Samstag, 5. Dezember 2015

Überzüchtet - Der Wochenrückblick mit Hans Heckel


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Wie die EU zum fetten, gierigen Scheusal wurde, warum das niemanden schert, und wie Antirassisten ganze Völker auslöschen 


Früher gab es nur Wölfe. Doch der Mensch hat aus dieser einen grauen Rasse eine unübersehbare Vielzahl von Hunderassen gezüchtet. Manche niedlich, manche elegant, manche bedrohlich und andere einfach nur ulkig. Die Züchter können stolz sein.

Unter ihnen gibt es aber auch schwarze Schafe, die bestimmte Eigenschaften so sehr heraufzüchten, dass am Ende ein elendes Geschöpf herauskommt, das entweder schon als Welpe dahinsiecht oder sein Leben lang leiden muss unter kaputten Gelenken, quälender Atemnot oder anfälligen Organen. Diese armen Wesen sind im Grunde lebensuntauglich. Verantwortungsbewusste Züchter sind auf der Hut, um den Fanatikern ihrer Zunft Einhalt zu gebieten, oder, wenn es noch geht, deren Fehler zu korrigieren.

Solche Verantwortungsträger wünschte man sich im Felde von Politik und Weltanschauungen. Denn auch hier gibt es absurde Überzüchtungen, die sich nicht weniger grotesk ausnehmen als die bemitleidenswerten Kreaturen durchgeknallter Hundezüchter. Die Resultate der fanatischen Politik- und Weltanschauungszüchter sind nicht weniger lebensuntauglich als diejenigen ihrer Gleichgesinnten aus der Tierzucht.

Ein besonders bizarres Beispiel liefert uns die Europäische Union. Die Geschichte ihrer Ahnen reicht zurück bis in die Zeit zwischen den Weltkriegen. Damals legten die Politiker Gustav Stresemann (Deutschland) und Aristide Briand (Frankreich) die Gene der Gemeinschaft. Sie bestanden aus der Erkenntnis, dass Frieden in Europa nur dauerhaft möglich sei, wenn die Völker, Deutsche und Franzosen voran, ein gemeinsames Ganzes heranbilden.

Daran wurde seither weitergezüchtet, leider nicht immer mit den besten Absichten und mit immer merkwürdigeren Ergebnissen. So kam nach dem Zweiten Weltkrieg die Dreingabe hinzu, dass die Gemeinschaft in aller Heimlichkeit auch den Zweck verfolgen solle, Deutschland an die Kette zu legen. Unter dem glänzenden Fell der Eintracht verbarg sich seitdem das Gift des historischen Betruges wie eine bösartige Geschwulst. Die Züchter machten eifrig weiter, von Generation zu Generation wurden ihre Geschöpfe größer und größer, bis sich zuletzt ein fettes, gieriges Scheusal aus dem Brutkasten wälzte, das sich kaum noch bewegen konnte wegen der alles durchwuchernden Sklerose. Das ist die EU, die 1992 geboren wurde als Erbin der alten EG.

So schob sich das Monstrum durch die Zeit, fraß an Ländern, Geld und Kompetenzen in sich hinein, was es es in die Klauen bekam. Es konnte nicht anders, die Züchter hatten seine Gene schon vor der Niederkunft in Maastricht so kreiert. 

Nun aber wankt und schwächelt das arme Tier, als wollte es jeden Moment in den Morast der Geschichte kippen. Was machen die Züchter? Eine strenge Diät wäre angesagt, um ordentlich zu entschlacken, sagen kluge Ärzte. Doch die wurden von den durchgeknallten Züchtern längst des Hofes verwiesen als „Feinde Europas“.

Nächstes Jahr schon könnte eines der größten Organe einfach abfaulen. Großbritannien, die zweitstärkste Wirtschaftsmacht der EU, steht vor einer Volksabstimmung über den Austritt aus der Union, die nach Lage der Dinge den Abschied der Briten einleiten wird. Gleichzeitg hören wir, dass Brüssel den Beitrittsprozess der vorderasiatischen Türkei wieder in Schwung bringen will.

Es ist, als säge man dem ohnehin geschwächten, weil genetisch kranken Tier ein Bein ab, um ihm bald darauf einen schweren Plumpsack auf den Rücken zu schnallen. Im Zivilleben würden Perverslinge, die sowas machen, vor Gericht landen. Stattdessen bekommen sie für diesen Akt des Grauens vermutlich irgendwann den Karlspreis.

Die Deutschen stört das alles wenig, weil sie es kaum noch zur Kenntnis nehmen. Vor zehn oder 20 Jahren hätte das Drama um Britanniens tödlich bedrohte EU-Mitgliedschaft hierzulande Panikschübe ausgelöst, die Gazetten und Sender wären Woche für Woche voll von den neuesten Umfragewerten von der Insel und jeder Hans und Franz hätte seinen Senf dazugegeben in der Debatte zur brandheißen Frage „Zerfällt die EU?“ Die Nachricht, dass in Finnland das Referendum zum Austritt aus dem Euro gerade die zweite Hürde genommen hat, schert auch niemanden mehr. Wie von Leuten mit „Nahtod-Erfahrung“ überliefert, lässt die EU im Todesdämmern stattdessen das eigene Leben an ihrem inneren Auge vorüberziehen: Die „große Friedensleistung“ wird beschworen, der längst verwitterte Jugendrausch der „Europabewegung“ bestaunt, und die Deutschen staunen selig mit, statt sich endlich Sorgen zu machen über den Zustand der EU.

Vielleicht rührt unser dösender Gleichmut daher, dass unsere Gedanken nicht minder überzüchtet sind als die beklagenswerte EU. Denn, wie oben erwähnt, auch im Bereich der Weltanschauungen greifen groteske Überzüchtungen um sich.

Es gab Zeiten, da sollen die Gedanken der Leute voll gewesen sein von rassistischem Unrat. Den hat man ihnen rausgezüchtet. Leider aber wurde versäumt, rechtzeitig aufzuhören mit der Weiterzüchterei. Heute sind wir daher soweit ausgeartet, dass selbst die Erwähnung von Unterschieden und Eigenarten bestimmter Völker und Kulturen Herzflattern bei den sogenannten „Antirassisten“ auslöst.

Der Autor Rolf Bauerdick hat das anhand der „Antiziganismus-Forschung“ schön herausgearbeitet. „Antiziganismus-Forscher“ sind Leute, die vorgeben, den Rassismus gegen Zigeuner „wissenschaftlich“ zu ergründen.
Dabei sind sie immer weiter und weiter gegangen. Schließlich haben sie sogar auch alle positiven Betrachtungen über Zigeuner, etwa die vielbesungene Zigeuner-Romantik, als Spielart des Rassismus entlarvt. Am Ende blieb, wie Bauerdick ernüchtert feststellt, ein „Volk ohne Eigenschaften“. Nur dass sie „diskriminiert“ würden, das ließen die Antiziganismus-Forscher als kollektive Eigenschaft der Zigeuner noch gelten, alles andere aber nicht, weil es rassistische Verallgemeinerung sei, ob im („scheinbar!“) Guten oder im (offen) Bösen.

Ein klassischer Fall weltanschaulicher Überzüchtung: In ihrem Reinheitswahn haben die Kämpfer gegen die Zigeunerfeindlichkeit die Zigeuner als erkennbare Gruppe gleich mit ausgelöscht. Gut, so kann man das natürlich auch machen, denn wo es keine Zigeuner mehr gibt, da hat auch der Antiziganismus seinen Gegenstand verloren. Aber ein bisschen krank ist das schon, oder?

Bei der Massenzuwanderung unserer Tage fallen wir selbst auf unsere überzüchtete Weltanschauung herein. Um keine Rassisten zu sein, glauben wir weder, was wir täglich sehen können noch, was wir eigentlich wissen. Die große Mehrheit des weiblichen Teils der Asylantenflut gibt durch ihre Kopftracht zu erkennen, was sie von der Rolle der Frau als weltlich orientiertes, selbstbestimmtes Wesen halten dürfte. Wir ahnen das zumindest, wollen das aber ums Verrecken nicht in unsere Gedanken lassen. Stattdessen reden wir uns ein, dass unter den Kopftüchern bereits die durchsetzungsstarke Chefärztin, die Erfolgsunternehmerin oder feministische Journalistin ausgebrütet wird. 

Wer etwas anderes erkennen will, der ist eben ein Rassist und „schürt Ängste“. Ängste – wovor? Vermutlich davor, dass sich unser unverstellter Verstand wieder nach oben gräbt und uns die Augen öffnet. Dann in der Tat droht uns ein böses Erwachen.

Schrecklich. Da dösen wir doch lieber weiter und genießen die schrägen Windungen unseres überzüchteten Antirassismus, der es uns verbietet, von „fremden, mit unserer Kultur nur schwer verträglichen Kulturen“ zu reden. 

Zumindest solange noch, bis uns Dösköppe jemand brutal ins Hier und Jetzt holt. Dieser Jemand hört auf den Namen Wirklichkeit.






Preussische Allgemeine
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