Eine Welle des Faschismus schwappt über Deutschland
Juli 3, 2016
Faschisten erkennt man leicht. Sie ordnen Menschen in Gruppen,
ignorieren jegliche Unterschiede zwischen den Mitgliedern der
entsprechenden Gruppe und dann ordnen sie allen Gruppenmitgliedern in
der Regel genau eine aus ihrer Sicht (aber für sonst niemanden)
entscheidende Eigenschaft zu:
Alle Juden sind Gegner Deutschlands und deshalb böse.
Alle jungen Briten sind Freude Europas und deshalb gut.
Dabei bedienen sich Faschisten sprachlicher Mittel, die dem selben
primitiven Schema folgen: Unterschiede werden ignoriert, Menschen zu
einer homogenen Gruppe verschmolzen und mit einer einzigen Eigenschaft
ausgestattet. „Sie wussten besser als die Snobs der britischen Elite,
dass es um ihre Zukunft ging“. Das sagt Sigmar Gabriel über junge Briten.
Junge
Briten sind entsprechend gut, für Gabriel. Man kann sie nach
Deutschland lassen, dem Land der restlichen Guten. Man kann ihnen eine
doppelte Staatsbürgerschaft und eine Zukunft anbieten. Denn die Zukunft,
sie liegt nicht im Nationalstaat, sondern im Internationalstaat, nicht
im Vereinigten Königreich, sondern im Vereinigten Europa. Die Vision,
die seit dem BREXIT durch eine Reihe von Köpfen zu gehen schein,
besonders durch sozialdemokratische Köpfe, die nun eine noch engere
politische Europäische Union zimmern wollen, sie beschreibt ein
Großeuropäisches Reich, das den finsteren Mächten der USA und China
Parole bietet. Das wiederum sind Ideen, die nicht neu sind:
[Z]“Und darin liegt auch für die Zukunft eine Lehre. Die Bedeutung der Einzelstaaten wird künftig überhaupt nicht mehr auf staats- und machtpolitischem Gebiet liegen; ich erblicke sie entweder auf stammesmäßigem oder auf kulturpolitischem Gebiet. Allein selbst hier wird die Zeit nivellierend wirken. Die Leichtigkeit des modernen Verkehrs schüttelt die Menschen derart durcheinander, daß langsam und stetig die Stammesgrenzen verwischt werden und so selbst das kulturelle Bild sich allmählich auszugleichen beginnt.“
Rund 100 Jahre liegen zwischen den Visionen großdeutsch/europäischer
Reiche. Die sprachlichen und manipulativen Mittel sind damals wie heute
dieselben: Das Gute und Positive, es steht dem Schlechten und Negativen
gegenüber. Das Gute, die Zukunft, die Prosperität, die Einheit, das
friedlich-freudige Miteinander der Guten, es findet sich in der
Europäischen Union, in der Überwindung des Bösen, des Nationalstaats,
denn der Nationalstaat ist das symbolisierte Böse, er ist
rückwärtsgewand, nicht mehr zeitgemäß, rassistisch, sexistisch, in ihm
regieren die engstirnigen und dummen Snobs, nicht die weisen und
weitsichtigen Gabriels. Der Nationalstaat er ist rechtspopulistisch,
rechtsextremistisch und so weiter.
Ist Ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, dass die Auguren der
Zukunft, dieser Zukunft keinerlei konkrete positive Realität und
keinerlei positives Ziel zuschreiben können? Warum die Europäische Union
die Zukunft ist? Niemand weiß es. Warum junge Briten angeblich
mehrheitlich die Zukunft der EU gewählt haben? Niemand weiß es. Wie
genau die Zukunft der derzeit nur sprachlich blühenden europäischen
Landschaften aussehen wird? Niemand weiß es. Alles ist nur ein großes
Sprachspiel, eines, an dem nicht einmal Wittgenstein seine Freude hätte.
Und das muss so sein, denn faschistische Rhetorik darf sich nicht auf
die Realität einlassen. Ein weiteres Kennzeichen, an dem man Faschismus
und Faschisten leicht erkennen kann. Konfrontiert mit realen
Entwicklungen und Fakten starren Faschisten in den Gewehrlauf der
Wirklichkeit, die ihre geistigen Monstrositäten, eine nach der anderen
zerschießt.
Deshalb darf die glorreiche Zukunft, nicht konkret bestimmt werden.
Deshalb muss die Gruppe, die die glorreiche Zukunft anstrebt (oder dem
Heil im Weg steht), harmonisiert werden. Früher entlang religiöser
Trennlinien, heute entlang des Alters: Hier die ewig gestrigen Snobs und
dort die jungen, die die Zukunft wollen.
Realität ist das Gegengift gegen derart faschistische Hirngespinste:
Betrachtet man z.B. die Zukunft der EU, wie sie sich heute darstellt, dann sieht die Zukunft, wie folgt aus:
”Energy efficiency labelling: Parliament will set out its position on proposed binding new rules for energy efficiency labelling on household products in a resolution to be voted on Wednesday, after debating them on Monday. The draft text calls for a clear A to G scale”.
Corporate taxation. The TAXE II Committee’s final recommendations for making corporate taxation fairer and clearer are to be debated on Tuesday and put to a vote on Wednesday. MEPs are to call inter alia for an EU public register of beneficial owners of companies, a tax havens blacklist and a code of conduct for banks and tax advisors. A press conference by the chair and rapporteurs is scheduled before the vote, at 09.30.”
Das war die Zukunft aus dem Europäischen Parlament. Vielversprechend – nicht? Vor allem die geplanten Beschränkungen von Freiheit.
Die Zukunft aus der Europäischen Kommission gestaltet sich wie folgt:
”The European Commission has today proposed to mobilise an additional €1.4 billion in support for refugees in Turkey, with a view of raising the total amount allocated under the Facility for Refugees in Turkey to €2 billion by the end of July.”
”Die EU-Kommission will die Parlamente der europäischen Staaten bei der Entscheidung über Ceta – dem Freihandelsabkommen mit Kanada – ausschließen. Die EU-Staaten könnten nun einstimmig (!sic) festlegen, dass sie der Meinung der Kommission nicht folgen wollen.“
Da kann man nur sagen: Auf in die Zukunft! Auf in Regulation, Nepotismus und Freiheitsentzug.
Auch die Harmonisierung der Jugend, auch der britischen Jugend, sie
trägt nicht weit. Die Jugend, die nach Ansicht von Sigmar Gabriel „mit
großer Mehrheit für den Verbleib in der EU gestimmt hat“, hat nicht mit großer Mehrheit für den Verbleib in der EU gestimmt.
Tatsächlich haben 73% der 18-24jährigen, die sich am Referendum
beteiligt haben, gegen einen BREXIT gestimmt. Am Referendum haben sich
aber nur 36% der 18-24jährigen beteiligt, so dass nur 73% von 36%, also
26% der 18-24jährigen gegen einen BREXIT gestimmt haben. Das ist
vermutlich nur für Sigmar Gabriel und ähnliche Ideologen, die dem
Konzept „fight reality“ folgen, eine „große Mehrheit“.
ScienceFiles
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