Pfarrer-Verbandschef 
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EKD-Reformen sind „Anleitung zum
EKD-Reformen sind „Anleitung zum
Unglücklichsein“
Berlin (idea) – Der vor zehn Jahren begonnene EKD-Reformprozess „Kirche 
der Freiheit“ ist eine „Anleitung zum Unglücklichsein“. Diese Ansicht 
vertritt der Vorsitzende des Verbands evangelischer Pfarrerinnen und 
Pfarrer in Deutschland, Andreas Kahnt (Westerstede/Oldenburg), in einem 
Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Ein Ziel der 
EKD-Reformen war es, zu erreichen, dass die Zahl der 
Gottesdienstbesucher und Mitglieder „gegen den Trend“ wächst. 
Dieses 
Vorhaben konnte Pfarrerinnen und Pfarrer nur demotivieren, so Kahnt: 
„Denn indirekt wurde ihnen damit doch gesagt: Was ihr macht, ist nicht 
gut genug – ihr müsst besser werden! So als täten sie nichts und müssten
 sich jetzt endlich mal richtig anstrengen.“ Man habe nicht betrachtet, 
was bereits geleistet worden sei. Für viele Pfarrer sei das eine 
Kränkung gewesen und habe sie in die innere Emigration getrieben. Viele 
Pfarrer litten an den überzogenen Erwartungen, die an sie gestellt 
würden. Die Fülle an Aufgaben könne kaum noch bewältigt werden. Das 
führe zu Konflikten. Ein Ärgernis seien auch die ständigen 
Strukturveränderungen: „Noch ehe eine Reform umgesetzt ist, kommt schon 
die nächste.“ 
Die Gemeinden werden entmündigt
Nach Worten Kahnts ziehen die Landeskirchenämter zunehmend 
Kompetenzen an sich, etwa indem sie über Stellenbesetzungen und Ausgaben
 der Gemeinden entscheiden. Das entmündige die Gemeinden. Derzeit 
wandere viel Entscheidungsgewalt in die mittlere Leitungsebene. Dies sei
 vermutlich nicht effektiv. Kahnt beobachtet, dass die Kirchen „sehr 
viel Geld für Dinge ausgeben, die nicht unbedingt bei den Gemeinden 
ankommen“. Personalvermehrung und Kostensteigerungen gebe es vor allem 
in der Verwaltung. 
Die Kirche darf sich nicht auf Großstädte zurückziehen
Kritik äußert Kahnt auch am Ziel, die Zahl der Gemeinden 
mittelfristig zu halbieren. Die Kirche sei immer nur so gut, wie sie von
 den Menschen vor Ort erlebt werde. Dabei komme es auf die Pfarrerinnen 
und Pfarrer an. Den Landeskirchen rät Kahnt, ihre Arbeit „nicht zu sehr 
auf die Zentren zu verlagern, sondern den Pfarrdienst in der Fläche zu 
ermöglichen“. Die meisten evangelischen Christen wohnten auf dem Land 
oder in Kleinstädten. Wenn die Kirche ihre „Leuchtfeuer“ nur noch in 
Großstädten entzünde, vernachlässige sie sehr viele Menschen: „Die Leute
 interessiert nicht, ob in der Kirche in der 20 Kilometer entfernten 
Kreisstadt etwas los ist, sondern ob in ihrer Dorfkirche noch Leben 
ist.“ 
Ab 2020 droht Pfarrermangel: Die Verkündigung wird leiden
Ab 2020 rechnet Kahnt mit einem akuten Pfarrermangel, da dann viele 
Pfarrer in Pension gehen und gleichzeitig nur noch wenige Absolventen 
der Theologie in den Pfarrdienst eintreten. Die Kirche werde künftig auf
 viele Angebote verzichten müssen. Kahnt: „Ich fürchte, dass auch 
Verkündigung und Seelsorge unter der Knappheit leiden werden.“ Das 
Kürzen und Weglassen werde zu Konflikten führen und Frustrationen mit 
sich bringen. Der Pfarrerverband vertritt bundesweit etwa 21.000 
Mitglieder in 21 regionalen Vereinen.
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