Wie ein Schulbuchverlag
gegen die AfD wettert
von Henning Hoffgaard
Die AfD will „Muslime schikanieren“, „Frauen zurück an den Herd“
schicken, „Staatsmedien aufbauen“, „Kinder früher ins Gefängnis“ stecken
und setzt sich für „mehr Schadstoffe“ ein. Dies behauptet zumindest der
Schulbuchverlag Schroedel in einem Arbeitsblatt, das deutschlandweit an Schüler ab der 7. Klasse verteilt wird.
Überschrieben ist das Arbeitsblatt mit dem Titel „Was die AfD
wirklich will“. Daß die Partei allerdings noch gar kein Parteiprogramm
hat und dieses erst am Wochenende auf dem Bundesparteitag in Stuttgart
beschließen will, läßt der Verlag dabei unerwähnt. Soviel politische
Bildung soll es dann doch nicht sein.
„Staatliche Propaganda“
Bekannt gemacht hatte das tendenziöse Unterrichtsmaterial der
baden-württembergische AfD-Landtagsabgeordnete Stefan Räpple (AfD). Ein
Bekannter habe ihm das Unterrichtsmaterial weitergeleitet, sagte der
Abgeordnete der JUNGEN FREIHEIT. Räpple stellte ein entsprechendes Foto
auf Facebook.
„Die Lehrer, die mit solchen Handreichungen arbeiten, verletzen das
Neutralitätsgebot im Amt in besonderem Maße“, kritisiert Räpple. Den
Inhalt hält er für völlig falsch und „staatliche Propaganda“ gegen die
AfD. Derartige Handreichungen seien „nur noch als kriminell zu
bezeichnen“, empört sich der 34jährige.
Meuthen vergibt Note 6 – Verlag weist Kritik zurück
Auch AfD-Parteichef Jörg Meuthen zeigte sich entsetzt über die
Arbeitsblätter des Braunschweiger Verlages. „Wir fordern angesichts
derartiger Unterrichtsinhalte, daß an Schulen endlich wieder gelernt
wird und unsere Kinder nicht Opfer politischer Indoktrination werden.“
Für Meuthen ist die Sache klar: „Setzen, Note 6!“
Der Schroedel-Verlag will die Kritik nicht stehen lassen. „Ziel des
fraglichen Arbeitsblattes zur AfD war es, Schülern die
Widersprüchlichkeit zwischen den Interessen des Wählerklientels und den
Inhalten des AfD-Programms aufzuzeigen“, rechtfertigt sich ein
Sprecherin gegenüber der Braunschweiger Zeitung. Das Arbeitsblatt will der Verlag deswegen nicht zurückziehen. Der Inhalt sei von der Zeit
übernommen worden. „Die Schüler sollen sich auf dieser Basis eine
eigene Meinung bilden können und zu Mündigen Bürgern herangebildet
werden.“
Kritik auch von Experten
Experten allerdings sehen in dem Material allerdings eben keinen
Beitrag zu Meinungsbildung. Das Urteil werde den Schülern „vorgekaut“,
moniert der Politikwissenschaftler Nils Bandelow gegenüber der Braunschweiger Zeitung.
Besser und ehrlicher wäre es, die Partei selbst zu Wort kommen zu
lassen. Schüler sollten besser zum „kritischen Urteilen“ erzogen werden,
sagt Bandelow. Davon will der Verlag jedoch nichts wissen.
Prompte Unterstützung erhielt er auch von der linken „Gewerkschaft
für Erziehung und Wissenschaft“. Das Arbeitsblatt kläre über die Partei
auf, lobt der Vorsitzende des niedersächsischen Landesverbandes,
Eberhard Brand. Eine Partei müsse sich so etwas gefallen lassen.
Daß der Verlag bei anderen Parteien auch andere Maßstäbe ansetzt, wird schnell klar. Ein Arbeitsblatt zur SPD zitiert ausführlich aus dem Parteiprogramm. Da ging es dann auch ganz ohne reißerische und falsche Überschriften.
Junge Freiheit
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