Kurzbeschreibung
Doch diese Debatten werden in Begriffen geführt, die zur Beschreibung westlicher Gesellschaften entwickelt wurden und am Selbstverständnis des Islam vorbei-gehen - denn der Islam versteht sich als ein umfassendes, alle Lebensbereiche durchdringendes Normen- und Wertesystem und nicht als eine den individuellen Glauben prägende Religion - so der Berliner Sozialwissenschaftler Manfred Kleine-Hartlage.
Wer in eine beliebige Gesellschaft hinein sozialisiert wird, übernimmt von Kindesbeinen an eine Reihe von unbewussten Vor-Annahmen über Recht und Wahrheit, Geschichte, Ethik und Moral, die, weil sie eben unbewusst sind, ein System kultureller Selbstverständlichkeiten darstellen, die die Kollektivmentalität der Gesellschaftsmitglieder prägen. Diese Mentalitäten müssen nicht per se inkompatibel sein, aber im westlich-islamischen Verhältnis (dies die These von Kleine-Hartlage) sind sie es.
Seine außerordentlich vielschichtige und differenzierte Argumentation führt zu dem Ergebnis, dass die Konsolidierung, und vor allem die Verbreitung des Islam auf Kosten nichtmuslimischer Gesellschaften geschieht.
Der Leitgedanke des islamischen Normen- und Wertesystems ist; erst von diesem Leitgedanken her werden die im Westen als besonders anstößig empfundenen islamischen Normen verständlich: etwa die feindselige Abgrenzung gegenüber Nichtmuslimen, deren militante Verunglimpfung, der Aufruf zum Kampf und zum Selbstopfer für Allah, das Apostasieverbot für Muslime, die systematische Kontrolle der weiblichen Sexualität, die sich als roter Faden durch den gesamten Koran ziehen. Nicht die einzelne Norm, sondern ihr innerer Zusammenhang macht den Islam zum Dschihadsystem.
Der Islam trifft in zentralen Punkten - beim Menschenbild, bei der Beziehung des Menschen zu Gott, bei den Normen über Gewalt und Tötung, nicht zuletzt auch in seinem Wahrheitsverständnis - Wertentscheidungen, die denen des Christentums diametral entgegengesetzt sind und die muslimischen Gesellschaften dazu befähigen, ja zwingen, nichtmuslimische zu verdrängen.
Kleine-Hartlage untermauert diesen zunächst theoretischen Befund, indem er die Mechanismen analysiert, die zur Islamisierung Nordafrikas, Kleinasiens und des Nahen Ostens führten. Die politische Herrschaft von Muslimen über Nichtmuslime ging der Islamisierung stets voran.
Die Muslime konnten dann die sozialen Spielregeln so setzen, dass die Widerstandsfähigkeit der sogenannten Schutzbefohlenen (Dhimmis) systematisch zersetzt wurde: durch Unterdrückung, Erniedrigung, Ausplünderung, Versklavung, Frauenraub und Korrumpierung der Eliten. Manche dieser Mechanismen wirkten langfristig und zum Teil auf subtile Weise, dafür aber sehr effektiv.
Ein langes Kapitel widmet er der aktuellen Situation in Europa: Dabei wird deutlich, wie die vom Islam geprägte Kollektivmentalität muslimische Parallelgesellschaften in die Lage versetzt, sich nicht nur selbst zu konsolidieren, sondern auch der Mehrheitsgesellschaft die eigenen Spielregeln aufzuzwingen.
Der "weiche Dschihad" nutzt die Integrationsbemühungen aus, um die Parallelgesellschaften zu stabilisieren. So dient auch der "Dialog" als Mittel des Dschihad und eben nicht als Weg zu seiner Beendigung.
Die Islamisierung europäischer Gesellschaften wird das Ergebnis der bisherigen Einwanderungs- und "Integrations"-Politik sein, weil diese Politik auf ideologischen Prämissen basiert, die die Funktionsweise islamischer Gesellschaften ignorieren.
Da der Autor den Islam nicht aus theologischer, sondern soziologischer Sicht analysiert, kommt er zu neuen, grundlegenden Einsichten, denen sich jeder stellen muss, dem die zukünftige Entwicklung Europas nicht gleichgültig ist.
Quelle
Citizen Times: Herr Kleine-Hartlage, wie entstand die Idee zu Ihrem Buch über den Islam?
Citizen Times: Ein konkretes Beispiel bitte. Warum ist Islamkritik etwas Böses?
Kleine-Hartlage: Es gibt eine gesellschaftlich sehr verbreitete Ideologie, dass man fremden Kulturen möglichst offen und möglichst wenig kritisch gegenübersteht. Das muss eine fest verinnerlichte Tugend sein, alles andere sei intolerant. Eine solche Haltung ist geschichtlich sehr neu. Das hat es vor rund 50 Jahren noch nicht gegeben und auch in der Menschheitsgeschichte davor nicht. Es gibt sie nur im Westen und nur heute. Es gab sie wohl deswegen vorher nicht, weil Gesellschaften, die sie praktiziert hätten, untergegangen wären.
Citizen Times: Was ist das dann für eine Erscheinung?
Kleine-Hartlage: Dekadenz. Das ist eine Feindseligkeit der eigenen Gesellschaft und ihren kulturellen Grundlagen gegenüber, die auf der anderen Seite dazu führt, dass man speziell auf der politischen Linken fremde Kulturen in einer Weise überhöht, die rational gar nicht nachvollziehbar ist. Denn gerade der Islam hat ja überhaupt nichts Linkes an sich: Er ist gewaltverliebt, antisemitisch, frauenfeindlich, er teilt die Menschen in zwei Klassen – die Gläubigen und die minderwertigen Ungläubigen. Er ist – kurz gesagt – alles, was nicht links ist. Er ist sogar genau das, was die Linke normalerweise faschistisch nennen würde, wenn es von Menschen der eigenen Kultur artikuliert würde.
Citizen Times: Aber was ist mit der europäischen, Jahrhunderte währenden Verbindung von Kirche und politischer Macht?
Kleine-Hartlage: Das war nie in der Weise verbindlich, wie es in den islamischen Gesellschaften ist. Die Kirche hat zwar lange Zeit politisch dominiert, aber nie in der Weise, dass es keinen eigenen Raum für das Weltliche gegeben hätte. Das Christentum ist ja in einer hochgradig säkularen Gesellschaft – dem Römischen Reich – entstanden. Die Grundaussage bleibt deswegen: Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist. Diese Trennung von geistlicher und weltlicher Sphäre prägt die Welt- und Gesellschaftsauffassung des Christentums. Kirchliche Eingriffe in die weltliche Sphäre waren nie so, dass deren Autonomie völlig zerstört worden wäre. Und diese Autonomie hat letztlich die Aufklärung ermöglicht.
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