Darmstadt (idea) – In den rund 600 Kindertagesstätten der
Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sind Männer noch deutlich in
der Minderheit. Das 2011 gestartete kirchliche Projekt „Mehr Männer in
Kitas“ will das ändern.
Inzwischen gibt es erste bescheidene Erfolge,
sagte die Projekt-Pressesprecherin Monika Bender (Darmstadt) der
Evangelischen Nachrichtenagentur idea. So sei die Zahl der Erzieher von
138 im Jahr 2011 auf heute 170 gestiegen, ihr Anteil entsprechend von
2,6 Prozent auf 3,2 Prozent. Ziel sei es, langfristig den Männeranteil
auf 20 Prozent zu steigern. Um dies zu erreichen, werbe man für den
Beruf unter anderem auf Ausbildungsmessen, in Schulen,
Berufsinformationszentren und unter Konfirmanden. Bei 42 solcher
Veranstaltungen seien in eineinhalb Jahren bisher 4.200 junge Leute
erreicht worden, darunter 30 Prozent Männer. Ein wichtiges Standbein sei
bei dem Projekt auch die „Väterarbeit“ in den Kindertagesstätten. Wenn
Väter sich stärker für ihre Kinder auch in den Kindergärten engagierten,
trage dies langfristig zu einem positiven Imagewandel des
Erzieherberufs bei. Auch dort gebe es erste Mut machende Erfolge. Mit
Begeisterung hätten etwa vor kurzem 23 Väter aus Bad Homburg mit ihren
32 Kindern und zwei Erziehern ein gemeinsames Wochenende beim Paddeln
auf der Lahn verbracht. Sie hätten sich selbst versorgt und in Tipis
übernachtet. „Das stärkt den Zusammenhalt der Väter“, so Bender.
Inzwischen träfen sich diese Männer auch außerhalb der Kita, etwa zum
Stammtisch und zur gemeinsamen Freizeitgestaltung.
Berufsbezeichnung „Kindergärtnerin“ überholt
Wie Bender am Rande einer Tagung zur Sexualerziehung in Kitas in
Darmstadt ferner sagte, kommt zum schlechten Ruf des Erzieherberufs
mitunter noch das Vorurteil hinzu, dass gerade Männer zum sexuellen
Missbrauch von Kindern neigten. Ihr Projekt arbeite „gegen diesen
Generalverdacht“. Die Leiterin der evangelischen Kindertagesstätten,
Sabine Herrenbrück (Darmstadt), forderte, dass die Gesellschaft den
Männern in Kindertagesstätten mehr Anerkennung zollen müsse. Die völlig
überholte Berufsbezeichnung „Kindergärtnerin“ zeige, dass der Beruf
unterbewertet sei. Die Erziehung von kleinen Kindern sei eine sehr
anspruchsvolle Aufgabe. Dazu gehöre auch die Weitergabe des christlichen
Glaubens: „Wir verstehen unsere Arbeit in den Kindertagesstätten als
religiöse Bildung. Durch biblische Geschichten, Rituale, Gebete, Lieder
und Haltungen machen wir das Evangelium für Kinder und Eltern erlebbar.“
Warum nur wenige Männer Interesse an der Kindererziehung haben,
erläuterte der Erzieher und Kita-Leiter Uwe Streicher (Hohen Sülzen bei
Worms): „Wir haben ein Imageproblem. Viele denken: Kinderspiele sind
doch nichts für richtige Männer.“ In Hessen gibt es insgesamt etwa 4.000
Kindertagesstätten. Die Männerquote unter den Mitarbeitern liegt bei
5,6 Prozent, in ganz Deutschland bei 3,2 Prozent.
idea.de
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