Freitag, 4. Januar 2013

Sexuelle Belästigung in Indien ist allgegenwärtig

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Auf der Straße, im Büro, selbst im privaten Umfeld: In Indien ist sexuelle Gewalt allgegenwärtig. Grund: die patriarchalische, frauenfeindliche Kultur. Jetzt wollen die Frauen nicht länger schweigen. Von

Ich habe 24 Jahre lang in Neu-Delhi gelebt, einer Stadt, in der sexuelle Belästigung so normal ist wie das tägliche Brot. Und immer wieder, jeden Tag und an allen möglichen und unmöglichen Orten dieser Stadt, wird dabei die Grenze zur Vergewaltigung überschritten.

Schon als Teenager lernte ich, mich selbst zu schützen. Ich stand niemals alleine irgendwo herum, wenn ich es vermeiden konnte, und stets ging ich schnellen Schrittes meiner Wege, die Arme über meiner Brust verschränkt. Ich achtete darauf, niemals Blickkontakt aufzunehmen oder gar jemanden anzulächeln. Durch Menschenmassen schob ich mich nur mit den Schultern voraus.

Nach Einbruch der Dunkelheit vermied ich es, das Haus zu verlassen, wenn kein Privatwagen zur Verfügung stand. In einem Alter, in dem andere junge Frauen an anderen Orten dieser Welt gern mit gewagten Stylings herumexperimentieren, trug ich Kleider, die mir zwei Nummer zu groß waren. Bis heute fällt es mir schwer, mich attraktiv zu kleiden, ohne das Gefühl zu bekommen, dass ich damit mein Leben gefährde.

Nirgendwo konnte ich entkommen

Auch als ich erwachsen wurde, änderten sich die Dinge nicht. Pfefferspray war damals nicht zu bekommen, und meine Freundinnen, die alle wie ich der Mittelschicht oder der oberen Mittelschicht angehörten, trugen Sicherheitsnadeln oder andere behelfsmäßige Waffen auf dem Weg zur Uni oder zum Arbeitsplatz.
Eine hatte sogar immer ein Messer bei sich und bestand darauf, dass ich es ihr gleichtäte. Ich aber lehnte das ab, denn an manchen Tagen war ich so wütend, dass ich ein Messer vielleicht auch benutzt hätte. Und wer weiß, am Ende hätte das vielleicht dazu geführt, dass ich es hinterher selbst zwischen den Rippen gehabt hätte.
Das ständige Begleitgeräusch von Pfiffen, Schnalzen, Zischen, sexuellen Anzüglichkeiten und offenen Drohungen sollte nicht abebben. Männergruppen zogen durch die Straße, und sie teilten sich ihrer Umgebung mit, indem sie Lieder aus Hindi-Filmen sangen, die reich an Doppeldeutigkeiten waren. Um ihr Anliegen zu unterstreichen, drückten sie ihre Hüften gegen vorbeigehende Fußgängerinnen.
Wenn es doch nur öffentliche Räume gewesen wären, in denen Frauen Belästigung ausgesetzt waren! Doch nirgendwo, weder in meinem Büro bei einem bekannten indischen Nachrichtenmagazin noch in der Arztpraxis und nicht einmal auf einer privaten Party bei Bekannten, konnte ich dieser Art der Einschüchterung entkommen.

Um sie zu sehen, müssen Frauen nur in einen Spiegel schauen

Am 16. Dezember waren, wie die ganze Welt nun weiß, eine 23-jährige Frau und ihr Freund auf dem Heimweg, nachdem sie den Film "Life of Pi" in einem......


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