Narzisstische
Mütter haben die Angewohnheit, ihre Kinder für ihre Zwecke zu
instrumentalisieren. Sie erkennen ihre Kinder nicht in ihrer
Veranlagung, ihrem wahren Wesen und mit ihrem inneren Reichtum. Die
unerwünschten Persönlichkeitsanteile ihrer Kinder blenden sie einfach
aus und behandeln sie als reine Objekte, die dem Idealbild der Mutter zu
entsprechen haben. Die Kinder werden dabei von den eigenen
Wahrnehmungen und Gefühlen, die im Widerspruch zu den Anforderungen der
Mutter stehen, innerlich zerrissen und geraten in eine
Orientierungslosigkeit.
Die
narzisstische Mutter nutzt die Abhängigkeit der Kinder zur Befriedigung
ihrer narzisstischen Bedürfnisse aus. Die Kinder sind für sie nur die
Erweiterung ihrer eigenen Persönlichkeit. Sie betrachtet ihre Kinder
ganz selbstverständlich als ihren Besitz, über den sie nach Lust und
Laune verfügen kann. Die Kinder sind aus ihr hervorgegangen, sie sind
Teil ihres eigenen Fleisches, sie hat sie ausgetragen und somit auch
erschaffen. Sie betrachtet ihre Kinder nicht als eigenständiges Wesen,
sondern als einen Teil ihrer selbst. Die narzisstische Mutter glaubt,
ein lebenslanges Recht an ihren Kindern zu besitzen.
Sie formt die Kinder ganz nach ihrer Idealvorstellung
In
erster Linie will sie sich mit gut erzogenen, gebildeten,
leistungsfähigen und erfolgreichen Kinder selbst aufwerten. Jeder soll
sehen, was sie für einmalige Geschöpfe in die Welt gesetzt hat, wie
brillant ihre Erziehung und ihr Vorbild gewesen sein muss, wenn so
außergewöhnliche Menschen daraus hervorgehen. Für narzisstische Mütter
sind die Kinder nur ein weiteres kostbares Prestigeobjekt, um ihre
Grandiosität unter Beweis zu stellen.
Dafür
nimmt sie durchaus sehr viele Entbehrungen in Kauf. Sie organisiert den
Alltag für die Kinder, sie bringt sie zur Schule, putzt sie heraus,
macht mit ihnen Hausaufgaben, spricht mit Lehrern über den aktuellen
Leistungsstand und mit Eltern der Freunde über das Verhalten ihrer
Kinder. Das Nachmittagsprogramm wird umfangreich verplant. Der
Tageskalender der Kinder wird überschüttet mit sportlichen, musischen,
kulturellen oder anderen Veranstaltung, die sie fortwährend in Bewegung
halten. Dafür erwartet sie nicht nur von anderen Menschen Bewunderung
für die Tatsache, wie sie sich für ihre Kinder aufopfert, sondern sie
erwartet dieselbe Bewunderung auch von ihren Kindern.
Diese enorme Erwartungshaltung wird sie niemals ablegen. Wer aus Ihrem Schlund entspringt, wem sie das Leben geschenkt hat, der wird ihr ein Leben lang etwas schuldig bleiben.
Die
Kinder werden idealisiert und nicht so gesehen, wie sie sind. Die
narzisstische Mutter spricht ihren Kindern Eigenschaften und
Verhaltensweisen zu, die diese gar nicht haben und die allein ihrer
idealisierten Vorstellung entspringen. Die Mutter glaubt, auf diese
Weise ihr eigenes als unzureichend empfundenes Ich zu vervollständigen
und somit ihr inneres Defizit füllen zu können. Die Kinder dienen ihr
dabei als eine konstante und jederzeit verfügbare Quelle von Bestätigung
und Bewunderung. Da die Kinder ihr bedingungslos ausgeliefert sind,
kann sie ihre Macht über die Kinder grenzenlos ausleben.
Nur nützliche Kinder sind gute Kinder
Die
narzisstische Mutter akzeptiert nur die Eigenschaften und
Verhaltensweisen an ihren Kindern, die ihr dienlich sind und nützlich
erscheinen. Die aus ihrer Sicht unerwünschten Eigenarten ihrer Kinder
empfindet sie als einen Störfaktor, der schleunigst eliminiert werden
muss. Autonomiebestrebungen der Kinder werden im Keim erstickt, wenn
notwendig bestraft und mit der Erzeugung von Schuldgefühlen nachhaltig
belastet. Jede Zuwiderhandlung gegen die Anweisungen und Vorstellungen
der narzisstischen Mutter wird von ihr als eine verletzende und
vorsätzliche Aktion oder sogar als hinterlistigen Verrat empfunden. Eine
narzisstische Mutter scheut sich nicht davor, durch
Zwangsmaßnahmen wie Hausarrest, Aufgaben im Garten, im Haushalt oder
andere Hilfsarbeiten die Loyalität ihrer Kinder zu erzwingen.
Doch
die narzisstische Mutter übt nicht nur eine enge Kontrolle darüber aus,
was ihre Kinder tun, sondern auch über ihre Gefühle und Gedanken. Sie
glaubt, ihr Kind besser zu kennen, als es sich selbst. Sie weiß ganz
genau, was ihr Kind denkt, fühlt und will. Zumindest glaubt sie das. In
Wahrheit aber will sie ihren Kindern nur einreden, was diese zu denken,
zu fühlen und zu wollen haben. Und als wenn dies nicht schon schlimm
genug wäre, erwartet sie von den Kindern nicht nur, dass diese sich
ihren Erwartungen beugen, sondern sie sollen es auch noch aus ganzer
Leidenschaft selber wollen. Sie verlangt, dass die Kinder voll und ganz
mit ihrem Idealbild verschmelzen.
Sie ist unachtsam gegenüber den Bedürfnissen der Kinder
Niemals
aber wird sie sich dazu herablassen, ihre Kinder zu sehen, wie sie
wirklich sind. Sie begibt sich auch gar nicht erst auf die Suche. Sie
ist unfähig, den ureigensten Veranlagungen und Möglichkeiten der Kinder
zu vertrauen und sie dem Leben zu überlassen. Da sie sich selbst von
Außeneinflüssen und der Bewunderung durch andere steuern lässt und sich
auch durch die Kinder repräsentieren möchte, ruht ihr permanentes Auge
auf ihre Sprösslinge, was den Kindern unmöglich macht, einen andere als
den von ihr vorgegebenen Weg zu einzuschlagen.
Die Kinder werden von einer allgegenwärtigen und hautnahen Beschattung der Mutter umhüllt, die jedoch nur das Misstrauen, das mangelnde Interesse, die Achtlosigkeit, die emotionale Abwesenheit und die fehlende Liebe der Mutter indiziert.
Die
narzisstische Mutter zeigt nur selten ihre Gefühle. In erster Linie
glaubt sie, funktionieren und alles perfekt machen zu müssen. Sie
strahlt keine mütterliche Wärme aus und nimmt sich keine Zeit für die
wahren Bedürfnisse ihrer Kinder. Sie kümmert sich zwar um alles und
regelt das Leben der Kinder, sie zeigt dabei aber niemals ihr Herz. Wenn
sie auf ihre Kinder eingeht, dann bekommen diese Gespräche meistens den
Charakter einer lehrerhaften Inspektion. Sie zeigt ihren Kindern auf,
wie sie zu funktionieren haben.
Die Kinder finden keinen Zugang zu ihrem innersten Wesen
Sie werden
nicht zu einem Menschen erzogen, sondern zu einer dressierten
Marionette, die für alles sensibilisiert wird, was der Mutter wichtig
ist. Solche Kinder werden sehr lange Zeit als Erwachsener benötigen, um
sich seelisch daraus wieder zu lösen oder sie werden ein Leben lang
nicht wissen, wer sie eigentlich sind. Selbst wenn sie sich schon aus
der permanenten physischen Präsenz ihrer Mutter gelöst haben und ihre
eigene Familie gegründet haben, bleiben Sie häufig der „Sklave“ der
Mutter und schaffen es nicht, sich von dieser übermächtigen Figur zu
lösen. Sie schrecken immer noch vor den Forderungen ihrer Mutter zurück
und erfüllen nachgiebig ihre Wünsche.
Wenn die
Kinder trotz der Förderung durch die narzisstische Mutter eine
schwache Persönlichkeit entwickeln, dann leidet die Narzisstin ganz
besonders. Sie empfindet es als persönliche Niederlage, wenn ein Kind in
ihren Augen scheitert und sie wird es dem Kind bei jeder passenden
Gelegenheit vorhalten. Sie findet einfach kein anderes Ventil, um mit
ihrer Enttäuschung umzugehen.
Narzisstische Frauen suchen sich als Lebenspartner in der Regel einen schwächeren Mann, den sie ebenso wie ihre Kinder benutzen können. Insofern finden die Kinder in ihrem Vater, sofern es sich um einen friedfertigen und wohlwollenden Menschen handelt, vielleicht einen verständnisvollen Ruhepol, aber kein Gegengewicht zur patriarchischen Mutter. Letztlich wird sich auch der Vater nicht gegen seine Frau stellen, aus Angst vor ihren unberechenbaren Reaktionen.
Die Kinder brauchen eine wohlwollende Bezugsperson
Hat
sich der Vater hingegen zwischenzeitlich von seiner narzisstischen
Partnerin getrennt und darf die Kinder nur mehr an den Wochenenden
sehen, kann dies unter bestimmten Umständen ein Segen für die Kinder
sein, sofern der Vater offen und herzlich mit seinen Kindern umgeht und
ihnen erlaubt, so zu sein, wie sie sind. Dies wird von den Kindern oft
als eine wohltuende Erholung von der stressigen Mutter empfunden, was
ihnen den Zugang zum wahren Selbst zu mindestens für einen Augenblick
öffnet. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass der Vater nicht seine
eigenen negativen Erfahrungen mit der narzisstischen Ehefrau in die
Kinder hinein projiziert und das die Mutter sich aus dem
Vater-Kind-Verhältnis heraushält und dem Vater für das Wochenende keine
Gebrauchsanweisung für die Kinder mitgibt.
Auch
andere Bezugspersonen wie die Großeltern, Onkel oder Tanten, Lehrer,
Trainer oder auch möglicherweise die Eltern von Freunden können eine
große Unterstützung für die Kinder sein, wenn sie in dieser Umgebung die
Chance erhalten, sich frei bewegen und entfalten zu können. Sofern die
Narzisstin mehrere Kinder hat, können sich die Geschwister auch
untereinander austauschen und gegenseitig stützen. Dies ist ohnehin in
vielen Fällen zu beobachten, dass unter dieser Erziehungsform die
Geschwister einen ganz besonderen Zusammenhalt untereinander entwickeln.
Die Kinder müssen in ihrem Käfig einen Platz entdecken, in dem sie so sein dürfen, wie sie sind. Sie müssen einen Ort finden, wo sie dem permanenten Spannungszustand entfliehen können und wo man ihnen das notwendige und vorenthaltene Verständnis entgegenbringt.
Im
späteren Leben werden diese Kinder große Mühen haben, sich aus der
Umklammerung der Mutter zu lösen. Sie bleiben fixiert auf die Meinung
und das Urteil ihrer früheren Erzieherin, weil sie aufgrund der
jahrelangen Gewöhnung diese Denk- und Verhaltensmuster nicht ablegen
können. Die narzisstische Mutter tut auch im Alter noch das ihrige dazu,
dass die Kinder ihr treu bleiben.
Allerdings
sollte man sich auch davor hüten, die Kinder vorschnell dem Einfluss
der Mutter zu entreißen. Das würde die Kinder in einen schweren
Loyalitätskonflikt bringen, was sie ebenso belasten würde. Immerhin sind
die Kinder von der Liebe der Mutter abhängig und glauben durch Gehorsam
dieses wertvolle Gut zu bekommen. Sie können noch nicht erkennen, dass
sie statt selbstloser Liebe nur eine selbstherrliche Duldung im
Falle ihrer Gefügigkeit empfangen. Aber daran klammern sie sich, weil
sie nichts anderes kennen.
Manchmal
haben solche Kinder durch einen starken Lebenspartner die Möglichkeit,
ihr Schicksal zu erkennen und sich mit seiner Unterstützung aus der
Umklammerung zu befreien. Die narzisstische Mutter empfindet dies
natürlich als einen Angriff auf ihr Eigentum. Der Sohn oder die Tochter
wird ihr sozusagen unter den Händen weggerissen.
Die
Folge sind dann oscarreife Psycho- und Intrigen-Schauspiele, die kaum
in ihren Verflechtungen und in ihrer Dramatik zu überbieten sind.
Der Lösungsvorgang kann dann in vielen Fällen nur mit einem
vorübergehenden und manchmal auch endgültigen Kontaktabbruch zur Mutter
vollzogen werden. Die Kinder sind zu der Lebensaufgabe verdammt, die
Ketten, die ihnen ihre narzisstische Mutter umgelegt hat, zu sprengen.
Das geht leider nicht ohne Krach !
Quelle
....
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