Dienstag, 7. Januar 2014

Ist Gott nahe zu sein mein Glück?

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Janis Anmerkung: 
Ja, auch ich gehöre zu denen, die ihre Probleme mit dieser Jahreslosung haben. So wie sie uns präsentiert wird. Ich meine, wer Gott ernst nimmt und längst verstanden hat, worum es geht, der weiß, dass die diesjährige Jahreslosung eher eine Anfechtung als eine Freude ist.  
Denn geschrieben steht, dass die Kinder Gottes keinen Platz auf Erden haben. Und ja, wer zu ihnen zählt, der hat hier auf Erden keinen Raum - dem wird übel mitgespielt. Seine Kinder wissen darum.  


Jetzt hat der Glückswahn also auch die Kirchen ergriffen: „Gott nahe zu sein ist mein Glück.“ So lautet die Jahreslosung, wie sie überall zu lesen ist. 

Aber offen gestanden kann ich mich mit dieser Übersetzung nicht so recht anfreunden. Um Glück geht es in Poesiealben, Keksen und Glücksratgebern; ich habe sogar gehört, dass es ein Schulfach „Glück“ geben soll. Macht Glauben also glücklich? Ist Gott dafür da, uns Glück zu bringen? –

Doch schon der Psalm selbst, der hier so unendlich verkürzt zur Sprache kommt, zeigt anderes – und ich zitiere hier den vollständigen Vers der Lutherübersetzung: 
Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun.
(Psalm 73 ,28)

Hintergrund diesen Psalmes mag der Prozess einer heftigen inneren Auseinandersetzung, eine Krise oder Anfechtung sein. Heißt es vorher – und beim Lesen kann ich nicht anders als Heinrich Schütz’ ‚Musikalische Exequien‘ im Ohr zu haben – „Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.“ 

Die Jahreslosung ist etwas Errungenes – nichts leichtlich zufallendes. Anfechtung können einen an Gott und dem Glauben irre werden, erfahrene Ungerechtigkeit verzweifeln lassen. Die Frage nach Glück stellt sich da gar nicht; das ist alles viel existentieller! 

Fast bin ich versucht, an Psalm 23 zu denken: „…und ob ich schon wanderte im finstern Tal…“ Sich da an Gott zu halten und die Zuversicht auf ihn zu setzen, den Glauben zu bewähren, trotz alledem, „trotz Mißtrau’n, Angst und alledem, es kommt dazu trotz alledem, dass sich die Furcht in Widerstand verwandeln wird trotz alledem!“, wie Hannes Wader einst sang.
Nicht aufgeben, weitergehen, weitermachen – trotz aller Widrigkeiten, trotz allem, was dagegen zu sprechen scheint… Darum geht es in der Jahreslosung!

Und natürlich werden im Psalm auch einige Anfechtungen genannt: wie gut es denen geht, die es nicht verdienen, die sich bereichern, die anderen das Leben schwer, ja zur Hölle, machen… Mich erinnert das alles an Paul Gerhardt.

Da seinen Glauben festzuhalten, sich an ihm festzuhalten, ihn nicht zu verlieren, von ihm gehalten zu werden – oder gar ihn oder sich transformieren zu lassen, das kostet Kraft und und ist auch schmerzhaft. Und da mag der Glaube auch eine Tiefe erreichen, die er vorher nicht hatte. Doch bis dahin ist es ein Ringen – mit den Widrigkeiten, den Umständen, ja vielleicht mit Gott selbst. Trotzdem; trotz alledem.

Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den HERRN.

So möge uns die Losung dieses Jahr begleiten!


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