Klare Benennung des Völkermordes von 1915/16 an den Armeniern
Am 24.04.2015 gedenkt das armenische Volk dem Beginn des an ihm begangenen Völkermordes durch das Osmanische Reich vor 100 Jahren. Die an diesem Tag erfolgte Verhaftungswelle war der Beginn einer geplanten, gezielt und methodisch durchgeführten grausamen Ermordung und Vertreibung der Armenier, auch und gerade weil sie Christen waren. Andere christliche Minderheiten waren ebenfalls von den Maßnahmen betroffen.
Die historischen Berichte von Augenzeugen (darunter Diplomaten, Offiziere, Missionare, Ordensleute und Geistliche verschiedener Konfessionen) belegen, wie kaltblütig, grausam und teils barbarisch die Armenier behandelt und ermordet wurden. Die Männer wurden teils verschleppt und zu Zwangsarbeit gezwungen (bevor sie getötet wurden), teils erschossen, teils aber auch grausam erschlagen. Die Frauen und Mädchen wurden geschändet und – sofern sie nicht in einen Harem oder als Zweit- oder Drittfrauen entführt wurden – zusammen mit den Alten und Kindern auf Todesmärsche geschickt: Wochenlange Fußmärsche durch das Gebirge, ohne Wasser und Nahrung, teils selbst der Kleidung beraubt. Wer nicht mehr weiter konnte wurde erschossen, erschlagen oder einfach zum Sterben liegen gelassen. Oft wurden große Zahlen an Menschen einfach lebend in Schluchten und Flüsse geworfen. Ziel dieser Todesmärsch war die syrische Wüste (die damals zum osmanischen Reich gehörte). All jene, die die Todesmärsche überlebt hatten wurden ohne Nahrung, Wasser und ausreichende Kleidung in die Wüste getrieben um dort zu verenden.
Die Forscher sind sich einig, dass bis zu 1.500.000 Menschen durch diesen ersten großen Völkermord des 20. Jahrhunderts ums Leben kamen. Die Türkei als Rechtsnachfolger des Osmanischen Reiches leugnet bis heute den Völkermord an den Armeniern – auch und gerade nach den klaren und deutlichen Stellungnahmen von Papst Franziskus am 12.04.2015 und der Resolution des Europaparlaments vom 15.04.2015. Das Deutsche Kaiserreich, dessen enger Verbündeter das Osmanische Reich im 1. Weltkrieg war, brachte – obwohl die Regierung in Berlin gut informiert war – nicht den Mut auf, gegen die Morde und Deportationen einzuschreiten und hat dadurch eine Mitschuld zu verantworten.
Das EU-Parlament hat sowohl im Bericht über Menschenrechte und Demokratie ("Panzeri-Report", Satz 77) als auch in der Entschließung vom 15.04.2015 die Türkei aufgefordert, den Völkermord anzuerkennen. Papst Franziskus sprach am 12.04.2015 vom ersten Genozid des 20. Jahrhunderts und wird seitdem vom Staatspräsidenten und anderen Repräsentanten der Türkei massiv angegriffen. Dagegen hat die deutsche Bundesregierung angekündigt, auch beim Gedenken an den 100. Jahrestag des Völkermordes an den Armeniern diesen nicht als solchen zu benennen. Weiter ist absehbar, dass die Bundesregierung nicht beabsichtigt, sich der deutschen Mitverantwortung zu stellen und diese zu benennen. Für eine gedeihliche Zukunft im Zusammenleben der Völker ist es jedoch wichtig, sich der historischen Wahrheit zu stellen und dadurch eine Aufarbeitung der Vergangenheit zu ermöglichen. Nur auf dieser Grundlage ist die Vergebung vergangenen Unrechts möglich.
Im Petitionsschreiben werden Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel aufgefordert und gebeten, sich mutig zur historischen Wahrheit und einer klaren und offenen Aufarbeitung zu bekennen. Mit der Unterzeichnung der Petition bitten Sie Herrn Bundespräsidenten Gauck und Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel
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