Mittwoch, 28. September 2011

Schuldenkrise: Christlicher Ökonom kritisiert Politik

.
Wuppertal (idea) – Scharfe Kritik an der Politik im Zusammenhang mit der Finanz- und Schuldenkrise hat der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Werner Lachmann (Roth bei Nürnberg) geübt.

„Hätten die Staaten und die Europäische Zentralbank zu Beginn nicht eingegriffen, wäre die Krise schon längst vorbei.“ Weil die Politik aber meine, die Krise meistern zu können, verlängere sie ihren Verlauf und ihr Ausmaß, sagte der Vorsitzende der Gesellschaft zur Förderung von Wirtschaftswissenschaften und Ethik in einem Interview mit dem christlichen Wirtschaftsmagazin „Faktor C“ (Wuppertal). Lachmann erinnerte daran, dass die erste wirtschaftliche Depression 1920/21 in den USA deshalb rasch vorbeigegangen sei, weil sich der damalige US-Präsident Warren G. Harding (1865-1923) geweigert habe, staatliche Rettungsmaßnahmen zu ergreifen. Damit habe man den Marktkräften die Chance gegeben, die Krise zu überwinden. Lachmann: „Überspitzt könnte man deshalb formulieren: Politiker lösen keine Probleme – sie sind das Problem.“ 

Überschuldung heizt Finanzspekulation an
Der Wirtschaftsprofessor weist ferner auf den Zusammenhang von staatlicher Überschuldung und Finanzspekulationen hin. Der Staat schaffe mit seinen Schulden Geld, das Anlagemöglichkeiten suche, etwa in Finanzpapieren. Deswegen hätten Spekulationen mit solchen Papieren einen viel höheren Stellenwert als noch vor 20 oder 30 Jahren. „Das ganze Auf und Ab an den Börsen, das Glücksspiel im Wertpapierhandel, die Spekulationsblasen an den Märkt werden gefördert durch die massive Staatsverschuldung“, so Lachmann. Banken werde mit Steuermitteln und neuen Schulden geholfen, da man sie nicht einfach pleite gehen lassen könne. „Hier müssten endlich Gegenmaßnahmen ergriffen werden und zum Beispiel das Bankgeschäft von den spekulativen Investmentgeschäften getrennt werden“, fordert der Ökonom. Dann würden nach seinen Worten nur die Einlagen geschützt, nicht aber das Geld von Spekulanten. 

„Wucherverbot“ in der Bibel
Lachmann zufolge handeln auch Privatpersonen bei der Aufnahme von Krediten teilweise unverantwortlich, würden manchmal aber auch unseriös beraten. Schon die Bibel warne davor, über die eigenen Verhältnisse zu leben und für andere zu bürgen: „Sie nennt das unklug.“ Lachmann vertrat ferner die Ansicht, dass es in der Bibel kein pauschales Zinsverbot gebe. Das Alte Testament sage nur: „Wenn dein Bruder – also dein israelischer Volks- und Glaubensgenosse – in Not ist, sind Zinsen nicht erlaubt. Du darfst seine Notlage nicht ausnutzen.“ Nach den Bibeltexten sollte man präziser von einem Wucherverbot sprechen: „Und das gilt natürlich bis heute.“


Quelle

.

Keine Kommentare: