Mittwoch, 18. November 2015

Willkommenskultur für den IS

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von Thomas Rietzschel


Niemand wird je sagen können, was geschehen wäre, wäre das Testspiel zwischen der holländischen und der deutschen Nationalmannschaft gestern Abend nicht in letzter Minute abgesagt worden. Darüber zu spekulieren bringt wenig. Es nützt nichts, sich im Nachhinein zu gruseln, Kerzen anzünden und einander bei den Händen zu fassen. Fragen muss man sich vielmehr, wie konnte es soweit kommen, dass Schreckliches hätte passieren können, wie weit haben sich die Veranstalter und das politische Establishment zu Handlagern fanatisierter Gotteskrieger gemacht.

Denn es gibt nichts, aber auch gar nichts, was die am Sonntag zuvor gefällte Entscheidung, das Spiel stattfinden zu lassen, rechtfertigen würde. Wer immer es als ein „Zeichen der Solidarität mit Frankreich“ oder gar als eine „Demonstration der Freiheit“ zu verkaufen suchte, handelte verantwortungslos - skrupellos im wahrsten Sinne des Wortes.

Natürlich können die Fußballer als Sportler machen, was sie wollen, spielen oder nicht spielen. Ihre Wahrheit liegt allemal auf dem Platz. Dessen waren sich die Kicker auch vor den Ereignissen in Hannover bewusst, sogar mehr als die Öffentlichkeit wahrhaben wollte. Spontan lehnten sie es zunächst ab, vier Tage nach den Pariser Attentaten gleich wieder anzutreten. Schließlich seien sie „keine Maschinen“, die sich nach Belieben einsetzen ließen. Die Funktionäre sahen das anders.

Für die Gurkentruppe des DFB bot sich die Chance, ihren ramponierten Ruf aufzubessern. Statt von Bestechung und schwarzen Kassen, sollte wieder einmal von der Frieden stiftenden Rollen des Fußballs die Rede sein.

Ein Steilvorlage aus Frankfurt, die man in Berlin reaktionsschnell zum Tor verwandeln wollte. Auch die Bundesregierung zeigte sofort propagandistisch Flagge im Kampf gegen den IS. Mutig entschloss sie sich, zum Fußball zu gehen, das Spiel zur Chefsache zu erheben. Mit drei Ministern, mit Sigmar Gabriel, Heiko Maas und Thomas de Maizière im Schlepptau, machte sich die Bundeskanzlerin am Dienstag auf den Weg in die niedersächsische Hauptstadt. Das Volk war darüber zuvor ausgiebig unterrichtet worden. Jeder sollte wissen, dass „Sie“ dabei ist.

Nun mag es durchaus sein, dass sich Angela Merkel als bekennender Fan ganz persönlich etwas von dem Spiel verspracg, vielleicht sogar eine Stärkung der Geisteskraft. Allerdings hätte sie dann ebenso privat nach Hannover fahren können. Ein Weg, sie unerkannt einzuschleusen und verschleiert auf der Tribüne zu platzieren, hätte sich sicher gefunden.

Doch die Bundeskanzlerin wollte mehr, abermals als Friedensstifterin vor der Weltöffentlichkeit glänzen. Der Fußball, der Deutschen beliebteste Gladiatoren-Veranstaltung, war das gesuchte Mittel, um die sinkenden Werte ihrer Beliebtheit aufzubessern. Mit dem Gespür für den populistisch wirksamen Event hat sie das an sich belanglose Fußballspiel zu einer politischen Demonstration aufgeblasen und damit die Bühne bereitet für den nächsten Auftritt der Terroristen vor großem Publikum. Die potentiellen Attentäter durften sich förmlich eingeladen fühlen, in Deutschland zu vollenden, was sie schon in Frankreich inszenieren wollen: Willkommenskultur für den IS.

Nachdem sie gerade erst in Paris gezeigt hatten, dass die vollbesetzten Fußballarenen zu ihren bevorzugten Angriffszielen gehören, war die politische Entscheidung für das Spiel in Hannover eine Ausgeburt des puren Wahnsinns. Ein weiterer Beleg für den Realitätsverlust einer Bundesregierung, die schon lange nicht mehr im Dienst des Volkes steht, auf dessen Rechnung sie handelt. Wo immer sich die Gelegenheit bietet, mit massenwirksamen Aktivismus zu punkten, den Bürgern Sand in die Augen zu streuen, wird gegebenenfalls auch die Sicherheit des Landes aufs Spiel gesetzt, wie wir nun wissen.

Sicher, in London endete am selben Abend das Spiel zwischen England und Frankreich ohne Zwischenfälle. Allein, was ändert dieser glückliche Ausgang an der Gefahrenlage hierzulande? Schließlich musste jedem von Anfang an klar sein, dass es bei dem Fußballereignis in Hannover auf ein Spiel mit dem Feuer hinauslaufen würde. Dass dies dann noch als Akt der Zivilcourage gegenüber dem Islamischen Staat bemäntelt wurde, setzt dem Ganzen die Krone auf. Scheinheiligkeit im fortgeschrittenen Stadium!

Bestenfalls könnte man die vorgeschützte Verteidigung „unserer westlichen Werte“ auf dem Rasen noch als die läppische Tarnung einer Angst verstehen, die doch nur das befürchtete Elend heraufbeschwört. Ein Signal der Stärke, das die gewalttätigen Feinde der aufgeklärten Welt davon abhalten könnte, uns weiterhin mit Bomben und Kalaschnikows anzugreifen, wird so bestimmt nicht ausgesendet. Im Gegenteil, eine Gesellschaft deren Widerstandskraft sich darin erschöpft, sich trotz allem, ungeachtet der Toten und Verwundeten in Paris, den Spaß am Fußball nicht verderben zu lassen, heizt die Aggression der Blindwütigen nur weiter an.

Um das zu verstehen, braucht es keine tieferen psychologischen Einsichten. Man muss nur einen Blick in die Geschichtsbücher werfen. Noch nie ist es einer Kultur gelungen, sich mit vorauseilendem Gehorsam gegen den Ansturm der Barbaren zu behaupten. So viel historisches Verständnis sollten wir selbst von einer Physikerin erwarten dürfen. Dass sie es nicht aufbringen will, mag sich ideologischer Verblendung, ihrer kommunistischen Sozialisation verdanken. Erklären würde dies manches, entschuldigen nichts. Gefährdet das intellektuelle Unvermögen, die offensichtliche Unbildung der Bundeskanzlerin doch zusehends unserer aller Zukunft.

Weil sie von der Geschichte nichts versteht, statt dessen am Gängelband des Zeitgeistes geht, handelt sie zunehmend als Getriebene, nach Wahnvorstellungen, heute so und morgen wieder ganz anders, je nachdem, wie es der Erhalt der Macht verlangt. Dafür gibt sie dann schon mal den Fußball-Fan, terroristisches Risiko hin oder her. Immerhin hätte, wenn es gut gegangen wäre, ein erneuter Fototermin mit den halb nackten Spielern in der Kabine herausspringen können. Titelbilder für die bunten Blätter einer hedonistisch verblödeten Konsumgesellschaft.

Nein, wir müssen nicht darüber nachdenken, was gestern Abend alles hätte passieren können, vielmehr sollten wir uns fragen, wozu die Merkel-geführte Bundesrepublik noch fähig sein könnte, wenn sie länger im Amt bleibt. Schon heute geht die Bedrohung Deutschlands nicht zuletzt von Berlin aus. Erst hat die totale Grenzöffnung dazu geführt, dass Hunderttausende unkontrolliert einreisen konnten, nicht selten mit gefälschten, gekauften oder ganz ohne Pässe. Selbst ein Waffentransport rollte vor zwei Wochen anstandslos über die Grenze; bloß der Zufall einer Verkehrskontrolle brachte das Unglaubliche nachher an den Tag. Und nun sollte es auch noch ein Fußballspiel für den Frieden mit unabsehbaren Risiken geben.

Nur wer die Bürger für dumm verkaufen will, kann angesichts dieser Tatsachen behaupten, die „Flüchtlingskrise“ haben nichts mit der Zunahme terroristischer Bedrohung zu tun. Wie, fragen wir uns, kommt eine Bundesregierung, die nicht einmal mehr überblickt, wen sie einwandern lässt, zu solchen Feststellungen? Liest sie das aus dem Kaffeesatz? Wir wissen es nicht.

Feststeht lediglich: Die Lage ist so ernst wie lange nicht. Gefahr droht von oben. Unsere legitimen Sicherheitsinteressen verlangten die Überwachung der Bundesregierung. Verkehrte Welt, Deutschland 2015.





Achse des Guten
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