Ein Bild soll ja mehr sagen als tausend Worte. Was also will uns
dieses Bild sagen?
Die Frage beantwortet vielleicht am besten die
Bildunterschrift: „Menschen schwenken im Flüchtlingslager in Idomeni an
der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien eine Deutschlandfahne
und rufen dabei ‚Mama Merkel‘.“
Wir sind also in Indomeni an der geschlossenen
griechisch-mazedonischen Grenze, dort wo 13000 Asylsuchende und
Zuwanderer, die längst schon in Deutschland sein wollten, in einem
wilden Zeltlager am Grenzzaun hausen, in einem Lager, das gerade im
Schlamm versinkt. Und in diesem Elend, das wir auch an jedem Abend in
den Nachrichten sehen können, passiert nach dem Bericht eines deutschen
Agenturjournalisten genau das, was auch schon die Bildunterschrift
versprochen hatte: „Am Vortag hatten rund 200 verzweifelte Flüchtlinge
ihre Sympathie für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ausgedrückt. Die
Menschen riefen ‚Mama Merkel!‘ und hielten eine deutsche Fahne hoch, wie
ein Fotoreporter der Nachrichtenagentur dpa beobachtete.“[1]
Wie praktisch, dass der moderne Flüchtling, der – wie wir
allenthalben lesen und hören können – gerade noch sein Leben aus Krieg
und Verfolgung retten konnte, immer eine frische deutsche Fahne dabei
hat, falls er an einer geschlossenen Grenze die deutsche Kanzlerin zur
Hilfe rufen muss, damit sie ihm den Weg nach Deutschland ebnet.
Ob auf der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer oder im Schlamm
von Idomeni – wer nach Deutschland will, achtet offenbar darauf, dass
die deutsche Fahne, die ihn über tausende Kilometer begleitet hat,
sauber und unbenutzt bleibt. Auf dem Bild sieht sie wie neu aus, wie
gerade frisch ausgepackt. Das ist doch bemerkenswert, oder?
Wir wollen dem dpa-Kollegen natürlich nicht unterstellen, dass er den
Flüchtlingen die deutsche Fahne einfach mitgebracht hatte, um die
anrührende Geschichte nebst Bild liefern zu können. Das konnten sich
sicher auch die Redakteure nicht vorstellen, die das Bild in ihre
Zeitungen brachten. Sonst wären sie ja misstrauisch geworden und hätten
sich vielleicht gefragt, seit wann nagelneue deutsche Fahnen zur
Standardausstattung von Flüchtlingen gehören, deren weiteres Hab und Gut
gerade im Schlamm versinkt.
Aber wenn man Vertrauen in solch eine
ehrwürdige Institution wie die dpa hat, dann verbietet sich eine solche
Frage. Würde man einen solchen Verdacht äußern, könnte man sich zudem in
die Nähe solcher Hetzer begeben, die in einem solchen Fall immer gleich
von „Lügenpresse“ reden. Statt sich zu freuen, welche künftigen
deutschen Patrioten da Einlass begehren.
Sichtplatz
....
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