Die große Krise der katholischen Kirche in Belgien – In entchristlichtem Land lebt es sich gefährlich
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(Brüssel) Die belgische Kirche steht vor dem
finanziellen Zusammenbruch. Die Jahresbilanzen der Diözesen weisen große
Verluste auf in einem Land, das besonders vom pädophilen Mißbrauchsskandal
betroffen war. Die Kirche des ethnisch zwischen Flamen und Wallonen geteilten
Landes, das bis vor einem halben Jahrhundert eine blühende katholische
Landschaft war, durchlebt eine schwere Krise. Die Priesterseminare sind
weitgehend leer, die Zahl praktizierender Katholiken ist auf einen treuen Kern
zusammengeschrumpft. Die Bischöfe genießen nur mehr einen Hauch des Ansehens und
des Gewichts im öffentlichen Leben, die sie einmal hatten. Progressive Bischöfe
wie Leo Kardinal Suenens, Erzbischof von Mecheln-Brüssel und die von ihm zu
Bischöfen beförderten Gleichgesinnten brachten die Säkularisierung des Landes
und die Entfremdung der Gläubigen von der Kirche voran.
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Auf Kardinal Suenens liberale Kirche folgt entchristlichte Gesellschaft
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, bei dem Kardinal Suenens als Teil der
Rheinischen Allianz zu den großen „Machern“ gehörte, propagierten in Belgien
selbst führende Kirchenvertreter wie der dominikanische Theologe Edward
Schillebeeckx eine „in der Moderne aufgehende“ Kirche. Pädophile Kinderschänder,
wie der frühere Bischof Roger Joseph Vangheluwe von Brügge, der noch nach seiner
Bischofsweihe Neffen schändete, erledigten den Rest. Symptomatischen Höhepunkt
fand die Entwicklung im Juni 2010 mit einer skandalösen Schändung des Grabes von
Kardinal Suenens in der St. Rumold-Kathedrale von Mecheln als übler
Dan-Brown-Kopie durch eine Sondereinheit der belgischen Polizei auf der Suche
nach belastendem Material im Zusammenhang mit dem Pädophilieskandal. Gefunden
wurde nichts. Was die zuständige belgische Gerichtsbarkeit nicht daran hinderte,
die Schändung der Totenruhe nachträglich für rechtens zu erklären.
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Hemmschwelle der Kirchenfeindlichkeit sinkt
Aus dieser Krise herauszukommen, ist schwierig. Dazu ernannte Papst Benedikt
XVI. 2010 den Bischof von Namur, Andrè-Joseph Leonard zum neuen Erzbischof von
Mecheln-Brüssel und damit Primas von Belgien. Leonard hatte als einziger
nennenswerten Priesternachwuchs. Mit der Ernennung entlud sich mit einer bis
dahin unbekannten Aggressivität eine antikirchliche Kampagne. Feministische
Extremistinnen sind dabei nur die sichtbarste, aber längst nicht die wichtigste
Spitze. Die Tortenattacken und jüngst ein skandalöser Angriff barbusiger
Femen-Aktionistinnen gegen Erzbischof Leonard tragen jedoch dazu bei, das
Ansehen der bischöflichen Würde zu untergraben und die Hemmschwelle im Umgang
mit den kirchlichen Würdenträgern zu reduzieren. Die Angriffe gegen Erzbischof
Leonard sind aussagekräftig. Der Erzbischof, der mit dem Mißbrauchsskandal nicht
zu tun hatte, vielmehr energisch dessen Aufarbeitung mit „maximaler Transparenz“
vorantrieb, müßte den empörten Bürgern eigentlich gefallen. Er ist aber als
glaubenstreuer Vertreter der Kirche ein Dorn im Auge. So entsteht die skurrile
Situation, daß ausgerechnet er zum Sündenbock der Kirchenfeindlichkeit
gestempelt wird, die sich aus dem Mißbrauchsskandal rechtfertigt. Der
Pädophilieskandal scheint vielen lediglich als willkommenes Sprungbrett zu
dienen, sich moralisierend über die Kirche zu erheben und von ihr loszusagen. Am
Beispiel Belgiens läßt sich ablesen, daß eine entchristlichte Gesellschaft nicht
„neutral“, sondern moralinsauer und antikirchlich wird.
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Einnahmen sinken, Ausgaben steigen durch Schmerzensgeldzahlungen an Mißbrauchsopfer
Bei der von der Kirche eingerichteten Stelle zur Aufarbeitung der
Mißbrauchsfälle nennt man interessante Zahlen. 72 Prozent der gemeldeten Fälle
betreffen Flandern und stammen zu 80 Prozent von Männern, die zum weitaus
größten Teil in den 50er und 60er Jahren geboren wurden. Die Angaben bestätigen,
daß die „Öffnung“ der Kirche gegenüber der Welt, wie es die Stimmung während und
nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil propagierte, und das Zusammentreffen mit
der gleichzeitig erfolgten „Sexuellen Revolution“, der Kirche enorm geschadet
hat. Eine Diskussion über diese Zusammenhänge mit möglichen Schlußfolgerungen
findet jedoch nicht statt. Unterdessen muß die Kirche den Mißbrauchsopfern
Schmerzensgeld zahlen, während die Einnahmen zurückgehen.
Die Studie L’Iris et le Croisssant von Professor Felice Dassetto von
der Katholischen Universität Löwen sieht Probleme der belgischen Kirche auch
durch rapide Veränderungen der Gesellschaft, die in vielen Städten
multikulturell umgebaut wurde. Der Anteil der einheimischen Bevölkerung und des
Anteils der Katholiken daran befinde sich in vielen belgischen Städten in
schnellem Rückgang.
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Multikultureller Umbau der Gesellschaft bedeutet Verlust traditioneller Identität und schnelles Wachstum des Islam
Laut ACS-Bericht sind 25 Prozent der Einwohner Brüssels Moslems.
Tendenz schnell steigend. In der belgischen Hauptstadt gibt es bereits 77
Moscheen.
In diesem Klima radikalen gesellschaftlichen Umbaus durch Verlust der
traditionellen kulturellen Identität der Einheimischen und andersreligiöse
Zuwanderer aus fremden Kulturkreisen kommt es zum neuen Phänomen zunehmender
Gewalt gegen kirchliche Einrichtungen. So zum Beispiel zum Brandanschlag auf die
Pfarrkirche von Begijnendijk in Couvin in der Diözese Namur oder die
Beschädigung von sieben Kirchen.
Der Angriff gegen Erzbischof Leonard während einer Diskussion ausgerechnet
zum Thema Meinungsfreiheit an der Staatlichen Universität Brüssel durch
Femen-Aktivistinnen wurde bereits erwähnt. Die Feministinnen beschuldigten die
Kirche der „Homophobie“.
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Ausweg aus Krise durch kirchliche Erneuerung in Glauben und Disziplin – Bischöfe gegen Euthansie von Kindern und Alzheimerpatienten
Der Ausweg aus der Krise ist nicht leicht, doch ändert sich etwas im
Episkopat, seit Andrè-Joseph Leonard Primas wurde. Die Bischöfe solidarisierten
sich mit ihm nach den Tätlichkeiten von Femen. In einer Stellungnahme sprachen
sie den gewalttätigen und gotteslästerlichen Feministinnen „jede
Glaubwürdigkeit“ ab. Deren Verhalten stehe in „völligem Widerspruch zum Thema
der Diskussion und zum Stil, mit dem die katholische Kirche den Dialog mit der
pluralistischen Gesellschaft“ führe.
Erzbischof Leonard fördert glaubenstreue Gruppen und Gemeinschaften. Eine
Arbeit im Stillen, dort, wo die Kirche sich wirklich erneuert. Die Bischöfe mit
Leonard an der Spitze sind auch gegen einen Gesetzentwurf in den Ring getreten.
Die Belgien wie auch die Hauptstadt Brüssel regierende Sozialistische Partei
unter dem Regierungschef und bekennenden Homosexuellen Elio Di Rupo möchte per Gesetz die bereits 2002 legalisierte Euthanasie auf unter 15jährige Kinder und
auf Alzheimer-Patienten ausdehnen. (Demenzkranke und eigene Urteilsfähigkeit schließen sich bereits im Grundsatz aus.)
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In Belgien ist das Leben auf vielfältige Weise tödlich bedroht. Auch das ein
Produkt der entchristlichten Gesellschaft. Kein leichter Stand für die
katholische Kirche.
1 Kommentar:
Ein sehr guter Kommentar zum Thema "Aktive Sterbehilfe" in Belgien
Dr. Thomas Georg Schätzler
Reiner Utilitarismus?
Das hat m. E. nichts mehr mit Humanmedizin und ärztlichem Handeln zu tun. Wenn Staaten innerhalb der EU eigene Gesetzesinitiativen auf den Weg bringen wollen, die Euthanasie als aktive, vorsätzliche Sterbehilfe legalisieren, ausweiten und organisieren sollen, müssen diese Länder auch eigenständige Berufs- und Tätigkeitsbeschreibungen für deren Vollzug auf den Weg bringen.
Und sollte auch nur der Hauch des Verdachts bestehen, dass Demenzkranken oder Minderjährigen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung genommen bzw. über ihre Köpfe hinweg nach reinen Nützlichkeitserwägungen willkürlich über ihre Rechte auf Leben und in Ruhe Sterben entschieden würde, wäre dies ein Fall für den Europäischen Gerichtshof (EuGH) der EU in Luxemburg und den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) des Europarates in Straßburg.
Unabhängig von weiteren Entwicklungen ist die in Belgien neben anderen essenziellen Bedingungen für die aktive Sterbehilfe geforderte "ausreichende Urteilsfähigkeit" der in Frage kommenden Patienten mit schwerer Demenzerkrankung ein waghalsiger Widerspruch. Die krassen Unterschiede bei der Inanspruchnahme der aktiven Sterbehilfe zwischen Flamen (60% der Bevölkerung) und Wallonen (40%) sind im Übrigen hochgradig verdächtig für einen eher sozialpsychologisch determinierten, subtilen Selektionsdruck, dem sich die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in Belgien ausgesetzt sehen könnten und unterstreicht den Vorwurf eines möglicherweise utilitaristischen Populismus.
Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund
>> Demenzkranke und eigene Urteilsfähigkeit schließen sich bereits im Grundsatz aus.
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