Das Schlafhormon
Melatonin wird in den USA, wo es in zahlreichen
Nahrungsergänzungsmitteln enthalten ist, als neues Wundermittel
gehandelt: Es soll nicht nur bei Schlafstörungen
helfen, sondern aufgrund seiner antioxidativen Wirkung auch positiven
Einfluss auf den Alterungsprozess der Zellen sowie auf Krebs- und
Herz-Kreislauf-Erkrankungen nehmen. Tatsächlich ist die Wirkung von
Melatonin bislang aber nur unzureichend erforscht – deswegen darf es in
Deutschland lediglich als Schlafmittel verwendet werden. Auch über mögliche Nebenwirkungen von Melatonin ist noch nicht ausreichend bekannt.
Keinen Hinweis gibt es auf eine Störung der Hormonproduktion durch eine Chemotherapie!
Keinen Hinweis gibt es auf eine Störung der Hormonproduktion durch eine Chemotherapie!
Wirkung von Melatonin
Melatonin ist ein Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen –
den sogenannten zirkadianen Rhythmus – steuert. Es wird in der
Zirbeldrüse aus Serotonin hergestellt. Daneben wird es aber auch an anderen Orten im Körper, beispielsweise im Verdauungstrakt,
produziert. Für die Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus ist jedoch in
erster Linie das Melatonin aus der Zirbeldrüse verantwortlich.
In der Zirbeldrüse wird das Hormon nur bei Dunkelheit ausgeschüttet –
deswegen werden wir abends müde. Der Melatonin-Spiegel im Blut steigt
langsam an erreicht mitten in der Nacht – etwa zwischen zwei und drei
Uhr – seinen Höhepunkt. In den frühen Morgenstunden fällt der Spiegel
dann wieder ab, denn durch Licht wird die Produktion gehemmt.
Melatonin reguliert aber nicht nur den Schlaf-Wach-Rhythmus, sondern
auch viele biologischen Funktionen, die mit diesem in Zusammenhang
stehen. Dazu gehören beispielsweise die Nierenfunktion und der
Blutdruck. Dass das Hormon nicht nur Auswirkungen auf den
Schlaf-Wach-Rhythmus, sondern auch auf andere körperliche Prozesse haben
kann, sollte vor der Einnahme eines Melatonin-Präparates unbedingt
beachtet werden.
Störungen des Melatonin-Haushaltes
Schichtarbeit oder eine Zeitverschiebung bei Fernreisen können
Störungen im Melatonin-Haushalt hervorrufen. Durch eine zusätzliche
Einnahme von Melatonin sollen diese Störungen jedoch angeblich wieder
behoben werden können: So soll das Hormon dafür sorgen, dass man bei
Jetlag-bedingten Schlafstörungen abends schneller einschlafen kann.
Diese Wirkung von Melatonin ist bislang jedoch noch umstritten: Denn
während das Hormon sich in einigen Studien positiv auf das
Einschlafverhalten auswirkte, zeigte es in anderen Studien keinen
Effekt. Oft trat die Wirkung auch erst nach einigen Einnahme-Tagen ein.
Positiven Einfluss auf die Wirkung von Melatonin sollen das Überqueren
möglichst vieler Zeitzonen sowie West-Ost-Flüge nehmen.
Doch nicht nur bei Jetlag, sondern auch bei Schichtarbeit soll die
zusätzliche Einnahme dem Körper dabei helfen, sich wieder an den
normalen Tagesablauf zu gewöhnen. Gleiches gilt für blinde Menschen,
deren Schlaf-Wach-Rhythmus sich vom Tag-Nacht-Rhythmus abgekoppelt hat.
Melatonin und Depressionen
Veränderungen im Melatonin-Haushalt treten besonders häufig im Winter
auf, da der Spiegel des Hormons durch das wenige Tageslicht auch
tagsüber erhöht bleibt. Dies kann zu Schlafstörungen, Müdigkeit und
Winterdepressionen führen. Um solchen Symptomen vorzubeugen, sollte man
das wenige Tageslicht für Spaziergänge nutzen. Denn durch Tageslicht
wird die Ausschüttung von Melatonin stärker gehemmt und der Spiegel im
Blut sinkt ab. Bei starken Beschwerden sollte man eine Lichttherapie in Betracht ziehen.
Melatonin als Schlafmittel
Je älter wir werden, desto weniger Melatonin produziert unser Körper.
Diese Tatsache lässt vermuten, dass im Alter auftretende
Schlafstörungen mit dem Absinken des Melatonin-Spiegels in Zusammenhang
stehen. Deswegen ist für Menschen über 55 Jahren in Deutschland ein
Schlafmittel mit Melatonin zugelassen. Jede Tablette enthält eine Dosis
von zwei Milligramm.
Das Medikament ist für die kurzzeitige Behandlung von
Schlafstörungen, die auf eine schlechte Schlafqualität zurückzuführen
sind, geeignet (primäre Schlafstörungen). Schlafstörungen, die durch
eine Erkrankung oder bestimmte Medikamente
hervorgerufen werden, können mit Melatonin dagegen nicht behandelt
werden. Doch auch die Therapie von primären Schlafstörungen ist
umstritten, denn bei etwa der Hälfte der Patienten zeigt das
Schlafmittel keine Wirkung.
Tipp: Wenn Sie unter Schlafstörungen leiden, sollten
Sie auf jeden Fall darauf achten, in einem stark abgedunkelten Raum zu
schlafen, damit die Zirbeldrüse möglichst lange Melatonin ausschütten
kann.
Nahrungsergänzungsmittel
In den letzten Jahren hat sich Melatonin besonders in den USA einen
Namen als Wundermittel gemacht und ist dort in zahlreichen
Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. Es soll unter anderem die
Zellalterung aufhalten, Fett verbrennen, vor Haarausfall schützen und Krankheiten wie Aids, Alzheimer und Krebs vorbeugen bzw. heilen können.
In Deutschland ist Melatonin als Medikament eingeordnet und deswegen
nicht in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. Entsprechende
Nahrungsergänzungsmittel können aber leicht über das Internet bestellt
werden. Dabei ist für den Käufer jedoch kaum festzustellen, wie
qualitativ hochwertig das angebotene Produkt ist und welche Risiken
seine Einnahme birgt. Deswegen ist von dem Kauf von Melatonin über das
Internet dringend abzuraten.
Antioxidative Wirkung
Dass Melatonin im Körper eine antioxidative Wirkung hat, gilt
mittlerweile als wissenschaftlich gesichert: Das Hormon fängt freie
Radikale, die die Zellen schädigen, ab und zerstört diese. Da es im
Gegensatz zu vielen anderen Antioxidantien sowohl fett- als auch
wasserlöslich ist, bietet das Hormon einen guten Rundumschutz vor freien
Radikalen.
Die antioxidative Wirkung des Hormons lässt vermuten, dass der
Alterungsprozess der Zellen mit der im Alter zurückgehenden
Melatonin-Ausschüttung in Zusammenhang steht. Ob dies tatsächlich der
Fall ist und ob die geringere Melatonin-Konzentration eine Folge oder
Ursache des Alterns ist, ist aber noch nicht geklärt. Ebenso ist ein
Zusammenhang zwischen der Einnahme von Melatonin und einer Verlangsamung
des Alterungsprozesses wissenschaftlich nicht belegt.
Wirkung von Melatonin ist umstritten
Aufgrund der antioxidativen Eigenschaften wird dem Hormon nicht nur
eine mögliche Verlangsamung des Alterungsprozesses zugeschrieben,
sondern auch eine positive Wirkung auf die Vorbeugung und Bekämpfung von
Krebserkrankungen sowie die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ob Melatonin solchen Erkrankungen tatsächlich vorbeugen kann, ist
derzeit wissenschaftlich noch nicht belegt.
Der Einfluss von Melatonin auf Krebserkrankungen wurde bereits in
einer Reihe von Studien untersucht – allerdings mit widersprüchlichen
Ergebnissen. Während das Hormon beispielsweise in einigen Tests gesunde
Zellen vor einer Schädigung durch eine Chemotherapie
bewahrte, schützte das Hormon in einer anderen Studie auch die
Krebszellen vor dem Absterben. Laut Experten gibt es für Krebspatienten
deshalb derzeit keinen Grund, entsprechende Präparate einzunehmen.
Quelle
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