Samstag, 5. September 2015

Die USA rücken Russen auf den Pelz

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Unbestätigten Meldungen zufolge hat an der innerukrainischen Front die 173. US-Division das Kommando übernommen, Es handelt sich dabei um eine Fallschirmjäger-Einheit, die schon länger in der Ukraine stationiert ist, angeblich zu Ausbildungszwecken. Ihre Bemühungen in der Ukraine halten die USA nicht davon ab, sich auch verstärkt im Baltikum zu engagieren.

Ende August führten die USA und Estland in dem baltischen Land eine gemeinsame Kampfflieger-Übung durch. Es ging darum, wie der Chef der estnischen Luftstreitkräfte erklärte, alle Möglichkeiten des Zusammenwirkens seiner Einheiten mit den US-Piloten zu testen. „Die Fähigkeit der estnischen Luftstreitkräfte, Flugzeuge von Verbündeten schnell und effektiv zu Operationen in unserer Region zu mobilisieren, wird Estland eine feste Verteidigung sichern“, so der Oberst.


Es sind jene auffällig gedrungenen Kampfflugzeuge mit den schweren, auf den Tragflächen aufgesetzten Triebwerken mit dem niedlichen Namen „Warzenschwein“ (Warthog), die von der US Air Force zu den Manövern entsandt wurden. Diese Wahl zeigt, dass es dabei nicht nur um eine reine Luftwaffen-Veranstaltung ging. Die Fairchild-Republic A-10 „Thunderbolt II“, wie die „Warzenschweine“ im Klartext heißen, sind nämlich Erdkampfflugzeuge, bevorzugt gedacht für den Einsatz gegen Panzer.

Daher muss die jetzige Übung als die schlüssige Fortsetzung eines US-Manövers in Estland angesehen werden, das im April stattgefunden hat. Damals kamen die US-Panzer M1A2 „Abrams“ zum Einsatz. Diese hatten unter anderem den Vorteil, dass sie bereits in Estland stationiert waren und zwar im nordestnischen Tapa, 127 Kilometer von der Grenze zur Russischen Föderation entfernt. Außerdem stehen dort zwei US-Fallschirmjäger-Züge der 173. Luftlande-Division.


Das scheint Washington indes nicht genug zu sein. Schon im Juni beschloss man dort, schwere Angriffswaffen und bis zu 5000 Mann nach Osteuropa zu verlagern. Soldaten und Material sollen auf Stützpunkte im Baltikum, in Polen, Rumänien und Bulgarien verteilt werden. Es ist das erste Mal seit 25 Jahren, dass die USA schweres Gerät in eines der früheren Warschauer-Pakt-Länder verbringt.


Das massivste Zeichen kriegerischer Entschlossenheit aber setzt Washington im Bereich seiner Luftwaffe. „Wir werden sehr bald F-22 in Europa stationieren, um den Forderungen des örtlichen Militärkommandos zu entsprechen, und im Rahmen unserer Initiative zur Unterstützung der Europäer (ERA)“, sagte die administrative Leiterin der Air Force, Deborah Lee James, in Washington. Die Lockheed Martin F-22 „Raptor“ (Greifvogel) ist der einzige einsatzfähige Kampfjet der fünften Generation, über den die USA verfügen, nachdem sich das Nachfolger-Modell F-35 „Lightning II“ als Reinfall erwiesen hat.


Diese Entwicklungen sind ganz im Sinne des neuen polnischen Präsidenten Andrzej Duda. Dieser ist Ende August in der estnischen Hauptstadt Reval zu einem Besuch eingetroffen. Es war seine erste Auslandsreise im Amt des Präsidenten, und solchen Gelegenheiten kommt immer eine herausgehobene diplomatische Bedeutung zu. Duda hat bei dieser Gelegenheit gefordert, die Nato solle Stützpunkte in Osteuropa errichten. Das sei nicht nur in historischer Hinsicht richtig, meinte er. Sein Gastgeber, der estnische Präsident Toomas Hendrik Ilves, pflichtete ihm bei: „Ich sage das, was ich auch früher gesagt habe: Wenn uns Sicherheitsgarantien gewährleistet werden, wird dies so manche vor einer potenziellen Aggression abbringen.“


Überhaupt sieht sich Polen als „westliche Speerspitze gegen die russische Aggression“. In Osteuropa Nato-Stützpunkte zu errichten, sei eine Maßnahme, um den „imperialen Tendenzen“ Moskaus entgegenzutreten. Duda weiter: „Wir laden ein und erwarten, dass die befreundeten Bündnispartner Militäreinheiten und Waffen in den Gebieten stationieren, die heute die Ostflanke des Bündnisses sind.“ Da mochte auch Gastgeber Ilves nicht zurückstehen und sagte: „Wir müssen die klare Botschaft aussenden, dass wir bereit sind, alle Mitglieder des Bündnisses zu verteidigen. Unser östlicher Nachbar scheint diese Region als den verwundbarsten Bereich zu sehen, als einen Ort, an dem die Entschlossenheit und Verpflichtung der Nato geprüft werden kann.“


Natürlich sieht man in Washington auch die Notwendigkeit, militärische Vorbereitungen psychologisch zu begleiten. So nennt Verteidigungsminister Ashton Carter Russland eine „sehr, sehr bedeutende Bedrohung“ der Sicherheit der USA „allein schon wegen seiner Größe und angesichts des Waffenarsenals, das es besitzt“. Washington benötige daher eine Strategie der „Eindämmung Russlands“, und die sei stark und ausgewogen. Carter sprach auch von einem neuen Aktionsplan der Nato, der zum Ziel habe, die Länder Osteuropas militärisch zu stärken.


Strategische Bemühungen solchen Umfangs müssen die Aufmerksamkeit Russlands erregen. Vize-Verteidigungsminister Anatolij Antonow kommentierte die jüngste Entwick­lung mit den Worten: „Ich habe den Eindruck, dass unsere Kollegen aus den Nato-Staaten uns zu einem Wettrüsten drängen.“ Der Minister erinnerte auch an die Meldungen über eine Aufstellung US-amerikanischer Raketen und die Einrichtung von Waffenlagern in Osteuropa und im Baltikum. Einer der höchsten Beamten im Verteidigungs-Ressort setzte hinzu: „De facto will man vor der russischen Grenze ein Aufmarschgebiet für eine Stationierung substanzieller Truppen einrichten.“ Die Nato-Russland-Grundakte aus dem Jahr 1997 verbietet zwar dem Nordatlantikpakt, „substanzielle Streitkräfte“ an seiner Ostflanke auf ständiger Basis zu stationieren. Von der Nato wird sie allerdings nicht mehr anerkannt.    


Florian Stumfall


Preussische Allgemeine
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