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Philosophie in der Bibel
Meist stehen Philosophen dem christlichen Glauben skeptisch gegenüber - wie anderen Religionen auch. Die ersten Christen setzten der Philosophie ihrer Zeit selbstbewusst den Glauben an Jesus Christus entgegen.
Paulus lehrt auf dem Richtplatz in Athen, Julius Schnorr von Carolsfeld, 1860. |
Im Anfang war das Wort - Johannes 1, 1-18
Während die Evangelisten Matthäus und Lukas ihre Evangelien ganz irdisch mit den Geburtsgeschichten Jesu beginnen lassen, eröffnet der Evangelist Johannes sein Buch mit einem philosophisch anmutenden Paukenschlag: »Im Anfang war das Wort«, der »logos«, wie es im griechischen Urtext heißt.
Der Bedeutungsumfang dieses Begriffes ist groß und kann auch »Sinn« und »Vernunft« heißen. Die Wahl dieses Begriffes könnte ein geschickter Schachzug des Johannes gewesen sein. Denn auch die Philosophen kannten das Wort »logos«, sie bezeichneten damit die die Welt durchwirkende Gesetzmäßigkeit oder den »Keim« der Vernunft. Indem er den »logos« und Christus gleichsetzt, könnte Johannes seinen philosophisch angehauchten Zeitgenossen gezeigt haben wollen: Der christliche Glaube ist durchaus mit der Philosophie vereinbar. Am Ende des »Johannes-Prologs« erklärt er: »Das Wort war Fleisch.« (Johannes 1, 1-18)
Zitat: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.«
Kreuz contra Philosophie - 1. Korinther 1, 18-31
Die Weisheit ins Zentrum menschlicher Erkenntnis zu stellen, vereint viele antike Philosophien. Paulus widerspricht ihnen vehement: Nicht durch Weisheit sei die Welt zu erkennen, sondern durch den »gekreuzigten Christus«, der den Griechen wie eine »Torheit« erscheine.
Mit diesen Worten scheinen Philosophen die Christen in Korinth verunsichert zu haben, denn denen gibt Paulus in einem Brief Argumentationshilfen: »Die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind… was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache.« Philosophische Erkenntnis ende in Selbstruhm, meint Paulus; Gott lasse sich nur durch das Kreuz erfahren, und schließlich habe schon der Prophet Jeremia gesagt: »Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!« (1. Korinther 1, 18-31)
Zitat: »Die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind.«
Paulus in Athen - Apostelgeschichte 17, 16-34
Wer auf dem Athener Areopag sprach, konnte sich vieler Zuhörer sicher sein. Auf diesem Platz - Historiker streiten sich, ob er auf der Akropolis war oder dem »Ares-Hügel« - hielt Paulus eine rhetorisch brillante Predigt. Er wusste, dass viele Philosophen vor ihm standen. »Ihr Männer von Athen«, beginnt Paulus, und lobt deren Gottesglauben. Der richtet sich jedoch irrtümlicherweise an »unbekannte« Gottheiten. Der wahre Gott jedoch sei »nicht ferne von einem jeden unter uns«, erklärt Paulus den skeptischen Athenern. Gott wolle »den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.«
Am Ende seiner Predigt spotten einige, andere wollen mehr wissen - und einige »schlossen sich ihm an und wurden gläubig«, unter ihnen eine Frau namens Damaris und der Ratsherr Dionysius. (Apostelgeschichte 17, 16-34)
Zitat: »Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt.«
Der leere Trug der Philosophen - Kolosser 2, 8; 1. Timotheus 6, 20f
Die antike Welt zur Zeit des Neuen Testaments war durchzogen von der »Gnosis«, einer Geistesrichtung, die Erkenntnis zum Maß aller Frömmigkeit erklärte.
In einem Brief warnt Paulus den Christen Timotheus vor dem »ungeistlichen losen Geschwätz und Gezänk der fälschlich sogenannten Erkenntnis«. Dadurch seien einige Christen bereits »vom Glauben abgeirrt«. Auch die Christen im griechischen Kolossai mussten sich offensichtlich gegen Philosophen zur Wehr setzen. »Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug«, mahnt Paulus« sie. (Kolosser 2, 8, 1. Timotheus 6, 20f)
Zitat: »Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus.«
Mechanisch bewegte Götterbilder - Offenbarung 13
Der Götterglaube philosophischer Schulen zur Zeit Jesu bot viele Gottheiten, in sogenannten Mysterienkulten trafen sich Menschen, um in teils seltsamen Geheimritualen Göttern zu opfern. Sie erlebten dabei ausgeklügelte mechanische Apparate, ersonnen von dem Ingenieur Heron von Alexandria. Sich selbst öffnende Tempeltüren, geheimnisvoll ertönende Trompeten, tanzende Altarfiguren zogen viele Schaulustige an.
In der Offenbarung des Johannes gibt es einen Hinweis auf solche Figuren, die auch bei Prozessionen mitgeführt wurden: Der Seher Johannes berichtet von zwei endzeitlichen Tieren, das eine setzt das andere in Bewegung. (Offenbarung 13)
Zitat: »Und ich sah ein zweites Tier aufsteigen aus der Erde… Es wurde ihm Macht gegeben, Geist zu verleihen dem Bild des Tieres, damit das Bild des Tieres reden und machen könne.«
Der Tod: Freund oder Feind? - 1. Korinther 15, 54f.; Hebräer 5, 7
Sokrates (469-399 v. Chr.) lehrte: Der Körper ist nur eine äußere Hülle, der zu Lebzeiten die Seele daran hindert, sich frei zu bewegen. Der Tod ist in dieser Sicht ein großer Befreier, der die Seele aus dem Gefängnis in ihre ewige Heimat zurückführt. Den meisten Verfassern des Neuen Testaments wird diese Lehre geläufig sein; sie stellen ihr die christliche Kreuzestheologie entgegen. Sokrates hatte sich vor seinem Tod in großer Gelassenheit mit Schülern über die Unsterblichkeit der Seele unterhalten, bevor er den Tod als Freund begrüßte.
Ganz anders Jesus: Mit betrübter Seele blickte er seinem Ende entgegen, er zitterte vor dem Tod, dem großen Feind Gottes. Am Kreuz zweifelte, weinte und schrie er. Mit seinem Tod besiegt er diesen Feind des Lebens, der seine Macht verliert. (1. Korinther 15, 54f., Hebräer 5, 7)
Zitat: »Tod, wo ist dein Sieg?
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