Sonntag, 30. Juni 2013

Wie man Männer für Kitas begeistert

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Darmstadt (idea) – In den rund 600 Kindertagesstätten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sind Männer noch deutlich in der Minderheit. Das 2011 gestartete kirchliche Projekt „Mehr Männer in Kitas“ will das ändern. 

Inzwischen gibt es erste bescheidene Erfolge, sagte die Projekt-Pressesprecherin Monika Bender (Darmstadt) der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. So sei die Zahl der Erzieher von 138 im Jahr 2011 auf heute 170 gestiegen, ihr Anteil entsprechend von 2,6 Prozent auf 3,2 Prozent. Ziel sei es, langfristig den Männeranteil auf 20 Prozent zu steigern. Um dies zu erreichen, werbe man für den Beruf unter anderem auf Ausbildungsmessen, in Schulen, Berufsinformationszentren und unter Konfirmanden. Bei 42 solcher Veranstaltungen seien in eineinhalb Jahren bisher 4.200 junge Leute erreicht worden, darunter 30 Prozent Männer. Ein wichtiges Standbein sei bei dem Projekt auch die „Väterarbeit“ in den Kindertagesstätten. Wenn Väter sich stärker für ihre Kinder auch in den Kindergärten engagierten, trage dies langfristig zu einem positiven Imagewandel des Erzieherberufs bei. Auch dort gebe es erste Mut machende Erfolge. Mit Begeisterung hätten etwa vor kurzem 23 Väter aus Bad Homburg mit ihren 32 Kindern und zwei Erziehern ein gemeinsames Wochenende beim Paddeln auf der Lahn verbracht. Sie hätten sich selbst versorgt und in Tipis übernachtet. „Das stärkt den Zusammenhalt der Väter“, so Bender. Inzwischen träfen sich diese Männer auch außerhalb der Kita, etwa zum Stammtisch und zur gemeinsamen Freizeitgestaltung. 

Berufsbezeichnung „Kindergärtnerin“ überholt
Wie Bender am Rande einer Tagung zur Sexualerziehung in Kitas in Darmstadt ferner sagte, kommt zum schlechten Ruf des Erzieherberufs mitunter noch das Vorurteil hinzu, dass gerade Männer zum sexuellen Missbrauch von Kindern neigten. Ihr Projekt arbeite „gegen diesen Generalverdacht“. Die Leiterin der evangelischen Kindertagesstätten, Sabine Herrenbrück (Darmstadt), forderte, dass die Gesellschaft den Männern in Kindertagesstätten mehr Anerkennung zollen müsse. Die völlig überholte Berufsbezeichnung „Kindergärtnerin“ zeige, dass der Beruf unterbewertet sei. Die Erziehung von kleinen Kindern sei eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Dazu gehöre auch die Weitergabe des christlichen Glaubens: „Wir verstehen unsere Arbeit in den Kindertagesstätten als religiöse Bildung. Durch biblische Geschichten, Rituale, Gebete, Lieder und Haltungen machen wir das Evangelium für Kinder und Eltern erlebbar.“ Warum nur wenige Männer Interesse an der Kindererziehung haben, erläuterte der Erzieher und Kita-Leiter Uwe Streicher (Hohen Sülzen bei Worms): „Wir haben ein Imageproblem. Viele denken: Kinderspiele sind doch nichts für richtige Männer.“ In Hessen gibt es insgesamt etwa 4.000 Kindertagesstätten. Die Männerquote unter den Mitarbeitern liegt bei 5,6 Prozent, in ganz Deutschland bei 3,2 Prozent.


idea.de
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