Samstag, 10. September 2011

Unruhe und Sehnsucht bei einer Reise zu Missionaren: Intensive Jesus-Nähe oder doch lieber ein sicheres Leben?

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von Thomas Härry

Gebannt höre ich Justin zu. Seine Worte haben eine seltsame Wirkung auf mich. Sie lösen in mir Unruhe und Sehnsucht zugleich aus. Sie berühren mein Herz und stellen mich in Frage. Dabei ist das gar nicht Justins Absicht. Justin, den ich gerade interviewe, ist der Pastor einer kleinen, katholischen Gemeinde im Nordwesten von Ghana. Ich verbringe in dieser Gegend gerade drei Wochen meines verlängerten Weiterbildungsurlaubs. Mein Ziel: Reich Gottes im afrikanischen Kontext kennen lernen.

Justin erzählt von seiner Arbeit als Pastor. Seit etwa zehn Jahren existiert seine Gemeinde, deren Menschen zur Volksgruppe der Sissala gehören. Damals entschied sich in seinem Dorf ein Mann, Christ zu werden. Er war der erste in diesem vom Islam und dem traditionellen Animismus geprägten Gebiet. Heute leben in diesem Dorf mitten in der Savannensteppe etwa 100 Menschen, die an Jesus Christen glauben. Elektrizität gibt es hier keine. Fließendes Wasser schon gar nicht. Die Menschen leben in einfachen Lehmhütten oder bescheidenen Häusern. So auch Justin. Seine Hütte gehört nicht ihm selbst; sie wurde ihm für seinen Dienst zur Verfügung gestellt. Ein Gehalt bekommt Justin nicht. Deshalb arbeitet er eine Reisestunde entfernt in einem Bibelübersetzungsteam mit, das die Bibel in seine Muttersprache (Sissali) übersetzt. Wenn Justin nach dem Feierabend in sein Dorf zurückkommt, hat er endlich Zeit, sich um seine Gemeinde zu kümmern. Menschen mit Anfechtungen, Unsicherheiten und Zweifeln kommen zu ihm. Viele ihrer anders glaubenden Verwandten schikanieren sie aufgrund ihres Christseins. Manchen seiner Gemeindeglieder setzt das so zu, dass sie geneigt sind, ihren Jesusglauben aufzugeben und sich wieder der alten Religion anzuschließen. Dann holt Justin das Neue Testament hervor und erzählt den Menschen die Jesus-Geschichten (selber lesen können die wenigsten). Er liest von der verfolgten Gemeinde in der Apostelgeschichte und wie Paulus sie ermahnt hat, trotz großer Schwierigkeiten an Christus festzuhalten (Apostelgeschichte 14,22). Er betet mit seinen Leuten und ermutigt sie, Christus und seiner Treue zu vertrauen.

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