„Ein Ende der Besatzung würde die Palästinenser von
israelischer Herrschaft befreien und die Israelis davon, über Leute zu
herrschen, die nicht beherrscht werden wollen. Aber Beobachter des Nahen
Ostens im Jahr 2015 begreifen auch, dass ein Ende der Besatzung ein
Machtvakuum schaffen würde, das wie andere in der Region gefüllt werden
würde – nicht von Kräften der Demokratie und der Modernität, die in
unserer Region von schwach bis zu vernachlässigen reichen, sondern von
den Mächtigen und den Skrupellosen, von den Extremisten.“
von Jamie Palmer
Als der Journalist Matti Friedman diese Sätze 2015 in einer Grundsatzrede
auf dem jährlichen Bankett von BICOM in London sprach, brachte er damit
die Befürchtungen vieler Israelis zum Ausdruck, die wie er selbst vom
Oslo-Friedensprozess desillusioniert sind und Angst davor haben, was die
Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates für Israels
Sicherheit und die seiner Bürger bedeuten wird.
Verträge mit Ägypten und Jordanien nährten einst den weit
verbreiteten Glauben, Territorium könne gegen die relative Stabilität
eines kalten Friedens getauscht werden. Doch dieser Optimismus hat die
Gegebenheiten dieser Region nicht überlebt, insbesondere nicht die
Brüchigkeit korrupter und dysfunktionaler arabischer Staaten und den
Aufstieg immer fanatischerer und grausamerer nichtstaatlicher Akteure,
gegen die eine wirksame Abschreckung zu entwickeln Israel sich schwer
tut. Der unilaterale Rückzug aus dem Südlibanon und der aus dem
Gazastreifen haben nur dazu geführt, dass diese Territorien nun von der
Hisbollah bzw. von der Hamas kontrolliert werden. Hätte Israel einst
erfolgreich die Rückgabe der Golanhöhen an Syrien ausgehandelt, wären
diese nun mit grosser Sicherheit ebenfalls von einer dschihadistischen
Armee besetzt.
Angenommen, es träte der höchst unwahrscheinliche Fall ein, dass
Unterhändler der PLO bereit und in der Lage wären, ein Abkommen zu
unterzeichnen, das alle Probleme des endgültigen Status lösen und alle
Gebietsstreitigkeiten ehrlich und ernsthaft beilegen würde – wie lange
könnte ein schwacher und korrupter palästinensischer Staat wohl gegen
die Kräfte im Innern bestehen, die alle Abkommen ablehnen?
Und wenn die Regierung gestürzt würde, was dann? “Schafft man einen
neuen Spielplatz für diese Kräfte”, sagt Friedman, “wird dies die
schwarz maskierten Soldaten des radikalen Islam mit ihren Mörsern,
Raketen und Tunnelmaschinen auf einen Abstand von wenigen Metern an die
israelischen Häuser heranbringen.”
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