Samstag, 14. Dezember 2013

Mit künstlichem Fieber gegen Krebs

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„Gebt mir die Macht Fieber zu erzeugen und ich
 heile jede Krankheit.“

Dieses Zitat wird dem griechischer Arzt Paramedis (45-84 v.Chr.) zugeschrieben. Denn schon immer war Fieber für den Menschen etwas Besonderes: Einerseits eine tödliche Bedrohung, andererseits eine Möglichkeit zu neuer Gesundheit. Fieber ist nämlich keine Krankheit, sondern eine natürliche und vitale Abwehrreaktion gegen Krankheitserreger. Diese werden im Fieberzustand eliminiert, Stoffwechselvorgänge beschleunigt und die Entgiftung des Körpers läuft auf Hochtouren.
Bei Krebserkrankungen allerdings fehlt dem Körper die Fähigkeit zu fiebern. „Lange Zeit wurde die Rolle des Immunsystems bei der Krebsbekämpfung ignoriert“, sagt Dr. med. Peter Wolf aus Hannover. „Viele sprachen der körpereigenen Abwehr jedwede Bedeutung in dieser Hinsicht ab – diese Meinung änderte sich jedoch in den letzten Jahren mit der Entdeckung vieler Botenstoffe, die das Immunsystem entscheidend zum Positiven oder Negativen beeinflussen können; gerade durch die aktive und passive Fiebertherapie können viele Botenstoffe aktiviert werden, die wiederum das Immunsystem positiv beeinflussen“, so Dr. Wolf. Seit über 20 Jahren leitete der Spezialist seine Praxis in Hannover mit dem Schwerpunkt Komplementäre Onkologie.
Die „alte“ Fiebertherapie gerät nun wieder in den Blickpunkt neuer Forschungen: so befasst sich zur Zeit unter anderem eine Forschungsgruppe der Universität Freiburg im Auftrag des Bundesforschungsministeriums mit dieser seit langer Zeit nicht beachteten Therapieform. „Aktive Fiebertherapie bedeutet, dass die Körperkerntemperatur durch körpereigene Mechanismen angehoben wird“, sagt Dr. Wolf. Dies geschehe durch die Gabe fiebererzeugender Substanzen (abgetötete Bakterien), die diese Veränderungen im Organismus herbeiführen. Diese aktive Fiebertherapie ist deshalb nicht gleichzusetzen mit einer passiven Überwärmung des Körpers von außen, beispielsweise durch Ganzkörperhyperthermie oder Loko-Regionale Tiefenhyperthermie. „Ziel und Sinn einer solchen Fiebertherapie sind Aktivierung des Immunsystems und vegetative Umstimmung des Organismus“, erläutert Dr. Wolf, „gerade bei chronischen Krankheiten beobachten wir überaus häufig eine gestörte Wärmeregulation, die interessanterweise in Beziehung steht zu einer gestörten Immunregulation“. Erstes Ziel der Fiebertherapie sei es deshalb, die blockierte vegetative Regulation im Sinne einer Reizkörpertherapie wieder in Gang zu setzen, damit der kranke Organismus die Möglichkeit bekomme, sich selbst zu regulieren und damit Heilungsprozesse einzuleiten. „Dass solche spontanen Heilungsprozesse selbst bei ausgedehnten Krebskrankheiten möglich sind, unser Organismus also durchaus über die Potenz der Selbstheilung großer Tumore verfügt, wissen wir seit vielen Jahren“, sagt Dr. Wolf.
Ohne Zweifel ist Fieber eine der onkologisch ältesten Heilreaktionen des Organismus. Die erhöhte Körpertemperatur (bis 39,5°) dient der Aktivierung des Immunsystems, der Widerherstellung einer normalen Reaktionslage, der Änderung des Körpermilieus und der Verhinderung vieler Escape-Mechanismen (siehe »Info-Extra«) der Krebszellen. „Gerade diese Escape-Phänomene sind es, die die Krebszellen befähigen, unser Immunsystem zu inaktivieren, auszuschalten und zu blockieren“, weiß Dr. Wolf. „Daher ist die Fiebertherapie Regulations- und Immuntherapie zugleich und regt in hervorragender Weise die Selbstheilungskräfte des Körpers an.“ Das gesamte biologische System unseres Körpers wird auf natürliche Weise angeregt, so dass nicht nur das Immunsystem, sondern auch die übergeordneten Regelkreise des Systems positiv einbezogen werden.
»Info-Extra« Der Escape-Mechanismus der Krebszellen In der Erforschung der Krebszellen tritt immer häufiger ein weiteres Phänomen in den Vordergrund: die Escape-Mechanismen der Krebszellen. „Von Escape-Phänomenen spricht man, wenn es Zellen gelingt, sich zu verstecken, unsichtbar zu machen oder Botenstoffe auszusenden, die das Immunsystem des Menschen unterdrücken“, veranschaulicht Dr. Peter Wolf aus Hannover. „Gegen diese Escape-Phänomene kann die herkömmliche Medizin mit Strahlen- und Chemotherapie nicht sehr viel ausrichten, da es diese körpereigenen entarteten Zellen geschafft haben, im Laufe der Behandlung auch gegen Strahlen- und Chemotherapie Abwehrmechanismen zu entwickeln.“ Diese Fähigkeiten können nur zustande kommen, wenn es den Krebszellen gelingt, die Fähigkeit des Immunsystems auszuschalten. Das heißt, der Tumor wird als solcher nicht vom Immunsystem erkannt und wächst ohne Hemmungen munter vor sich hin. „Daher werden in unserer Praxis ein sehr differenzierter Immunstatus und ein Immunmonitoring gemacht, um gerade die Escape-Phänomene rechtzeitig zu erkennen“, sagt Dr. Wolf. „Eine sehr wirkungsvolle Therapie gegen die Escape-Phänomene ist die aktive Fiebertherapie, eingebettet in die lokoregionale Tiefenhyperthermie und Ganzkörper-Hyperthermie.“ Gerade die aktive Fiebertherapie verändert durch die hervorgerufenen Fieberstöße die Oberfläche der Krebszellen, aktiviert viele Botenstoffe, die wiederum das Immunsystem anregen, die Krebszellen zu erkennen und zu vernichten. Es gibt auch eine Reihe sehr potenter Medikamente, die die Information an und auf der Krebszelle über Botenstoffe so verändern, dass sie demaskiert, erkannt und beseitigt werden. Ein weiteres Phänomen dieser Therapie ist es, dass Krebszellen dazu bewegt werden können, wieder gesunde Zellen zu werden und sich dem Bauplan des Körpers zu unterwerfen. Die Fiebertherapie ist in Deutschland keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Aber auf Antrag können im Rahmen einer individuellen Fallentscheidung die Kosten übernommen werden.

Das Bundesverfassungsgericht hat im Dezember 2005 festgestellt, dass einem gesetzlich versicherten Patienten, der an einer regelmäßig tödlichen Erkrankung leidet, bestimmte Therapien nicht verweigert werden dürfen und dass die Kosten für solche Therapien durch die gesetzlichen Kassen übernommen werden sollten, wenn mit einer Besserung der Situation zu rechnen ist.

Natürlich heilen
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