienst hineinnehmen zu lassen“, sagte er der „Nürnberger Zeitung“. Moscheebauten liegen Bedford-Strohm besonders am Herzen. (Ich kann nicht soviel essen, wie ich mich übergeben könnte. Ratsvorsitzender der EKD, was für eine lächerliche Person. Gläubig nennen sie sich, aber ich behaupte, dass sie Gott niemals kannten!)
Er ist seit letztem Jahr Mitglied im Stiftungsrat für eine
geplante Großmoschee am Münchner Leonrodplatz. Christen, die sich
sorgen, wenn Millionen Moslems nach Deutschland strömen, wirft er
Kleingläubigkeit vor – und im Grunde hat er tatsächlich recht: Riesig
muss der Glaube sein und winzig der Realitätssinn, um die tatsächlichen
Zustände in Deutschland übersehen zu können: Die Ereignisse der
Silvesternacht in Köln, die zunehmende Zahl an Kirchen, die von
moslemischen Tätern geschändet und ausgeraubt werden, die Verfolgung
christlicher Flüchtlinge in den Asylbewerberheimen – ein großes Maß an
Verblendung braucht es, um all dies auszublenden.
Selbst Wolfgang
Schäuble kritisierte gerade in einem Gastbeitrag für die Fachzeitschrift
„Pastoraltheologie“ ungewohnt scharf das Verhalten der evangelischen
Kirchenoberen. Ihre einseitige Politisierung wirke schal, wenn der
spirituelle Kern dabei verlorengehe und sie führe dazu, dass „Christen
mit abweichenden politischen Ansichten ausgeschlossen“ würden.
Man
müsste in seinem Aufsatz nur wenige Worte austauschen, damit die gleiche
Kritik auch in einem katholischen Magazin richtig adressiert wäre.
Glaubensbrüder mit AfD-Mitgliedsbuch jedenfalls würde man in den 27
deutschen Diözesen wohl am liebsten umgehend exkommunizieren. Zum 100.
Katholikentag, der Ende Mai in Leipzig stattfindet, wurde die
asylmissbrauchskritische Partei, hinter der mittlerweile Hunderttausende
potenzieller Wähler stehen, ausdrücklich nicht eingeladen. Sie habe
sich „aus dem demokratischen Konsens verabschiedet“, schwadronierten die
Macher der Veranstaltung und offenbarten damit nur selbst ihr
fragwürdiges Verständnis von Demokratie. Ihr Verständnis vom Umgang mit
der Asylkrise machten die Bischöfe der katholischen Kirche gerade
deutlich, als sie am vergangenen Donnerstag bei ihrer
Frühjahrs-Vollversammlung im Kloster Schöntal die „Leitsätze des
kirchlichen Engagements für Flüchtlinge“ formulierten.
Entstanden
ist ein eigentümliches Dokument der Fremdheit. Die Sprache ist deutsch,
der Inhalt ist es nicht. „Die Hoffnungen und Ängste der Menschen auf der
Flucht sind auch die Hoffnungen und Ängste der Kirche“, heißt es dort.
An anderer Stelle wird aufgeführt, dass Jesus Christus immer in
Erwartung sei, in den Migranten, Flüchtlingen und Vertriebenen erkannt
zu werden. Selbst verbale Kritik daran wird abgelehnt: Dem Anliegen der
Schutzsuchenden würde ein rauer Tonfall in keiner Weise gerecht.
Die
Leitsätze lesen sich wie das Bekennerschreiben zu einem Amoklauf der
Barmherzigkeit, einem christlichen Selbstmordattentat mit dem Ziel, ein
ganzes Gemeinwesen zu pulverisieren. Nicht einmal bibeltreu ist die
Aufforderung zur grenzenlosen Mildtätigkeit. „Das christliche Gebot der
Nächstenliebe ist individuell“, erklärt Pastor Tscharntke. Jeder
einzelne Mensch muss für sich selbst entscheiden, wie weit er ihm folgen
möchte. Es kann nicht einfach verordnet werden und schon gar nicht,
wenn darüber ein ganzes Land ruiniert wird.
Wie meist in der
Geschichte, trifft der Staatsnotstand allerdings nicht alle
gleichermaßen. Zu den großen Gewinnern der Asylkrise zählen die
Wohlfahrtsverbände der Kirchen. Die evangelische Diakonie und der
römisch-katholische Caritasverband betreiben hunderte von
Flüchtlingsheimen. „Sie organisieren für Asylbewerber Beratungen,
Sprachkurse, Kleiderhilfen und so absurde Veranstaltungen wie
Kunsttherapien und Kurse im Kanufahren“, beschreibt Udo Ulfkotte ihr
Wirken in seinen Buch „Die Asylindustrie“. Diakonie und Caritas
inszenieren sich meist dabei als selbstlos und nicht gewinnorientiert.
Im Hintergrund aber kassieren sie kräftig ab. Mehr als 140 Milliarden
Euro setzt die deutsche Asylindustrie jährlich um, schätzt Ulfkotte.
Dennoch dürften die Kirchen auch zu den großen Verlierern der Asylkrise zählen. Während die Euros auf ihre Konten fließen, strömen die Menschen fort. Niemals zuvor war die Zahl der Kirchenaustritte so hoch wie derzeit.
Frank Horns
Preussische Allgemeine
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