Dienstag, 11. Februar 2014

Schlafhormon in neuer Rolle

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Das Schlafhormon Melatonin wird in den USA, wo es in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten ist, als neues Wundermittel gehandelt: Es soll nicht nur bei Schlafstörungen helfen, sondern aufgrund seiner antioxidativen Wirkung auch positiven Einfluss auf den Alterungsprozess der Zellen sowie auf Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen nehmen. Tatsächlich ist die Wirkung von Melatonin bislang aber nur unzureichend erforscht – deswegen darf es in Deutschland lediglich als Schlafmittel verwendet werden. Auch über mögliche Nebenwirkungen von Melatonin ist noch nicht ausreichend bekannt.

Keinen Hinweis gibt es auf eine Störung der Hormonproduktion durch eine Chemotherapie!
 

Wirkung von Melatonin

Melatonin ist ein Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen – den sogenannten zirkadianen Rhythmus – steuert. Es wird in der Zirbeldrüse aus Serotonin hergestellt. Daneben wird es aber auch an anderen Orten im Körper, beispielsweise im Verdauungstrakt, produziert. Für die Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus ist jedoch in erster Linie das Melatonin aus der Zirbeldrüse verantwortlich.

In der Zirbeldrüse wird das Hormon nur bei Dunkelheit ausgeschüttet – deswegen werden wir abends müde. Der Melatonin-Spiegel im Blut steigt langsam an erreicht mitten in der Nacht – etwa zwischen zwei und drei Uhr – seinen Höhepunkt. In den frühen Morgenstunden fällt der Spiegel dann wieder ab, denn durch Licht wird die Produktion gehemmt.

Melatonin reguliert aber nicht nur den Schlaf-Wach-Rhythmus, sondern auch viele biologischen Funktionen, die mit diesem in Zusammenhang stehen. Dazu gehören beispielsweise die Nierenfunktion und der Blutdruck. Dass das Hormon nicht nur Auswirkungen auf den Schlaf-Wach-Rhythmus, sondern auch auf andere körperliche Prozesse haben kann, sollte vor der Einnahme eines Melatonin-Präparates unbedingt beachtet werden.

Störungen des Melatonin-Haushaltes

Schichtarbeit oder eine Zeitverschiebung bei Fernreisen können Störungen im Melatonin-Haushalt hervorrufen. Durch eine zusätzliche Einnahme von Melatonin sollen diese Störungen jedoch angeblich wieder behoben werden können: So soll das Hormon dafür sorgen, dass man bei Jetlag-bedingten Schlafstörungen abends schneller einschlafen kann.
Diese Wirkung von Melatonin ist bislang jedoch noch umstritten: Denn während das Hormon sich in einigen Studien positiv auf das Einschlafverhalten auswirkte, zeigte es in anderen Studien keinen Effekt. Oft trat die Wirkung auch erst nach einigen Einnahme-Tagen ein. Positiven Einfluss auf die Wirkung von Melatonin sollen das Überqueren möglichst vieler Zeitzonen sowie West-Ost-Flüge nehmen.
Doch nicht nur bei Jetlag, sondern auch bei Schichtarbeit soll die zusätzliche Einnahme dem Körper dabei helfen, sich wieder an den normalen Tagesablauf zu gewöhnen. Gleiches gilt für blinde Menschen, deren Schlaf-Wach-Rhythmus sich vom Tag-Nacht-Rhythmus abgekoppelt hat.

Melatonin und Depressionen

Veränderungen im Melatonin-Haushalt treten besonders häufig im Winter auf, da der Spiegel des Hormons durch das wenige Tageslicht auch tagsüber erhöht bleibt. Dies kann zu Schlafstörungen, Müdigkeit und Winterdepressionen führen. Um solchen Symptomen vorzubeugen, sollte man das wenige Tageslicht für Spaziergänge nutzen. Denn durch Tageslicht wird die Ausschüttung von Melatonin stärker gehemmt und der Spiegel im Blut sinkt ab. Bei starken Beschwerden sollte man eine Lichttherapie in Betracht ziehen.

Melatonin als Schlafmittel

Je älter wir werden, desto weniger Melatonin produziert unser Körper. Diese Tatsache lässt vermuten, dass im Alter auftretende Schlafstörungen mit dem Absinken des Melatonin-Spiegels in Zusammenhang stehen. Deswegen ist für Menschen über 55 Jahren in Deutschland ein Schlafmittel mit Melatonin zugelassen. Jede Tablette enthält eine Dosis von zwei Milligramm.

Das Medikament ist für die kurzzeitige Behandlung von Schlafstörungen, die auf eine schlechte Schlafqualität zurückzuführen sind, geeignet (primäre Schlafstörungen). Schlafstörungen, die durch eine Erkrankung oder bestimmte Medikamente hervorgerufen werden, können mit Melatonin dagegen nicht behandelt werden. Doch auch die Therapie von primären Schlafstörungen ist umstritten, denn bei etwa der Hälfte der Patienten zeigt das Schlafmittel keine Wirkung.

Tipp: Wenn Sie unter Schlafstörungen leiden, sollten Sie auf jeden Fall darauf achten, in einem stark abgedunkelten Raum zu schlafen, damit die Zirbeldrüse möglichst lange Melatonin ausschütten kann.

Nahrungsergänzungsmittel

In den letzten Jahren hat sich Melatonin besonders in den USA einen Namen als Wundermittel gemacht und ist dort in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. Es soll unter anderem die Zellalterung aufhalten, Fett verbrennen, vor Haarausfall schützen und Krankheiten wie Aids, Alzheimer und Krebs vorbeugen bzw. heilen können.
In Deutschland ist Melatonin als Medikament eingeordnet und deswegen nicht in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. Entsprechende Nahrungsergänzungsmittel können aber leicht über das Internet bestellt werden. Dabei ist für den Käufer jedoch kaum festzustellen, wie qualitativ hochwertig das angebotene Produkt ist und welche Risiken seine Einnahme birgt. Deswegen ist von dem Kauf von Melatonin über das Internet dringend abzuraten.

Antioxidative Wirkung

Dass Melatonin im Körper eine antioxidative Wirkung hat, gilt mittlerweile als wissenschaftlich gesichert: Das Hormon fängt freie Radikale, die die Zellen schädigen, ab und zerstört diese. Da es im Gegensatz zu vielen anderen Antioxidantien sowohl fett- als auch wasserlöslich ist, bietet das Hormon einen guten Rundumschutz vor freien Radikalen.
Die antioxidative Wirkung des Hormons lässt vermuten, dass der Alterungsprozess der Zellen mit der im Alter zurückgehenden Melatonin-Ausschüttung in Zusammenhang steht. Ob dies tatsächlich der Fall ist und ob die geringere Melatonin-Konzentration eine Folge oder Ursache des Alterns ist, ist aber noch nicht geklärt. Ebenso ist ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Melatonin und einer Verlangsamung des Alterungsprozesses wissenschaftlich nicht belegt.

Wirkung von Melatonin ist umstritten

Aufgrund der antioxidativen Eigenschaften wird dem Hormon nicht nur eine mögliche Verlangsamung des Alterungsprozesses zugeschrieben, sondern auch eine positive Wirkung auf die Vorbeugung und Bekämpfung von Krebserkrankungen sowie die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ob Melatonin solchen Erkrankungen tatsächlich vorbeugen kann, ist derzeit wissenschaftlich noch nicht belegt.

Der Einfluss von Melatonin auf Krebserkrankungen wurde bereits in einer Reihe von Studien untersucht – allerdings mit widersprüchlichen Ergebnissen. Während das Hormon beispielsweise in einigen Tests gesunde Zellen vor einer Schädigung durch eine Chemotherapie bewahrte, schützte das Hormon in einer anderen Studie auch die Krebszellen vor dem Absterben. Laut Experten gibt es für Krebspatienten deshalb derzeit keinen Grund, entsprechende Präparate einzunehmen.


Quelle


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