ULM
Neue Wege gegen Wohnungslosigkeit
Obdachlose finden trotz Arbeitsstelle keine Wohnung. Die Caritas sucht nach Auswegen und bietet sich Eigentümern selbst als Mieter an.
Wer wohnungslos ist, hat oft ein Suchtproblem, leidet an körperlichen oder psychischen Erkrankungen. Es gibt aber auch viele andere Fälle. So ist jeder vierte Bewohner des Übernachtungsheims berufstätig: „8 von derzeit 30“, sagt Jörg Riehemann, der Leiter der Caritas-Wohnungslosenhilfe, mit Bezug auf Zahlen des Deutschen Roten Kreuzes Ulm, das das Übernachtungsheim trägt. Trotz Arbeitsstelle finden die Männer keine Wohnung.
Ihr Problem: Sie sind alle im Niedriglohnsektor oder bei Zeitarbeitsfirmen beschäftigt. „Sie verdienen vielleicht 1000 Euro netto, und die Miete für eine Ein-Zimmer-Wohnung kostet um die 550 Euro kalt.“ Viele Wohnungseigentümer fürchten Mietausfälle und suchen sich von vornherein solventere Mieter.
Das größte Problem aber ist: „Es gibt so gut wie kein Angebot mehr an günstigen Mietwohnungen, an kleinen schon gar nicht“, sagt Riehemann. Auf dem freien Markt finde seine Klientel seit Jahren nichts mehr. Das Angebot der städtischen Wohnungsgesellschaft UWS reiche bei weitem nicht aus. Riehemann und seine Kollegen haben das Gefühl: „Wir verwalten die Wohnungslosigkeit nur.“
Dagegen wollen die Mitarbeiter nun angehen. Der Caritas-Verband Ulm/Alb-Donau will selbst als Mieter auftreten und die Wohnungen an Klienten untervermieten. Die wiederum werden langfristig von Mitarbeitern der Beratungsstelle begleitet. Konkret heißt das: „Wir kommen mindestens zweimal im Monat in die Wohnung und halten mindestens einmal pro Woche Kontakt mit unserem Mieter.“ Zeigt sich nach ein, zwei Jahren, dass er regelmäßig Miete zahlt und die Hausordnung einhält, will sich die Caritas aus dem Mietvertrag zurückziehen.
Für die Vermieter hat das Vorteile. Sie können sicher sein, dass die Miete von der Caritas eingeht. Und die Mitarbeiter der Beratungsstelle stehen den Vermietern als Ansprechpartner zur Verfügung.
Ein besonderes Problem ist die Wohnungslosigkeit von Frauen. Ihr Anteil macht in der Beratungsstelle 23 Prozent aus, sagt Riehemann. Die Dunkelziffer sei aber hoch. Frauen finden oft Unterschlupf bei Bekannten, meist unter einer Bedingung: Sex gegen Schlafplatz. Auch Vergewaltigungen kommen vor. „Frauen in Not werden oft sexuell ausgebeutet.“
südwestpresse
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