Montag, 16. November 2015

US-Militär bekommt riesiges Lazarett bei Ramstein

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Im pfälzischen Weilerbach bei Ramstein entsteht derzeit das größte US-Lazarett außerhalb des nordamerikanischen Staatsgebietes. Baubeginn war im Oktober vergangenen Jahres. Die Bauzeit soll etwa 8 Jahre betragen, die Kosten werden mit rund 1,2 Milliarden Euro beziffert. Die gewaltigen Dimensionen des Komplexes werfen unangenehme Fragen auf.

Vorgeschichte

Offiziell genannt wurde zunächst die Planung eines Hospitals mit 9 OP-Sälen, 120 Behandlungszimmern und 68 Betten. Das Projekt erregte von Beginn an großen Widerwillen in der Bevölkerung, die durch den Fluglärm der Air Base Ramstein ohnehin an der Belastungsgrenze lebt. Widerwillen nicht nur, weil die Vereinigten Staaten in den Jahren vor 2013 eigentlich angekündigt hatten, ihre in Deutschland stationierten Truppen zu reduzieren, der Neubau jedoch eher das Gegenteil andeutete. Sondern auch, weil sich mit dem Landstuhl Regional Medical Center 4 Kilometer südlich von Ramstein bereits das derzeit größte Lazarett der US-Army außerhalb der Vereinigten Staaten befindet.
Landstuhl war seit vielen Jahren erste Anlaufstation für Verwundete aus US-Kriegen im Nahen und Mittleren Osten und nicht nur irgendwie gut, sondern „Level I Trauma Center“ – ein Prädikat, das dem Militär-Hospital 2011 verliehen wurde. Das LRMC galt damals nicht nur als das größte, sondern auch als das beste US-Lazarett außerhalb der Vereinigten Staaten. Drei Jahre später allerdings wurde das LRMC überraschend zum „Level III Trauma Center“ zurück gestuft; technisch sollte es nun angeblich nicht mehr zeitgemäß, die Anbindung an Ramstein logistisch zu ungünstig sein.
Die Ungereimtheiten um das wenige Kilometer entfernt geplante, neue Lazarett veranlassten bereits 2011 einige Abgeordnete der Linken zu einer kleinen Anfrage. Aufschlussreich die Antworten der Bundesregierung. Daraus geht hervor, dass die Vereinigten Staaten die Bundesregierung mit der Durchführung des Baus schlicht „beauftragten“. Ein Baugenehmigungsverfahren fand nie statt. Was nicht wenige Weilerbacher aufbrachte, da der geplante Standort in einem Wasserschutzgebiet liegt – einem der letzten mit sauberem Grundwasser in der Region, nachdem das Wasser aus der Umgebung von Ramstein und Landstuhl durch das Einsickern von Giften und Abwässern schon lange nicht mehr als Trinkwasser zu gebrauchen ist. Auch die vom Bündnispartner befohlene Rodung von 49 Hektar Wald im Schutzgebiet, um Platz für den US-Neubau zu schaffen, empfanden viele als Zumutung.

Rätselhafte Dimensionen

Dass auf dem geplanten, riesigen Areal (ca. 15 Fußballfelder) mit tausenden von Parkplätzen und einer Investitionssumme von über einer Milliarde Euro am Ende ein Lazarett mit lediglich 68 Betten entstehen sollte, sorgte nicht nur für Unverständnis. Es ärgerte die Landstuhler auch. Denn das LRMC hat mit 149 festen und 218 Notbetten die mehr als fünffache Bettenzahl. Trotzdem soll der Neubau das LRMC ersetzen. In Landstuhl fürchtet man um die Arbeitsplätze. Klagen gegen den Neubau blieben erfolglos. Die restriktive Informationspolitik reizte zu waghalsigen Annahmen. Bürgerinitiativen gründeten sich. Im Netz wurde spekuliert, dass kein Hospital, sondern möglicherweise ein gigantisches Nachrichtenzentrum entstehen solle.
Empört wiesen Blogger darauf hin, dass an der veröffentlichten Darstellung einiges nicht ganz koscher sein konnte. Sie zogen einen Vergleich zum geplanten Neubau des Münchner Universitätsklinikums. In der bayrischen Landeshauptstadt will man für 500 Millionen Euro ein Krankenhaus mit 2200 Betten errichten. Wieso jemand für mehr als die doppelte Summe weniger als ein Dreißigstel der Betten bereitzustellen gedenkt, blieb rätselhaft.
Nun liegen Informationen vor, dass die tatsächliche Dimension des neuen Lazarettes deutlich anders ausfallen dürfte, als offiziell angegeben. So soll der Neubau nicht etwa 9, sondern 25 OP-Säle erhalten. Derzeit kommen in Deutschland statistisch rund 104 Betten auf einen OP-Saal. Allein diese Zahl führt die Angabe von 68 Betten ad absurdum und spricht eher für eine vierstellige Bettenzahl. Mit 25 OP-Sälen würde Weilerbach eher die Größenordnungen deutscher Uni-Kliniken (Uniklinikum Leipzig: 32 OP-Säle und 1451 Betten / Uniklinikum Aachen: 30 OP-Säle und 1300 Betten / Uniklinikum München-Großhadern: 43 OP-Säle und 2244 Betten) erreichen.
Unterhält ein Lazarett aufgrund der spezielleren Gewichtung weniger Fachabteilungen als ein Klinikum mit Maximalversorgung, dürfte das Verhältnis OP-Säle zu Betten eher in Richtung des statistischen Durchschnittes von 100 Betten pro OP-Saal tendieren.

Vorbereitung auf „Großes“

Tatsächlich wurde uns bezüglich Weilerbach eine beinahe unglaubliche (vierstellige) Zahl von Betten genannt, die alle Alarmglocken schrillen lassen. Selbst wenn ein erheblicher Teil davon Notbetten sein sollten, würde Weilerbach damit zu einem der größten Krankenhäuser auf dem Kontinent. Die physischen und finanziellen, bislang unerklärlich scheinenden Dimensionen des Komplexes, ergäben überraschend Sinn.
Stellt sich die Frage, womit das US-Militär rechnet, wenn es für über eine Milliarde ein neues Lazarett mit mehreren tausend Betten bauen lässt. Welche Anzahl von Verwundeten und Kranken erwartet man? Wofür sollen die offiziell genannten 120 Behandlungszimmer sein? Rechnet man mit sehr vielen Traumapatienten? Durch welchen Konflikt könnten derartig viele Soldaten behandlungsbedürftig werden? Und wie lange (die Planungsphase des Neubaus läuft seit mindestens 2007) kalkuliert man schon mit diesen Erfordernissen?
Dafür gab es bis vor zwei Jahren noch keine plausible Erklärung.
Allerdings war damals in der Ukraine auch noch kein Schuss gefallen und das Verhältnis zu Russland noch intakt. Die Migrantenströme hielten sich in Grenzen. Seitdem ist geopolitisch viel aus dem Ruder gelaufen. Der Neubau des Hospitals zeigt deshalb, wohin die Reise geht: Ramstein soll künftig in der US-Militärstrategie eine noch größere Rolle spielen als bisher. Die Air Base wird nicht nur infrastrukturell sowie hinsichtlich Truppenstärke und Flugstunden, sondern auch medizinisch auf „Großes“ vorbereitet. Die Gebäude des derzeitigen Lazarettes in Landstuhl sollen ebenfalls weiter genutzt werden. In welcher Funktion bleibt bislang US-Geheimnis.

Doch aus deutschen Steuern

Auch hinsichtlich der Kostenübernahme gibt es wohl zur der offiziellen noch eine tatsächliche Version. Laut Pfalz Express wollen die Vereinigten Staaten zwar angeblich „den Löwenanteil“ der Baukosten übernehmen. In Wirklichkeit jedoch, so die uns vorliegenden Informationen, wird Deutschland 90 Prozent und die USA 10 Prozent der Kosten tragen. In Rede steht also mindestens eine Milliarde Euro, die der deutsche Steuerzahler für US-Kriegspolitik wird aufbringen müssen.
Ihr
Marko Wild


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