Dienstag, 15. März 2016

Das Paradoxe an der Demokratie

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Das Gesindel, 

das Pack wählt zurück


48 Stunden nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt könnte man annehmen, die Gemüter hätten sich abgekühlt. Und es wird politisch, demokratisch sachlich, gestritten. Um die Zukunft.


Doch weder die Medien, noch die Politik haben sich von dem Schock erholt. Da werden Zahlen gedreht, gebeugt und missdeutet, bis dem Mathematiker schlecht wird. Aussagen getätigt, abgeschwächt, zurückgenommen und notfalls in Fremdsprachen artikuliert.

Da sitzt eine Schriftstellerin bei „hart aber fair“ in der ARD, einen Tag nach der Wahl, und erzählt im Zusammenhang etwas mit Bashing; Gabrielbashing, SPDbashing – und keinem fällt es auf. Politiker, in der selben Diskussionsrunde erzählen viel und sagen noch weniger als sonst. Ausser vielleicht, dass es Konsens statt Einheitsbrei gab. Im Vorfeld der Wahlen, im Flüchtlingsdebakel und überhaupt. […]
Demokratie passt nur, solange die Mächtigen die Demokratie in der Hand haben. Und keiner fragt die wirklich interessanten Fragen. Nicht einmal Plasberg. Und doch erkannte die Redaktion Plasbergs eines: Es war keine Angstwahl und nicht nur eine Protestwelle, die der AfD zu Spitzenwerten verhalf.


Das Paradoxe an der Demokratie ist, sie besteht aus Demokraten. Und hat Monarchisten, diktatorisch denkende Mitbürger, Nicht-Demokraten und Demokratie-Gegner wie Anarchisten nicht nur auszuhalten, sondern zu berücksichtigen.

Statt auf die Grundwerte er Demokratie zu schauen, sich dies bewußt zu machen, erhalten Plasbergzuschauer die Lösung des Debakels: Einerseits gab und gibt es keine echte Opposition mehr in Ländern und Bund. Andererseits waren die Landtagswahlen Personenwahlen. So erklärt man sich das Abstrafen der Parteien und das Punkten von Dreyer und Kretschmann.

Doch ist das alles? Nein, denn alles bleibt, wie es war.

Die Schlagzeilen erinnern an jene, als die Grünen erst Landtags-, dann Bundestagsmandate einholte. Auch damals sah man den Parteienstaat beeinträchtigt, einen Rutsch – und schnell war man bei der Erfahrung der Weimarer Republik, als inhaltslose Rhetorikkeule, angelangt. Als die PDS, heute Linke, als Protestpartei verschrien wurde, schlugen die medialen Führungspersonen selbiges um die Ohren der Wähler. Der Wähler sei eben dumm, die Aufwertung erfolgt heute mit Gesindel, Pack und Mischpoke. […]


Während sich die Linke, als Verlierer in West wie Ost, zurückhielt, ihre Wahlniederlage nicht als Sieg feiern wollte und plötzlich ruhigere Töne anschlug; sahen Vertreter der Grünen ihre Chance. Auch oder gerade weil sie ebenso Verlierer waren und sind. Mit 5 Prozentpunkte plus 0,X kann man kein Gewinner sein.

Wer die Elefantenrunde auf ZDF am Wahlsonntag miterlebte, fühlte sich in die Kindergartenzeit zurückversetzt. Gegenseitige Schuldzuschiebung, bei der sogar die Linke mitmachte. Einzig CSU-Soldat Söder erinnerte daran, dass man die Linke, wie die AfD, nicht dem demokratischen Spektrum von CDU/CSU und SPD einordnet. Das das der Vertreter der Linken nicht verstand, ist seiner Ideologie geschuldet. Immerhin zählt man die Weiterführung der Kommunistischen Plattformen, also die B’90/Die Grünen, zur politischen Mitte des Einheitsbreis.

Das genau hier der Fehler liegt, wurde aber keinem Vertreter bewusst.

Immerhin setzt sich Demokratie aus verschiedenen Strömungen zusammen. Und nicht aus einer dominierenden Regierung, die Oppositionsarbeit unmöglich macht.

Und als man sich auf die AfD einschoss, übersah man den eigentlichen Wahlsieger. Die FDP. Still und heimlich kehrten die Freien Demokraten zurück.

Mit ein bisschen AfD, ein bisschen CDU/SPD, ein bisschen Grün im Programm. Und mit dem bisschen GrünSPDCDU werden dort alte Machtphantasien wieder wach. Der Fehler der FDP wäre, ich nun als Handlanger für Regierungsvariationen zu verdingen. Vielleicht erinnert sich die Basis heute daran, wie die Einheitsfront Deutschlands die Freien wie eine heisse Kartoffel fallen liessen. Opposition dürfte das einzige sein, was Lindner wirklich gut tun würde. Doch wer vertraut schon den blau-gelben, wenn es um Geld und Macht geht…?

Die AfD hingegen will keiner. Man will sie, und darin hat Sachsen-Anhalt Erfahrung, ins Leere laufen lassen. Doch ob es bei einer Partei, die ein Viertel an Sitzen einnimmt, so funktioniert, wie ehedem mit der DVU?
Apropos DVU.

Wie wäre der Aufschrei gewesen, hätte es die AfD nicht gegeben. Es hätten nicht gleich 25% der Wähler NPD und die Rechte oder gar den III. Weg gewählt. Wer aber sachlich die Analyse liest, der kann durchaus auf 10% für jene Parteien kommen. Wäre das der Einheitsfront lieber gewesen?

Ja! Die hätte man mit rechtsextrem, Verbotsantrag und anderen Nazikeulen aussondieren können. Doch die AfD ist eben nicht NPD, eben nicht Petry, eben nicht Höcke. Wer bei „hart aber fair“ den AfD-Mann Meuthen erlebte, versteht die Ängste der CDU. Mit Meuthen wäre sogar eine Abwahl von Merkel möglich. Denn niemand hat bisher einen Kanzlerersatz. Wer will Gabriel – oder noch extremer den jetzigen Europa-SPDLer Schulz – auf dem Merkelstuhl? Wer will Göring-Eckardt, wer Özdemir oder Klöckner, von der Leyen? Eben! Da ist Merkel alternativlos – bis zu Meuthen!






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