Dienstag, 22. Januar 2013

Wider den Schweinewahn



Schweine, Gülle, Geld

Holland bezahlt Prämien, wenn Massentierhalter Mastplätze abbauen. Mit dem Geld bauen holländische Schweinezüchter in Ostdeutschland riesige Tierfabriken. Dagegen regt sich Bürgerprotest.

von Lara Mallien erschienen in 12/2012

Die kleine Gemeinde Alt Tellin am Tal des malerischen Flusses Tollense wird zum aufstrebenden Industriestandort. Hier wird Europas größte Ferkelfabrik gebaut.


Wider den Schweinewahn

Die Menschen im Tollensetal sind schon seit über fünf Jahren zornig. Zwei Bürgerinitiativen gegen den Schweinewahnsinn haben viel erreicht.

Martina Hybsier und Peter Christ gehören zu den Aktivisten. Sie sind Neuzugezogene aus Berlin und lernten schnell die engagierten Menschen vor Ort kennen. »Erst indem hier auf dem Land unser Bezug zur Erde und zu Tieren gewachsen ist, haben wir uns mit dem Thema Massentierhaltung beschäftigt«, erzählt Martina. »Wir haben Filme wie ›Good Food, Bad Food‹ oder ›Unser täglich Brot‹ angesehen und ganz schnell Hähnchenleber auf Rucolasalat von unserem Speiseplan gestrichen.« Sie engagiert sich für die Pressearbeit. Peter geht auch mal von Haus zu Haus und diskutiert mit den Anwohnern. Dann hört er Sätze wie: »Ich kann nicht mit auf die Demo gehen, mein Chef hat es mir verboten.« Viele haben Angst, Repressalien ausgesetzt zu sein, und resignieren.

Trotzdem gibt es genügend Unbeugsame. Drei Jahre Bauverzug haben die Bürger dem Agrofeudalen eingebrockt. Sie haben durchgesetzt, dass ein teures Lüftungs- und Filtersystem eingebaut werden muss, damit der Gülledunst in der Anlage den Schweinen nicht langsam die Lunge verätzt, wie es vielerorts passiert. Gerade ist wieder ein Baustopp für nicht genehmigte Teilgebäude verhängt worden. Aufgefallen ist der Gesetzesverstoß den Demonstranten bei ihrer Montagsinspektion, die sie in der Tradition der Montagsdemonstrationen der DDR am Bauplatz durchführen.

Aber zu wissen, dass Europas größte Ferkelfabrik doch gebaut wird und einem jährlich 60 000 Kubikmeter Gülle vor die Haustür kippen wird, ist das nicht ein schreckliches Ohnmachtsgefühl? »Nein«, entgegnet Jörg. »Wir suchen noch immer nach Wegen, die Anlage zu verhindern. Ein Ansatz ist das fehlerhafte Brandschutzkonzept. 45 000 Tiere können im Brandfall nicht schnell genug evakuiert werden. Leider können wir dieses Recht der Tiere nicht einklagen, weil es in Mecklenburg-Vorpommern kein Verbandsklagerecht im Bereich Tierschutz gibt. Dafür setzen wir uns jetzt ein.«


Quelle

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