Antänzer«-Problem eskaliert
Immer mehr Orte werden zum Gefahrenpunkt – Berlin auf dem Weg zur rechtsfreien Zone?
29.05.16
Im Schatten der berüchtigten Kölner
Silvesternacht breiten sich auch in Berlin Diebstähle und die
Belästigung von Frauen durch sogenannte Antänzer immer mehr aus. Doch
gerade in der Hauptstadt stehen die Aussichten besonders schlecht, dass
den Kriminellen Einhalt geboten wird.
Betroffen von sexuellen Übergriffen
durch jugendliche Ausländer war inzwischen ausgerechnet eine
Vorzeigeveranstaltung des sich multikulturell gebenden Berlin, der
sogenannte Karneval der Kulturen. Bislang haben sich mindestens acht
Frauen wegen Übergriffen auf dem Fest gemeldet, weitere Opfer werden
nicht ausgeschlossen.
„Die Frauen wurden von Tätern an den
Geschlechtsteilen angefasst oder von der Gruppe umringt und dabei
angefasst“, so Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Die Polizei nahm
inzwischen sieben Tatverdächtige fest: drei Tunesier, zwei Marokkaner,
einen Libyer und einen Algerier. Zusätzlich wies der Polizeisprecher
darauf hin, dass zwischen dem sogenannten Antanztrick von Taschendieben,
bei dem eine Gruppe von Kriminellen ihr Opfer zum Bestehlen einkreist,
und der sexuellen Belästigung unterschieden werden müsse.
So hat die
Polizei nach eigenen Angaben während des „Karnevals der Kulturen“ auch
mehrere „Antänzer“ mit Diebstahlabsichten festgenommen. Auch wenn die
Zahl der sexuellen Übergriffe auf Frauen bei der Berliner Veranstaltung
eine andere Dimension aufweist als in der Kölner Silvesternacht, besteht
Anlass zu Sorge: Ereignet haben sich die Übergriffe nämlich, obwohl die
Berliner Polizei in Befürchtung entsprechender Taten ganz massiv
Präsenz gezeigt hatte. Am Ort waren nach Polizeiangaben immerhin 800
uniformierte Beamte und zahlreiche zivile Kräfte aktiv.
Zudem sind
inzwischen weitere Übergriffe bekannt geworden, die sich bereits in den
Wochen davor ereignet hatten – und zwar im gesamten Stadtgebiet. Länger
bekannt war das Problem des Antanztricks durch Nordafrikaner bereits vom
Kriminalitätsschwerpunkt Kottbusser Tor in Kreuzberg. Weitere Fälle,
bei denen Taschendiebe als „Antänzer“ auf Beutezug gegangen sind, wurden
inzwischen vom Kurfürstendamm, aus der Friedrichstraße, dem
Savignyplatz und der Schöneberger Fuggerstraße gemeldet.
Gefährlich
scheint die Lage mittlerweile auch in einigen Einkaufscentern zu sein.
Einem Bericht der „Berliner Morgenpost“ zufolge sollen Jugendliche, die
das Einkaufszentrum „Boulevard-Berlin“ in Steglitz offenbar regelmäßig
als Treffpunkt nutzen, ebenfalls Kundinnen sexuell belästigt haben. Mehr
noch: Am 11. Mai ist die Lage in dem Einkaufszentrum eskaliert. Gegen
den Versuch, ein Hausverbot gegen ihn durchzusetzen, soll sich ein
15-Jähriger mit Immigrationshintergrund massiv zur Wehr gesetzt haben.
Unterstützung erhielt er dabei von einer etwa 20-köpfigen Gruppe junger
Männer, welche die Polizisten anpöbelte und bedrohte.
Folge war,
dass die eingesetzten Beamten Verstärkung anfordern mussten, um die Lage
unter Kontrolle zu bekommen. Die Bilanz des Einsatzes: mehrere Anzeigen
wegen Hausfriedensbruch, Gefangenenbefreiung und Landfriedensbruch. Das
Verhalten der Jugendlichen, die offenbar nicht einmal vor der Polizei
Respekt zeigen, ist offenbar kein Einzelfall.
Wenige Monate vor den
Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus wächst mit dem Bekanntwerden
solcher Fälle der Druck auf die Politik. Innensenator Frank Henkel (CDU)
kündigte unter dem Eindruck der Ereignisse auf dem „Karneval der
Kulturen“ inzwischen spürbare juristische Konsequenzen an.
Tatsächlich
aber scheint hier Skepsis angebracht. Schon jetzt ist erkennbar, dass
Berlins Polizei und Justiz nicht in der Lage sind, die bereits bekannten
Kriminalitätsschwerpunkt im Stadtgebiet – etwa das Kottbusser Tor, den
Alexanderplatz, den Görlitzer Park oder das RAW-Gelände – unter
Kontrolle zu bekommen. Wie in Berlin-Moabit oder am Schlesischen Tor
bilden sich zudem immer neue Kriminalitätsschwerpunkt im Stadtgebiet.
Die öffentlich gewordenen Fälle von Übergriffen durch nordafrikanische
Jugendliche zeigen, dass sich deren spezielle Form von Kriminalität im
gesamten öffentlichen Raum der Hauptstadt breitmacht. Aus Sicht der
Berliner heißt dies: Es reicht nicht, die bekannten gefährlichen
Brennpunkte zu meiden, speziell Frauen können jederzeit und an jedem Ort
Opfer von Übergriffen werden.
Eine weitere Verschärfung der Lage
ist nicht auszuschließen. So klagen Berliner Ermittler, dass „Antänzer“
oder Drogendealer teilweise bis zu 30 oder 40 Mal festgenommen und von
der Justiz regelmäßig wieder laufen gelassen werden. „Das ist
frustrierend, weil sich die Täter bereits totlachen, wenn wir sie
festnehmen, weil die wissen, sie sind gleich wieder auf der Straße“, so
ein Polizeibeamter.
Speziell bei der kriminellen Antänzerei kommt
hinzu, dass die Taten in Gruppen verübt und anwesende Zeugen massiv
bedroht werden. Vor Gericht ist damit der Nachweis einer Tatbeteiligung
oft schwierig. Überdies sind die Grenzen zwischen Diebstahl, Raub,
Körperverletzung und sexuellem Missbrauch oft fließend. Offenkundig
erscheint, dass bei der Gesetzeslage dringender Reformbedarf besteht.
Berlins Polizei und Justiz geben bislang ein Bild der Hilflosigkeit ab.
Norman Hanert
Preussische Allgemeine
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