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Ach ja, der Hahn oben auf den Kirchtürmen. Der ist zunächst natürlich  ein Wetterhahn. Und wenn er so richtig gut geschmiert ist, dann dreht  er sich im Wind. Er zeigt dann tatsächlich die Windrichtung an. Seit  mehr als tausend Jahren gibt es ihn und an ihm konnten die Menschen zum  Beispiel die Änderung der Windrichtung und damit oft auch eine  Wetteränderung ablesen. Das heißt: Ein Wetterhahn war also in früheren  Zeiten ein Messinstrument - aber natürlich noch viel mehr.
Denn zu sehen ist ja ein "Hahn". Warum? Der Hahn spielt eine wichtige  Rolle in einer Bibelgeschichte. Da geht es um Petrus, den Wortführer  der Jüngergruppe, der "Fels" genannt. Und ausgerechnet zu ihm sagt  Jesus: "Du wirst mich verleugnen, dreimal, bis der Hahn kräht." Und  tatsächlich: Als Jesus gefangen genommen wird und vor Gericht steht, da  schleicht Petrus im Hof herum und wird angesprochen. "Du gehörst doch  auch zu ihm!" Nein, sagt Petrus. Dreimal lügt er, bis der Hahn kräht. So  hat sich Petrus also im Wind gedreht - wie der Hahn oben auf dem  Kirchturm. An diese Geschichte erinnert also der Wetterhahn auf  Kirchtürmen - er mahnt zur Reue und zum Mut.
Aber es gibt noch andere Deutungen: Der Hahn ist ja der erste, der  das Ende der Nacht ankündigt - so wie Jesus Christus die Dunkelheit des  Todes besiegt hat. Beide künden also das Licht an. Und wer in die alten  Religionen - bei den Römern und den Germanen - hinschaut, entdeckt: Auch  dort hat der Hahn eine besondere Funktion. Bei den Römern war er dem  Lichtgott geweiht und die Germanen verehrten einen goldenen Hahn im  "Weltenbaum".
Doch heute ziert er vorwiegend evangelische Kirchtürme. Daneben gibt  es auch andere Wetterfahnen. Auf manchen Kirchturmspitzen drehen sich in  luftiger Höhe ein Schwan, ein Ross oder an de Küste und auf den Inseln  ein Schiff. Die meisten katholische Kirchen haben dagegen eine Kreuz an  der Spitze.
Nur nicht Wallenhorst bei Osnabrück - so las ich. Da ist auf einer  katholischen Kirche kein Hahn, sondern eine Henne zu sehen. Warum? Diese  alte Kirche hat viele Nachbarkirchen "ausgebrütet", heißt es. Was gäbe  es da passenderes als eine Henne.
Und die Kirche in Ihrer Nähe? Schauen Sie mal bewusst nach oben. Was sehen Sie dort?
Autor: Jan von Lingen
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