Früherer Allianz-Beauftragter Baake kritisiert Kirchenleiter und Politiker
Berlin (idea) – Über die Unterbringung religiöser Minderheiten in
deutschen Flüchtlingsunterkünften ist eine heftige Diskussion
entbrannt. Der bisherige Beauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz
am Sitz des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung, Wolfgang
Baake (Berlin), hat Kirchenleiter und Politiker scharf kritisiert, weil
sie eine generell getrennte Unterbringung von Christen und Muslimen in
Flüchtlingsunterkünften ablehnen.
Anlass für die Debatte war die
Veröffentlichung einer Studie am 9. Mai in Berlin von der christlichen
Hilfsorganisation Open Doors (Kelkheim bei Frankfurt am Main). Für sie
wurden 231 Personen in zehn Bundesländern befragt. Daraus geht hervor,
dass christliche Flüchtlinge in den Heimen häufig von muslimischen
Flüchtlingen und Sicherheitsdienstmitarbeitern angegriffen werden.
Gemeinsam mit vier weiteren christlichen Hilfswerken und
Menschenrechtsorganisationen hatte Open Doors Bundeskanzlerin Angela
Merkel (CDU) aufgefordert, sich der unerträglichen Situation zu widmen
und das Thema „zur Chefsache“ zu machen. Daraufhin hatten unter anderen
die religionspolitische Sprecherin der SPD, Kerstin Griese, der
Vorsitzende des Stephanuskreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,
Heribert Hirte, und der religionspolitische Sprecher der Grünen, Volker
Beck, die Meinung vertreten, dass eine dauerhafte getrennte
Unterbringung von Christen und Muslime keine Lösung sei. Zuvor hatten
sich bereits der Bischof der Evangelischen Kirche
Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, und der
katholische Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, dagegen ausgesprochen.
Baake: „Weggucken und Wegducken“
Baake bezeichnete das Nein zu getrennten Unterkünften als „Weggucken
und Wegducken“ vor den großen Problemen in Flüchtlingsheimen. Er schlug
den oben genannten Politikern und Bischöfen vor, für eine oder zwei
Wochen die heimische Wohnung mit einem Aufenthalt in einem
Flüchtlingsheim zu tauschen und den betroffenen Flüchtlingen die
Ablehnung persönlich ins Gesicht zu sagen. Er vermute, dass sie sich ein
Urteil gebildet hätten, ohne mit den Betroffenen persönlich gesprochen
zu haben.
CDU-Politiker: Open-Doors-Studie kritisch lesen
Der CDU-Politiker Hirte wies die Kritik auf Anfrage der Evangelischen
Nachrichtenagentur idea zurück. Seine Partei sei seit Monaten im
Gespräch mit Christen und anderen Minderheiten in deutschen
Flüchtlingsunterkünften. Er sei dafür, Mitglieder ethnischer und
religiöser Minderheiten stärker als bisher in einzelnen Gruppen
zusammenzufassen. In besonderen Härtefällen müsse es unkompliziert die
Möglichkeit geben, in einem anderen Heim unterzukommen. Es müsse aber
auch ein kritischer Blick auf die Studie von Open Doors erlaubt sein.
Die große Mehrheit der Befragten seien zum Christentum übergetretene
Muslime aus Iran, Afghanistan und Syrien. Da stelle sich die Frage, wie
es anderen religiösen Minderheiten gehe. „Objektivere Zahlen“ fehlten
derzeit. Die Bundesländer seien aufgefordert worden, künftig die
Vorfälle gesondert zu erfassen. Vor dem Hintergrund der bisher bekannten
Fälle sei er aber gegen eine getrennte Unterbringung.
Beck: Diskriminierung wird in Deutschland nicht geduldet
Beck äußerte sich gegenüber idea ähnlich. Der Staat dürfe nicht
hinnehmen, dass Menschen wegen ihrer Homosexualität, Herkunft oder
Religion angegriffen würden. Straftaten müssten konsequent geahndet
werden. Man dürfe aber vor menschenfeindlichen Gesinnungen nicht
kapitulieren, sondern müsse allen neu Ankommenden klarmachen, dass
Diskriminierung aus religiösen Gründen in Deutschland nicht geduldet
werde, so Beck. Bischof Dröge verwies auf seine Pressemitteilung vom 10.
Mai. Von einer systematischen Christenfeindlichkeit könne man nicht
sprechen. Die gravierenden Konflikte hingen vor allem mit der
Lebenssituation in den Unterkünften zusammen. Der Bischof forderte, alle
Formen von Diskriminierung aufmerksam zu dokumentieren. Dafür müssten
Schutzkonzepte erstellt werden.
idea.de
.....
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen