In Bremen wird der Hardheimer Verhaltenskodex als "absurd" bezeichnet. "Die Flüchtlinge kommen aus zivilisierten Ländern und bringen Anstand und Sitte mit", sagt der Sprecher der Senatorin für Soziales, Bernd Schneider.
Der beschauliche Ort Hardheim im Odenwald hat für Flüchtlinge Benimmregeln aufgestellt, die ihnen das Einleben erleichtern sollen. Den "Knigge" veröffentlichte die Gemeinde auf ihrer Internetseite. Eigentlich eine legitime Idee. Doch schon die Anrede in dem Schreiben klingt zweifelhaft.
Hardheim, ein Dorf in Baden-Württemberg, liegt "dort, wo die dunklen Wälder des Odenwaldes die freundlichen Fluren des Frankenlandes grüßen". Dieses Bild wird auf der eigenen Internetseite gezeichnet, um die Idylle in dem kleinen Ort in Baden-Württemberg zu veranschaulichen. Fast 5.000 Menschen leben in Hardheim, im gesamten Gemeindegebiet fast 9.000. Und um das Wohl dieser Gemeinde macht sich der Bürgermeister derzeit viele Gedanken. Denn im Gemeindegebiet sind mittlerweile fast 1.000 Flüchtlinge einquartiert, wie die "Süddeutsche Zeitung" vom Mittwoch berichtet.
In Hardheim gibt es zwar schon seit 1998 eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Doch weil immer mehr Menschen Zuflucht in Hardheim suchen, sieht sich der Ort offenbar bemüßigt, einen Verhaltens-Knigge aufzustellen, der deutsche Grundwerte vermitteln soll wie Religionsfreiheit oder die Gleichberechtigung der Frau. Zugleich verweist Hardheim darauf, dass Eigentum respektiert werden soll und Waren zu bezahlen seien, bevor man sie öffnet. Zudem heißt es, dass die Nachtruhe eingehalten und die "Notdurft" nicht in Gärten und Parks verrichtet werden soll.
"Liebe fremde Frau, lieber fremder Mann"
All das sind legitime Hinweise, doch der genaue Wortlaut der Benimmregeln klingt am Ende doch etwas zweifelhaft: So werden die Flüchtlinge beispielsweise mit "Liebe fremde Frau" und "lieber fremder Mann" angesprochen. Anschließend werden die Neuankömmlinge in Hardheim willkommen geheißen, ehe es heißt: "Nun liegt es an Ihnen, dass Sie nicht fremd bleiben in unserem Land."
Dazu müssten die Flüchtlinge "so schnell wie möglich die deutsche Sprache [lernen], damit wir uns verständigen können und auch Sie ihre Bedürfnisse zum Ausdruck bringen können." Soweit so gut, doch der Tonfall des Schreibens klingt oft zu harsch und vorurteilsbehaftet, beispielsweise wenn es heißt "Deutschland ist ein sauberes Land und das soll es auch bleiben!"
In einer früheren Version des Leitfadens, die die "Bild" noch vorliegen hat, heißt es zudem: "Junge Mädchen fühlen sich durch Ansprache und Erbitten von Handy-Nr. und facebook-Kontakt belästigt und wollen auch niemanden heiraten." Den Heirats-Passus hat die Gemeinde inzwischen entfernt.
Hardheim hat den "Knigge" auf ihrer Internetseite nur auf deutsch veröffentlicht, weist jedoch darauf hin, dass "der nachfolgende Text in vereinfachter Form in den verschiedenen Landessprachen durch Bedienstete des Betreibers den Flüchtlingen vor Ort näher gebracht" wird.
Die Gemeinde hat aus eigener Sicht damit offenbar den notwenigen Schritt dafür getan, um ein geordnetes Zusammenleben zu gewährleisten. (far/cai)
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