Mittwoch, 21. September 2011

Integrationsdebatte sachlich, aber nicht naiv führen

.

Frankfurt am Main (idea) – Für eine Versachlichung der Integrationsdebatte hat sich der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge (Berlin), ausgesprochen. Doch dürfe der interreligiöse und interkulturelle Dialog nicht „naiv“ geführt werden, sagte er am 21. September in Frankfurt am Main beim Jahresempfang des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (AEU).
.
Es gelte vielmehr, „wehrhaft“ für Demokratie und Toleranz einzutreten. So sei das Mobbing deutscher Schüler durch Muslime an Berliner Schulen nicht hinzunehmen. Auch könne er das Tragen einer Burka, die das ganze Gesicht muslimischer Frauen verhüllt, nicht akzeptieren, weil dadurch die Kommunikation behindert werde. Von Zuwanderern müsse man ferner verlangen, dass sie die deutsche Sprache erlernen, sagte Dröge vor rund 120 Gästen des AEU-Empfangs. 
.
Mehr Katholiken als Muslime unter Zuwanderern
Der Bischof plädierte dafür, in der Integrationsdebatte die Fakten zu beachten. So seien von den rund 15 Millionen Personen „mit Migrationshintergrund“ in Deutschland etwa fünf Millionen Spätaussiedler. 1,8 Millionen Zuwanderer seien türkische Staatsangehörige. Die Zahl der Menschen aus muslimisch geprägten Herkunftsländern werde auf 3,8 bis 4,3 Millionen geschätzt. Ein Fünftel von ihnen – also etwa 800.000 - gehöre einer religiösen Vereinigung an. Dröge: „Die Zahl der Katholiken unter den Zugewanderten ist immer noch größer als die Zahl der Muslime.“ 
 .
Große Integrationsdefizite bei Türken
Problematisch sei die Minderheit von 14 Prozent unter den Muslimen, die sich distanziert gegenüber der rechtsstaatlichen Demokratie verhielten oder religiös motivierte Gewalt bejahten. Dies sei, wie die Shell-Jugendstudie gezeigt habe, besonders unter jungen Muslimen mit einer starken Religiosität der Fall, während bei jungen Christen starke religiöse Überzeugungen eher mit Toleranz und Gewaltverzicht einhergingen. An manchen Berliner Schulen würden Schüler deutscher Sprache herabwürdigend behandelt und etwa als „Schweinefleischfresser“ bezeichnet. Große Integrationsdefizite gebe es vor allem bei Türken, Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien und Afrikanern. Es sei daher problematisch, Probleme nur einer bestimmten Religionszugehörigkeit zuzuordnen. Integration könne auch nicht bedeuten, eine Leitkultur vorzugeben. Ebenso wenig könne freilich die Lösung in einem „unkritischen Multikulturalismus“ bestehen. Vielmehr sollten auf einem „dritten Weg“ formale Bedingungen des Zusammenlebens festgelegt werden, innerhalb derer sich das Leben in unterschiedlichen religiösen und kulturellen Formen entwickeln könne. 
.
Kein „Gottesstaat“ in Deutschland
Zu den Bedingungen gehört nach Dröges Überzeugung die Anerkennung der universellen Gültigkeit der Menschenrechte. Dazu zählten beispielsweise das Recht, die Religion zu wechseln, aber auch die Gleichberechtigung der Geschlechter oder das Nein zur Todesstrafe. Ferner gelte es, an der Unterscheidung von Staat und Religion festzuhalten. Dröge: „Wer in Deutschland eine Heimat sucht, der muss wissen, dass hier kein ‚Gottesstaat’ zu bauen ist.“ Im Blick auf das islamische Religionsgesetz, die Scharia, sei zu beachten: „So wenig die Kirche fordert, die biblische Tradition als Rechtsquelle festzuschreiben, so wenig kann die Scharia bei uns als Rechtsquelle etabliert werden.“ Damit erteilte der Bischof auch sogenannten „Scharia-Gerichten“ für Muslime in Deutschland eine Absage. 
.
Christen sollen „apologetisch“ vom Glauben sprechen
Die zunehmende Präsenz des Islam habe auch für Christen hierzulande Konsequenzen. Sie seien herausgefordert, verständlich über ihren Glauben zu sprechen und sich „offensiv“ in die Gesellschaft einzubringen. Der Bischof rief die Christen auf, „apologetisch“ aufzutreten: „Wir müssen sagen können, warum wir Christen sind.“ Der seit 1966 bestehende AEU versteht sich als Bindeglied zwischen Kirche und Wirtschaft. Vorsitzender ist Michael Freiherr Truchseß (Niederflorstadt bei Frankfurt am Main). Als theologischer Berater fungiert Propst Sigurd Rink (Wiesbaden). Geschäftsführer ist Stephan Klinghardt (Karlsruhe). 

.

2 Kommentare:

harry63 hat gesagt…

Zum überwiegenden Teil kann ich Bischof Markus Dröge ja beipflichten. Doch was soll denn der "dritte Weg" sein? Ein bisschen Sharia für die zugewanderten Muslime, formal festgelegt? Auch Bischof Dröge scheint leider nicht verstanden zu haben, dass es einen säkularen Islam nicht geben kann und nie geben wird.
Dem Satz „Wir müssen sagen können, warum wir Christen sind.“ stimme ich vorbehaltlos zu. Nur mit unserem eigenen christlichen Glauben haben wir dem Islam etwas entgegen zu setzen, nicht mit Beliebigkeit, Agnostizismus oder falsch verstandenem Multikulturalismus.

Janchen hat gesagt…

Hi Harry,

so ist es! Nur mit unserem Glauben!


Und ich gebe Dir völlig Recht, leider versucht auch Bischof Dröge einen scheinbar 'toleranten' Weg zu gehen. Es gibt keinen modernen Islam ... keinen Islam, der Staat und Moschee trennt.

Kann es nicht geben, da die Grenzen im Koran festgeschrieben stehen. Und diese Grenzen umfassen alles - Familie - Staat - Tischsitten, Toilettenregeln, Umgang mit Andersgläubigen etc.

Ein moderater Islam ist nur ohne oder einen zusammengestrichenen Koran möglich. Ist das dann noch der Islam?

Der Koran ist sehr klar in seinen Aussagen. Damit ist keine Demokratie zu machen.

......................................

Auch die Bibel ist sehr klar in ihrer Aussage - Jesus spricht: Mein Reich ist nicht von dieser Welt! Gebt dem Kaiser was des Kaiser ist und Gott, was Gottes ist.

Eine klare Trennung von Staatsaufgaben und Gemeindeaufgaben bedeutet das.

Und zwar schon immer. Nicht erst seit der Aufklärung - wie immer wieder von Atheisten fälschlicherweise zu hören ist.


LG Jani