Dienstag, 27. Januar 2015

Asyl in Radeburg: Das beste gehofft – das Schlimmste trat ein

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VON: KLAUS KROEMKE

Radeburg hatte ein positives Zeichen setzen wollen, Bürgermeisterin Michaela Ritter, die Stadtverwaltung, Stadträte, Jana Funke von der Radeburger Wohnungsgesellschaft, ja sogar die künftigen Nachbarn hatten sich gut vorbereitet auf die Aufnahme und die Integration von Flüchtlingen, doch dann lief vieles schief...


Schon vor fast einem Jahr hatten Landkreis und Stadt über die Notwendigkeit der Aufnahme von Flüchtlingen informiert. Im Mai kam die erste Flüchtlingsfamilie aus dem Bürgerkriegsland Syrien an und alle, die mit dieser Familie zu tun haben, berichten nur Positives. Der Familienvater, der es Leid ist, auf eine Arbeitserlaubnis zu warten, wurde dabei gesehen, dass er am Meißner Berg Unkraut zwischen den Gehwegplatten entfernte, „um ein Zeichen zu setzen“, um diese schwülstige Worthülse mal zu gebrauchen. Da in Radeburg die öffentliche Meinung genauso gespalten ist wie anderswo in Sachsen, war das Auftreten dieser Familie wirklich gut. „Der Mann hat beim Wohngebietsfest, beim Auf- und Abbauen des Festgeländes, einfach mit zugepackt,“ berichtet Jana Funke. So hätte es auch mit den weiteren, vom Landratsamt avisierten Flüchtlingsfamilien gehen sollen. 20 Personen, also vier bis fünf Familien, hätte Radeburg noch unterbringen sollen.

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Die Räumung sollte bereits am 18. Dezember erfolgen – erneut mit Hilfe eines Einsatzkommandos der Bereitschaftspolizei, erfolgte aber erst am Morgen darauf. An jenem Abend aber saß ich am Tisch bei Familie Schmidt, gemeinsam mit weiteren Einwohnern, die dazugekommen waren. An jenem Abend wussten wir noch nicht, dass die Räumung kurz bevor stand. Vor allem graute den Anwohnern vor Weihnachten – eigentlich das Fest des Friedens. Vieles von dem, was in diesem Artikel steht, habe ich auch erst an diesem Abend erfahren und noch längst sind nicht alle Einzelheiten ganz klar. Klar ist, dass mit diesem „Experiment“ viel politisches Porzellan zerschlagen wurde, denn es scheint so, als ob sich in diesen vier Wochen alles an Vorurteilen bestätigte, was man so haben kann. 

Unter diesen Bedingungen hätte ich es sogar verstanden, dass die Mieter gesagt hätten: „Nie wieder Asylbewerber! Nicht in diesem Haus!“ Aber was sagten Sie? „Schickt uns die versprochene Familie, gern auch zwei!“ Sie erzählten mir von dem „Dönermann“ und seiner Familie, der um die Ecke wohnt. Die Leute seien umgänglich und nett. Und dann erzählten sie mir, was sie von Frau Funke wussten: von dem Syrer und seiner Familie auf dem Meißner Berg. „Solche wie die – sehr gerne!“ Fremdenfeindlichkeit Fehlanzeige - noch nicht einmal nachdem das alles passiert ist. Die Leute hätten es verdient gehabt, von denen, die das Ganze veranlasst hatten, mal eine Entschuldigung und ein Danke zu hören, dafür, dass sie das ertragen haben.





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