Freitag, 16. September 2011

Steigt der christlich geprägte Westen ab?

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WELTMACHT CHINA

Steigt der christlich geprägte Westen ab?


Peking (idea) – China ist dabei, sich zur führenden Weltmacht aufzuschwingen und dem Westen den Vorrang streitig zu machen. Das zeigt sich unter anderem daran, dass die kommunistisch regierte Volksrepublik, die ein kapitalistisches Wirtschaftssystem praktiziert, hochverschuldeten Staaten wie den USA sowie einigen EU-Ländern mit Milliarden unter die Arme greifen will. Damit erhöht sich der internationale Einfluss Chinas. Die Folge könnte sein, dass der christliche geprägte Westen seine geistige und geistliche Vorrangstellung an das kommunistisch und konfuzianisch geprägte Land verliert.


China ist mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde – und inzwischen auch die zweitgrößte Wirtschaftsmacht nach den USA. Zudem investiert die Volksrepublik seit Jahren massiv in Afrika, um sich den Zugang zu Rohstoffen zu sichern. Auch im Kirchenbau sind chinesische Firmen engagiert. Zudem beherrscht China den weltweiten Bibelmarkt. Mit einem Jahresausstoß von bis zu zwölf Millionen Exemplaren sorgt die größte Bibeldruckerei der Welt in Nanjing für große Teile der Bibelversorgung, vor allem in Entwicklungsländern. 
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Chinesen verdrängen westliche Baufirmen

In Afrika errichten chinesische Baufirmen nicht nur Straßen, Brücken und Sportstadien, sondern auch Kirchengebäude. Sie verdrängen damit Mitbewerber aus den alten Kolonialländern Großbritannien und Frankreich. In Nairobi (Kenia) baut beispielsweise das Unternehmen Zhongxing die Verwaltungszentrale der römisch-katholischen Erzdiözese, berichtet die ökumenische Nachrichtenagentur ENInews (Genf). Die Chinesen seien zuverlässig, schnell und tüchtig, und sie hätten das beste Angebot unterbreitet, so Baudezernent Anthony Mwituria. Zhongxing hat in Nairobi auch ein Zentrum für das pfingstkirchliche Missionswerk Faith Evangelistic Ministries errichtet. Die chinesische Baufirma Fubeco erstellte die „Luther Plaza“ der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kenias. 
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China wird wieder religiös

China selbst hat sich religiös verändert. In der Volksrepublik sind die meisten Kirchen überfüllt; die Zahl der Christen wächst rasant. Dabei mussten nach dem Sieg der Kommunisten im Jahr 1949 alle ausländischen Missionare das Land verlassen. Die Unterdrückung der Christen erreichte mit der Kulturrevolution in den sechziger und siebziger Jahren einen Höhepunkt. Mao Tse Tung (1893-1976) und seine Nachfolger wollten jegliche Religion ausmerzen. Doch bereits in den achtziger Jahren wurde die Religionsausübung unter strenger staatlicher Kontrolle wieder erlaubt – und die Zahl der Christen vervielfachte sich. 
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Mehr Chinesen als Europäer gehen zur Kirche

Wie der BBC-Korrespondent Tim Gardam aus Peking berichtet, gehen heute sonntags in China mehr Menschen in die Kirchen als in ganz Europa. Die Schätzungen über die Zahl der chinesischen Christen variieren stark: Die Regierung spricht von 24 Millionen – 18 Millionen Protestanten und sechs Millionen Katholiken. Andere Experten geben bis zu 130 Millionen an. Zum Vergleich: Die Kommunistische Partei hat etwa 80 Millionen Mitglieder. Die meisten Christen versammeln sich in staatlich nicht anerkannten Hausgemeinden, um der Kontrolle des Regimes zu entgehen. Sie werden bisweilen von örtlichen Behörden drangsaliert.
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Geistige Krise verstärkt Kirchenwachstum

Doch das kann das Gemeindewachstum nicht stoppen. Gardam berichtet, dass er am Ostermorgen fünf Gottesdienste staatlich anerkannter Kirchen in Peking erlebt habe – jeder mit mehr als 1.500 Besuchern.  Noch stärker wachse die nicht staatlich anerkannte Hauskirchenbewegung. Insgesamt sei die chinesische Christenheit „charismatisch, dynamisch und jung“. Ein Grund liege in der Reaktion auf eine „geistige Krise“, von der selbst Premierminister Wen Jiao Bao spreche. Die alten weltanschaulichen Gewissheiten des Marxismus-Leninismus würden abgelöst worden von der „kapitalistischsten Gesellschaft auf Erden“. 
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Möglichst schnell reich werden
Junge Chinesen wollten möglichst schnell reich werden. Dabei gehe nicht nur das Vertrauen in Institutionen und in die Mitmenschen zu Bruch, sondern auch der Zusammenhalt der Generationen. Einer der bedeutendsten Religionsphilosophen Chinas, Prof. He Guanghu (Peking), drücke es so aus: „Die Verehrung des Mammon ist zum Lebensinhalt vieler Menschen geworden.“ Der Materialismus könne aber seelisch und geistlich nicht zufriedenstellen. Viele Chinesen suchten nach Lebenssinn, und wenn sie dem christlichen Glauben begegneten, hielten sie sich an ihm fest. 

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