Donnerstag, 27. Februar 2014

Schriftstellerin kritisiert Sprache der Pfarrer

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Leipzig (idea) – Scharfe Kritik an der vorherrschenden Sprache evangelischer Pfarrer hat die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff (Berlin) geübt. Viele wollten es „jedem Recht machen“.  

Sie predigten „weichgespült“. Lewitscharoff sprach am 25. Februar bei einer Festveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen des Liturgiewissenschaftlichen Instituts der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Leipzig. Die 59-Jährige bezeichnete es als „entsetzlich“, dass der Protestantismus sich an moderne Sprechweisen anbiedere. Dies sei „der Tod der Kirche“. Zwar sei die Lehre, dass der Mensch Sünder ist, aggressiv, aber auch zutreffend. Nach Lewitscharoffs Ansicht sind viele Pfarrer „glaubensschwach“. Sie müssten rhetorisch und schauspielerisch überzeugend auftreten, um dies auszugleichen. 


Warum die Bibel so wertvoll ist
 
Die Schriftstellerin unterstrich ferner die Bedeutung der Bibel. Sie sei ein sehr weises Buch, das zur Zivilisierung des Menschen und zur Abkehr von Menschenopfer und Mord beigetragen habe. Durch sie lerne man, Menschen als Gottes Geschöpfe wahrzunehmen. Lewitscharoff: „Die Geschichten der Bibel sind das Herzblut unserer Gesellschaft, auch wenn dies viele heute nicht mehr wahrhaben wollen.“ Sie äußerte sich ferner zum Unterschied zwischen Literatur und Religion. Die Literatur mache es möglich, in andere Köpfe und Zeitalter einzutauchen. Dadurch werde „das eigene Erdengepäck leichter“ und sei wie eine „kleine Erlösung“. Hingegen umfasse der christliche Glaube die Erlösung des ganzen Menschen und das Leben nach dem Tod. Dies könne die Literatur nicht leisten. Lewitscharoff erhielt 2013 den mit 50.000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 


EKD-Kulturbeauftragte: Protestantismus ist zeitgeistgefährdet

Die Kulturbeauftragte der EKD, Petra Bahr (Berlin), vertrat die Ansicht, dass der Protestantismus schon immer gefährdet gewesen sei, sich dem Zeitgeist anzupassen. So hätten die Predigten während des Ersten Weltkrieges nationalistische Züge gehabt. Derzeit neige die evangelische Kirche zum Moralisieren. Bahr zufolge hat es glaubensschwache Phasen auch schon vor über 300 Jahren zu Zeiten des evangelischen Pfarrers und Liederdichters Paul Gerhardt (1607-1676) gegeben. Auch der Reformator Martin Luther (1483-1546) habe Anfechtung erfahren. Glaubensarmut sei kein neues Phänomen. Der Pfarrer müsse daher kein Glaubensheld sein. Allerdings solle er die Gemeinde nicht ständig mit seinen Zweifeln behelligen. Es sei jedoch „schick“ geworden, in der Predigt seine Zweifel zu äußern. Bahr: „Ich finde jede Form von frömmelnder Vollmundigkeit fürchterlich. Dies gilt aber auch für Kleinmut.“ 


Kritik am Gottesdienst ist einfach

Laut Bahr ist es sehr einfach, Gottesdienstkritik zu betreiben. So möchte sie bei der „Geht es ihnen auch so“-Anbiederei mancher Prediger aufschreien: „Nein, mir nicht.“ Zudem klängen manche Fürbitten wie Reden vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen. Solche Kritik zu üben, sei jedoch billig. Sie sei manchmal selbst erschrocken über die Worte, die in ihrem eigenen Predigtmanuskript stehen. Die Sprache im Gottesdienst sei häufig „kolossale Wortverschwendung“. Nötig sei mehr Furcht und Erschrecken im Gottesdienst. Bahr: „Furcht ist der Anfang der Liturgie.“ Leiter des Liturgiewissenschaftlichen Instituts ist Prof. Alexander Deeg.



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