Donnerstag, 8. Januar 2015

Türkei - kein Ende der Benachteiligung von Christen

....
Istanbul (idea) – Ein Ende der Benachteiligung religiöser Minderheiten in der mehrheitlich muslimischen Türkei ist nicht in Sicht. Die Ankündigung von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu, dass erstmals seit 92 Jahren ein Kirchenneubau genehmigt werde, hat sich als fadenscheinig erwiesen. 

Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu hatte zu Jahresbeginn berichtet, der Regierungschef habe am 2. Januar bei einer Begegnung mit Religionsvertretern bekanntgegeben, dass eine syrisch-orthodoxe Kirche im Istanbuler Stadtteil Yesilköy am Marmarameer gebaut werden dürfe. Jetzt meldete die Zeitung „Taraf“ unter Berufung auf Teilnehmer des nicht-öffentlichen Treffens, dass Davutoglu keine konkrete Zusage gegeben habe, sondern sich lediglich um die Angelegenheit kümmern wolle.


Zahlreiche Einsprüche gegen Genehmigung

Wie ferner bekannt wurde, ist die Baugenehmigung für das neue Gotteshaus bereits vor drei Jahren grundsätzlich erteilt worden, aber es habe zahlreiche Einsprüche gegeben. So verlangten die Behörden, dass die Grundfläche von 900 Quadratmetern halbiert werden müsse. Das Grundstück sei ursprünglich ein katholischer Friedhof gewesen; der Staat habe die Fläche 1950 eingezogen und den Friedhof geschlossen. Die syrisch-orthodoxen Christen wollen die Kirche bauen, weil sie aus ihrer Heimat im Südosten der Türkei vertrieben wurden Rund 20.000 lebten in Istanbul; ihnen stehe aber nur eine Kirche mit 300 Plätzen zur Verfügung.


Grünen-Politiker: Erster Schritt zur Religionsfreiheit

Der religionspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Volker Beck (Berlin), hatte Davutoglus Ankündigung als ersten Schritt begrüßt. Doch müsse die Benachteiligung aller religiösen Gemeinschaften, die nicht dem sunnitischen Islam angehören, ein Ende haben. Der Bau von Gottesdienststätten sei in einer Demokratie eine Selbstverständlichkeit. Seit langem fordern Kirchen unter anderem die Wiedereröffnung des griechisch-orthodoxen Priesterseminars auf der Prinzeninsel Chalki (Heybeli) im Marmarameer vor Istanbul. Als der türkische Staat 1971 private Universitäten schließen ließ, war das Seminar davon betroffen. 95 Prozent der 75 Millionen Einwohner der Türkei sind Muslime. Die Zahl der Christen liegt bei 120.000. Die meisten sind orthodox, etwa 15.000 römisch-katholisch, rund 4.000 evangelisch.



idea.de
...

Keine Kommentare: