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Die Erwartungen der Evangelischen an den Papst waren hoch. Doch dieser erfüllte die Hoffnungen zum großen Teil nicht.
Auf den Kirchenfenstern im Augustinerkloster sind Maria und der Heilige Martin zu sehen. Sie haben schon auf Martin Luther heruntergeschaut, der hier vor dem Altar kniete und betete, als er noch Mönch war. An diesem Freitag, 500 Jahre später, schauen Maria und der Heilige Martin auf den Papst hinunter. Für Luther war der Papst der „Antichrist“. Jetzt steht Benedikt XVI. hier am Altar und feiert zusammen mit Luthers Nachkommen eine Andacht. Zuvor haben der Papst und eine Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine halbe Stunde lang miteinander gesprochen, auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes wurde der Begegnung mehr Zeit im Reiseprogramm eingeräumt.
Benedikt würdigte den Mönch Luther als tiefgläubigen Menschen. Doch dann, bei der gemeinsamen Andacht, erteilte er den Evangelischen eine Ohrfeige.
Was hat der Papst gesagt?
Benedikt XVI. ist fast zu Ende mit seiner Rede, da spricht er das „ökumenische Gastgeschenk“ an, das „verschiedentlich“ von seinem Besuch erwartet worden sei. Er spielt damit auf die Hoffnung von evangelischer Seite an, er werde Anstöße geben, wie es in strittigen Fragen der Ökumene weitergehen könne, etwa in der Frage eines gemeinsamen Abendmahls. Ein solches Gastgeschenk zu erwarten, sei ein „politisches Missverständnis des Glaubens und der Ökumene“, sagt der Papst. Schließlich sei er nicht als Staatsoberhaupt gekommen, es gehe im Verhältnis von evangelischer und katholischer Kirche auch nicht um Verträge, wie sie zwischen Staaten ausgehandelt würden. „Der Glaube der Christen beruht nicht auf einer Abwägung unserer Vor- und Nachteile“, sagt Benedikt. „Ein selbst gemachter Glaube ist wertlos. Nicht durch Abwägung von Vor- und Nachteilen, sondern nur durch ein tieferes Hineindenken und Hineinleben in den Glauben wächst die Einheit.“ Damit macht er deutlich: Mit ihm als Papst wird es in naher Zukunft keine konkreten Fortschritte in der Ökumene geben.
Dabei hatte der Vormittag hoffnungsvoll begonnen. Bei dem Treffen im Kapitelsaal sagte der Papst, dass es ihn „immer neu trifft“, wie sehr Martin Luther die Frage nach einem gnädigen Gott umgetrieben habe. Diese Frage treibe auch ihn um. Zur Freude der Protestanten erinnerte Benedikt auch an die „großen ökumenischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte“. Diese Gemeinsamkeiten dürften nicht verloren werden.Die beiden Kirchen hätten auch viele gemeinsame Aufgaben in der Welt, etwa in der Entwicklungs- und Sozialpolitik, beim Schutz des menschlichen Lebens, beim Kampf gegen die Säkularisierung. Darüber hinaus könnten Fortschritte in der Ökumene aber nur gelingen, wenn man sich gegenseitig helfe, „tiefer und lebendiger zu glauben“.
Wie haben die Vertreter der evangelischen Kirche reagiert?
Auch Nikolaus Schneider, EKD-Ratspräsident, und Katrin Göring-Eckardt, Präses der EKD-Synode, betonten die gewachsenen Gemeinsamkeiten zwischen den Kirchen. Sie sprachen, vorsichtig und freundschaftlich, auch von ihrer Hoffnung und Sehnsucht nach weiteren Annäherungen. In den vergangenen Jahren hatte die evangelische Seite gern den Begriff „Ökumene der Profile“ benutzt, um die Unterschiedlichkeit der Konfessionen auszudrücken. Schneider schlug am Freitag einen anderen Ton an und sprach von der „Ökumene der Gaben“, in der sich die unterschiedlichen „Charismen“ der beiden Kirchen „ergänzen und einander erhellen“. Er warb dafür, in Luther ein „Scharnier“ zwischen beiden Religionen zu sehen. Göring-Eckardt begrüßte den „lieben Bruder Papst Benedikt“ und beschrieb Luther als Suchenden, der aufgebrochen ist, weil er „Macht ohne Liebe, Glaube ohne Freiheit, Angst ohne Ausweg“ hinter sich lassen wollte. Er habe eine Freiheit gefunden, die in Gott wurzelt und auch dem Papst nicht fremd sein könne. Sie sei zuversichtlich, dass die beiden Kirchen „zum richtigen Zeitpunkt“ gemeinsam und füreinander den Tisch decken werden, sagte Göring-Eckardt in Anspielung auf ein gemeinsames Abendmahl, das heute noch nicht möglich ist.
Die schroffe Rede des Papstes über das „ökumenische Gastgeschenk“ kam bei Vertretern der evangelischen Kirche als „Ohrfeige“ an, auch wenn das keiner offiziell so sagen wollte. Man habe „sehr ernsthaft, tief und geschwisterlich miteinander gesprochen“, sagte Nikolaus Schneider hinterher. „Aber wichtige Fragen bleiben ungeklärt.“ Nach Jahrhunderten erbitterter Feindschaft stehe die „freundschaftliche Ökumene“ eben erst am Anfang. Deutlicher wurde der Berliner Bischof Markus Dröge: Der Papst habe keine weiterführende Perspektive aufgezeigt, sagte er der Katholischen Nachrichtenagentur. Zugleich habe ihn die Äußerung vom politischen Missverständnis im Zusammenhang mit der Ökumene „irritiert“. Politische Kompromisse seien einseitig negativ ausgelegt worden. Es gehe in der Ökumene aber um ein gemeinsames theologisches Ringen.
Was hat das Verhältnis zwischen evangelischer und katholischer Kirche in den vergangenen Jahren geprägt?
Auf dem II. Vatikanischen Konzil in den 1960er Jahren hat die katholische Kirche beschlossen, nach der Einheit mit der evangelischen Kirche zu suchen. Das war der Durchbruch. 1980 gab Johannes Paul II. bei seinem ersten Deutschlandbesuch den Anstoß, das Gespräch weiter zu vertiefen. 1999 veröffentlichten die beiden Kirchen eine gemeinsame Rechtfertigungslehre, in der sie bekräftigten, dass dem Menschen Heil allein aus Gottes Gnade zuteil wird, unabhängig davon, was er auf Erden erreicht hat. Doch dann veröffentlichte die römische Glaubenskongregation unter Vorsitz von Joseph Ratzinger das Dokument „Dominus Jesus“, in dem der evangelischen Kirche abgesprochen wird, Kirche im vollen Sinn zu sein. In der Folge kühlte sich das ökumenische Klima ab.
Zu den konfessionellen Unterschieden gehört unter anderem, dass die Protestanten den Papst nicht als Stellvertreter Christi anerkennen, ein anderes Amtsverständnis haben und dem Abendmahl eine andere Bedeutung beimessen, als es die Katholiken tun.
cicero online
Jani's Anmerkung ... da ich Protestantin bin, fühle ich mich genötigt, zu antworten. Nein und nochmals nein, ich bin nicht enttäuscht. Denn das würde ja voraussetzen, dass ich irgendwelche Erwartungen gehegt hätte.
Da wiederum stellt sich mir die Frage, welche Erwartungen das hätten sein sollen. Auch bin ich niemand, der sich anbiedert. Ganz im Gegenteil, solch Verhalten widert mich an. Wer ist der Papst, das wir Protestanten ihn so wichtig nehmen? Wollen wir auch einen Papst haben? Oder wollen wir ihn haben? Wollen unsere Bischofe mehr Macht analog der RKK haben?
Denn immerhin funktioniert das Wesen unserer Kirche (ganz biblisch) von unten nach oben - im Gegensatz zu Römisch-Katholisch. Der Machthebel sitzt dort oben. Eben nicht biblisch. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch in unseren Kirchen Bestrebungen einiger gibt, dem nachzueifern. Gott bewahre uns davor - so wie Er uns bisher bewahrt hat.
Und wer jetzt in meine Worte hineininterpretiert, ich wäre gegen Katholiken, dem muß ich eine Absage erteilen. Mitnichten bin ich gegen sie. Denn ich meine, dass es in beiden Kirchen Christen gibt und dass beide Kirchen einander bedingen. Sozusagen als Korrektiv der jeweilig anderen. Denn zuoft hat uns die Geschichte gezeigt, was passiert, wenn Macht in einer Hand liegt.
Ich mein: Haben wir nicht wichtigere Aufgaben? Wichtigere, als uns immer nur, um uns selbst zu drehen? Was zusammengehört, kommt zusammen. Haben wir doch endlich einmal Vertrauen zu Gott, denn Er wird es schon richten. Unsere Aufgabe dabei? Von Gottes Liebe erzählen!
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