Verwirrt Sie das, was im Mittleren Ostern abläuft? Dann sollten Sie die nachfolgenden Fakten zur Kenntnis nehmen. Wahrscheinlich werden sie danach aber noch verwirrter sein.
- Die USA, Frankreich, Saudi-Arabien, die Türkei, Katar und die Golfmonarchien haben alle bis in die jüngste Vergangenheit Al Qaida und/oder den Islamischen Staat / ISIS mit Waffen, Geld und/oder Helfershelfern unterstützt.
- Das fing bereits 1979 an, als die USA in Afghanistan verdeckte Operationen starteten; sechs Monate bevor die Russen kamen, führten sie in den südlich der Sowjetunion liegenden Grenzgebieten Afghanistans zur Bekämpfung des "gottlosen Kommunismus" (mit in den USA gedruckten Lehrbüchern für Koranschulen) den islamistischen Fundamentalismus ein. (Weitere Infos dazu hier und hier.) Damit schufen sie Al-Qaida und die Taliban und die Voraussetzungen für alle folgenden Desaster. (Weitere Informationen dazu hier.)
- Außer in Afghanistan unterstützten die USA islamistische Kämpfer auch in Bosnien, im Kosovo, in Libyen, im Kaukasus und in Syrien.
- Die USA haben die säkularen (weltlichen) Regierungen Afghanistans, des Iraks und Libyens gestürzt und wollen auch die säkulare syrische Regierung stürzen, womit sie nur den Aufstieg des ISIS fördern. Barack Obama hat im März dieses Jahres gesagt: "Der ISIS ist aus der Al-Qaida im Irak hervorgegangen, die sich erst nach der US-Invasion dort formiert hat. Das sind Beispiele für unbeabsichtigte Folgen unseres Handelns. Deshalb sollten wir grundsätzlich erst zielen, bevor wir schießen."
- Mehr als eine Million Menschen, die vor den Kriegen Washingtons fliehen, überfluten derzeit Europa und Nordafrika. Gott schütze den US-amerikanischen Exzeptionalismus! (den Anspruch auf Weltherrschaft, der mit Gewalt durchgesetzt werden soll.)
- Die irakischen, syrischen und türkischen Kurden kämpfen gemeinsam gegen den ISIS; die Türkei, der enge US-Verbündete und NATO-Staat, bekämpft alle Kurden.
- Russland, der Iran, der Irak und die libanesische Hisbollah unterstützen auf vielfältige Weise die syrische Regierung in Damaskus im Kampf gegen den ISIS und andere terroristische Gruppierungen – auch gegen die hochgelobten, aber nie in Erscheinung getretenen "gemäßigten Rebellen" – und werden dafür von Washington heftig kritisiert.
- Die USA haben unter dem Vorwand, den ISIS in Syrien bombardieren zu wollen, die Gelegenheit genutzt, um Syriens Infrastruktur und seine Ölförderanlagen zu zerstören.
- Russland hat nicht nur den ISIS bombardiert, sondern bei dieser Gelegenheit auch die anderen regierungsfeindlichen Gruppierungen in Syrien angegriffen.
- Die Mainstream-Medien haben bisher kaum über die Erdgas-Pipeline berichtet, die von Katar durch Syrien nach Europa führen und Russland, den wichtigsten Erdgas-Lieferanten Europas, aus dem Geschäft drängen soll. Dass Syrien diese Pipeline nicht wollte, ist wohl der wichtigste Grund für den angezettelten Krieg (s. hier).
- Als 2011 der Bürgerkrieg in Libyen begann, wurden die von Al-Qaida infiltrierten "Rebellen-Milizen", die Gaddafi bekämpften, von der NATO durch eine "Flugverbotszone" geschützt.
- Die Syrien-Politik der USA war darauf gerichtet, religiöse Spannungen und die Unzufriedenheit in der syrischen Bevölkerung zu schüren und damit die 2011 beginnenden Proteste gegen Baschar al-Assad auszulösen, mit denen das gegenwärtige Chaos begann; damit wollte man von Anfang an einen Regimewechsel herbeiführen (s. hier).
US-Außenminister John Kerry erklärte am 22. Oktober, nach Beendigung des Bürgerkriegs in Syrien dürfe "das Land nicht gespalten werden", müsse "säkular" bleiben und "die Syrer sollten ihren zukünftigen Präsidenten wählen können". Einer schnellen Umsetzung dieser Ziele stehe nur eine Person im Weg, und das sei Baschar al-Assad.
Warum hasst die US-Regierung den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad mit solcher Leidenschaft?
Tut sie das, wie sie uns weismachen will, weil er ein brutaler Diktator ist? Warum sollte das der Grund für ihren Hass sein? Mit allen brutalen Diktatoren in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oder im 21. Jahrhundert haben sich die US-Regierungen (zunächst) sehr gut verstanden; sie wurden unterstützt und häufig sogar gegen den Willen der unterdrückten Bevölkerung an die Macht gebracht. Auf der Liste (der von der heutigen US-Regierung unterstützten Diktaturen) stehen Saudi-Arabien, Honduras, Indonesien, Ägypten, Kolumbien, Katar und Israel.
Nach meiner Meinung lehnt die US-Regierung die syrische Regierung aus dem gleichen Grund ab, aus dem sie mehr als ein halbes Jahrhundert lang die Regierung Kubas, seit 15 Jahren die Regierung Venezuelas und früher die Regierungen in Vietnam, Laos und Kambodscha, in der Dominikanischen Republik, in Uruguay und Chile und in vielen anderen Staaten abgelehnt hat, die in einem Weltatlas oder in Geschichtsbüchern zu finden sind.
All diese Regierungen wollten etwas, was sich in dem Wort Unabhängigkeit zusammenfassen lässt. Sie wollten unabhängig von den USA bleiben und keinesfalls zu Marionetten der US-Regierung werden; sie weigerten sich, von Washington zu Feinden erklärte Staaten ebenfalls als Feinde zu betrachten und die kapitalistische Lebensweise als einzig mögliche zu akzeptieren.
William Blum ist der Autor der Bücher "Killing Hope: U.S. Military and CIA Interventions Since World War II" (Zerstörung der Hoffnung, erschienen im Zambon Verlag, 2008) "Rogue State: a guide to the World’s Only Super Power" (Schurkenstaat, erschienen im Kai Homilius Verlag, 2008) . Sein jüngstes Buch heißt "America’s Deadliest Export: Democracy" (Der tödlichste Exportartikel der USA: Demokratie, zu beziehen über amazon). Er ist zu erreichen unter BBlum6@aol.com
Gegenmeinung
....
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen