Montag, 27. Juni 2016

Israel - ein Kommentar von Jamie Palmer

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„Ein Ende der Besatzung würde die Palästinenser von israelischer Herrschaft befreien und die Israelis davon, über Leute zu herrschen, die nicht beherrscht werden wollen. Aber Beobachter des Nahen Ostens im Jahr 2015 begreifen auch, dass ein Ende der Besatzung ein Machtvakuum schaffen würde, das wie andere in der Region gefüllt werden würde – nicht von Kräften der Demokratie und der Modernität, die in unserer Region von schwach bis zu vernachlässigen reichen, sondern von den Mächtigen und den Skrupellosen, von den Extremisten.“

von Jamie Palmer


Als der Journalist Matti Friedman diese Sätze 2015 in einer Grundsatzrede auf dem jährlichen Bankett von BICOM in London sprach, brachte er damit die Befürchtungen vieler Israelis zum Ausdruck, die wie er selbst vom Oslo-Friedensprozess desillusioniert sind und Angst davor haben, was die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates für Israels Sicherheit und die seiner Bürger bedeuten wird.

Verträge mit Ägypten und Jordanien nährten einst den weit verbreiteten Glauben, Territorium könne gegen die relative Stabilität eines kalten Friedens getauscht werden. Doch dieser Optimismus hat die Gegebenheiten dieser Region nicht überlebt, insbesondere nicht die Brüchigkeit korrupter und dysfunktionaler arabischer Staaten und den Aufstieg immer fanatischerer und grausamerer nichtstaatlicher Akteure, gegen die eine wirksame Abschreckung zu entwickeln Israel sich schwer tut. Der unilaterale Rückzug aus dem Südlibanon und der aus dem Gazastreifen haben nur dazu geführt, dass diese Territorien nun von der Hisbollah bzw. von der Hamas kontrolliert werden. Hätte Israel einst erfolgreich die Rückgabe der Golanhöhen an Syrien ausgehandelt, wären diese nun mit grosser Sicherheit ebenfalls von einer dschihadistischen Armee besetzt.

Angenommen, es träte der höchst unwahrscheinliche Fall ein, dass Unterhändler der PLO bereit und in der Lage wären, ein Abkommen zu unterzeichnen, das alle Probleme des endgültigen Status lösen und alle Gebietsstreitigkeiten ehrlich und ernsthaft beilegen würde – wie lange könnte ein schwacher und korrupter palästinensischer Staat wohl gegen die Kräfte im Innern bestehen, die alle Abkommen ablehnen?

Und wenn die Regierung gestürzt würde, was dann? “Schafft man einen neuen Spielplatz für diese Kräfte”, sagt Friedman, “wird dies die schwarz maskierten Soldaten des radikalen Islam mit ihren Mörsern, Raketen und Tunnelmaschinen auf einen Abstand von wenigen Metern an die israelischen Häuser heranbringen.”



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