Freitag, 7. Juni 2013

Schwäche ist unsere Stärke

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siehe hier
 
Die Apostel sagten zum Herrn: »Stärke doch unser Vertrauen zu Gott!«
Der Herr antwortete: »Wenn euer Vertrauen auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, dann könntet ihr zu dem Maulbeerbaum dort sagen: ›Zieh deine Wurzeln aus der Erde und verpflanze dich ins Meer!‹, und er würde euch gehorchen.« (Lk 17, 5-6)

Mit dem Vertrauen ist das ja so eine Sache. Wem können wir wirklich vertrauen? Wer hat es voll und ganz verdient? Und gibt es das: ein bischen Vertrauen? Ist es nicht immer voll und ganz oder gar nicht? Aber was macht Jesus hier? “Vertrauen so groß wie ein Senfkorn”? Was ist das für ein Vertrauen? Ein Senfkorn war zur Zeiten von Jesus so groß wie ein Staubkorn. Also fast gar nicht da, nahezu unsichtbar. Redet Jesus hier von so kleinem Glauben? Und sagt er, dieser Glaube reiche aus? Ist das nicht zu wenig?

Oder ist es eine Rechtfertigung von Faulheit oder Bequemlichkeit? Ein Lob der Mittelmäßigkeit? Direkt von Jesus?
Nein, wer mehr hat und möchte, kann gerne mehr geben. Aber es ist ein Bekenntnis Gottes zu allen, die den hohen Erwartungen der Gesellschaft nicht standhalten können oder wollen. Es ist ein „Ja“ Gottes zu allen, die auf das neue Jahr mit Angst und Sorge blicken, die manches nicht erreichen werden. Es ist Gottes Bekenntnis zum Kleinen, Unscheinbaren, Zerbrechlichen, Zarten.
In der Jahreslosung für 2012 sagt Jesus zum Apostel Paulus:
„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2. Kor 12, 9)

Was wäre, wenn wir immer vor Kraft strotzen würden? Und stellen Sie sich vor, wir hätten immer die Hände voll mit dem, was wir zu tun haben?
Wie soll Gott sie dann noch füllen können, mit dem, was er zu geben hat?
Haben wir Mut, zu unseren Schwächen zu stehen. Wer schwach ist, den kann Gott stark machen. Ja, unsere Schwäche ist unsere Stärke als Christen. Sie macht uns liebevoll und demütig, ohne zu erniedrigen. Sie entlastet, ohne ohnmächtig zu machen. Sie lässt uns den Nächsten sehen, ohne selbst übersehen zu werden. Sie gibt Gott Raum und Gelegenheit in unserem Leben, ohne den Menschen zu verdrängen. Ja, sie macht gerade so uns Menschen groß, ermutigt und schenkt Hoffnung.
Für mich ist die Jahreslosung tatsächlich ein Schlüsselvers in der Nachfolge als Christ.
Nicht nur, weil es die Schwachen in den Blick nimmt, sondern weil es genau deswegen für Nächstenliebe und Demokratie sorgt. Für eine Begegnung zwischen Menschen auf gleicher Augenhöhe. Es gilt nicht das Recht des Stärkeren, sondern das Recht der Liebe und des Respekts gegenüber allen.
Und es ist ein Schlüsselvers, weil es uns selbst fröhlich und heiter in das Vertrauen auf Gott ruft.
Es nimmt alles „Du musst“ und „Du sollst“ aus dem Glauben raus und macht selbst kleinste Regungen unserer Seele groß.

Jesus spricht seinen Jünger das Vertrauen zu, von dem sie nicht wussten, dass sie es längst hatten.

Wenn du denkst, du kannst nicht beten, ist genau dieser Gedanke schon Gebet genug.
Wenn du denkst, du kannst nicht glauben, ist genau diese Sehnsucht schon Glaube genug.
Wenn du denkst, du kannst nicht so fest nachfolgen, ist genau dieser zitternde Gang und dieser zaghafter Schritt genug in Gottes Augen.
Unsere Schwäche ist unsere Stärke. Und unser Auftrag für eine friedlichere, fröhlichere, menschlichere, gesündere Welt.
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