Das ZDF ist eine satirische Anstalt
Hurra, wir haben einen neuen Helden! Er heißt Jan
Böhmermann, ist 35 Jahre alt und arbeitet als „Satiriker“ für das ZDF.
Was man eigentlich nicht betonen müsste, denn das ganze ZDF ist, mit
Ausnahme der „heute-show“, eine satirische Veranstaltung. Von der
Kultursendung „aspekte“ bis hin zum heute-journal, wo es dem Moderator
schon mal passiert, dass er vor lauter Rührung über sich selbst in
Tränen ausbricht.
Böhmermann ist nun ins Gerede gekommen, weil er in einem Programm,
das von so vielen Menschen gesehen wird, wie in das Stadion des 1. FC
Gummersbach reinpassen, ein „Schmähgedicht“ auf den türkischen
Präsidenten Erdogan vorgetragen hat. Das wäre, für sich genommen, schon
mal ein Grund „Bravo, Böhmermann!" zu rufen, denn der türkische
Präsident ist eine Witzfigur, die geradezu danach schreit, durch einen
extra dicken Kakao gezogen zu werden.
Jeder seiner Auftritte ist eine Lachnummer, über die man sich schlapp
lachen könnte, wenn ihn ein Komiker wie Eddie Murphy oder Jim Carrey
spielen würde. Leider aber ist Erdogan nicht nur ein Komiker wider
Willen, sondern auch ein Despot aus Überzeugung. Er regiert sein Land
mit eiserner Faust, lässt Oppositionelle einsperren und Demonstranten
zusammenschlagen. So einen kann man nicht toppen, indem man ihm ein
Gedicht aus der Abtei-lung „Frau Wirtin hatte einen...“ auf den Leib
schreibt, in dem sich „voll und ganz“ auf „kleiner Schwanz“ reimt. Mario
Barth kann es besser.
Aber auch das würde sich rasch und unbemerkt versenden, wenn das ZDF
den Erdogan-Spot nicht zuerst gesendet und keine 24 Stunden später aus
der Mediathek entfernt hätte – noch bevor sich der türkische Präsident
beschweren konnte. Mit einer irre witzigen Begründung. Die Parodie
entspreche „nicht den Ansprüchen, die das ZDF an die Qualität von
Satire-sendungen stellt“. Auch Böhmermann habe der Löschung zugestimmt.
Damit hat das ZDF alle Ansprüche, die an eine Satire gestellt werden
können, weit übertroffen. Das hatte schon DDR-Format, es fehlte nur,
dass Böhmermann „Selbstkritik“ übt und um seine Versetzung an ein
Nudisten-Lager in der Sächsischen Schweiz bittet.
Nun wird beim ZDF überlegt, wie man solche Pannen demnächst verhindern könnte.
Wie wäre es damit: Man legt alles, was mit Erdogan zu tun hat, dem
türkischen Botschafter in Berlin vor. Und zwar vor der Sendung.
Zuerst erschienen in der BILD-Zeitung vom 4.4.2016
Achse des Guten
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