Jani's Anmerkung ...
eine Autostunde bis Berlin ... eine bis Potsdam ... eine bis Magdeburg ... eine bis Leipzig ... eine bis Halle. Dazu eine Super-Infrastruktur. Und? Macht sich die Nähe in irgendeiner Art & Weise in der ehemaligen Residenz Anhalts bemerkbar? Nein!
Mit Anhalt hätte man sicher punkten können. Aber das geschichtsträchtige Gebiet Anhalt wurde dank des Größenwahnsinns einiger Weniger und dank perfider politischer Ränkespiele der Landesregierung im Zusammenspiel mit schwachen Politikerpersönlichkeiten der eigenen Region unwiederbringlich zerstört.
Anhalt futsch - Dessau's Abstieg vorprogrammiert. Denn nicht Dessau machte Anhalt groß......
»München des Ostens«:
Die alte preußische Residenzstadt erlebt einen rasanten Aufstieg
03.04.16
Noch zu Beginn der 90er Jahre sah es so
aus, als würde die Stadt Potsdam ihre Chancen verspielen. Eine ignorante
einheimische Verwaltung und ortsfremde Baulöwen waren auf dem besten
Wege, das historische Erbe zu verschandeln. Mittlerweile hat sich das
Bild völlig gewandelt. Geht es um die Zukunftsaussichten von Potsdam,
ist bereits von einem „München des Ostens“ die Rede.
Dass die Entwicklung der Stadt Potsdam seit der Jahrtausendwende immer mehr einer Erfolgsgeschichte gleicht, liegt an einem Bündel von Faktoren, die erst im Laufe der Zeit zusammengekommen sind. Ausgezahlt hat sich zum einen die Nähe zu Berlin. Viele Hauptstädter haben sich in den vergangenen 25 Jahren nicht nur für einen Tagesausflug auf den Weg zu „Berlins schönstem Vorort“ aufgemacht, sondern sind vielfach gleich nach Potsdam umgezogen.
Zusammen
mit dem Zuzug aus dem übrigen Bundesgebiet hat dies dazu geführt, dass
die Einwohnerzahl von Brandenburgs Landeshauptstadt seit 2000 wieder
gestiegen ist. Nach der deutschen Vereinigung war die Bevölkerungszahl
zunächst auf 129000 im Jahr 1999 abgefallen. Während andernorts in den
Neuen Bundesländern ganze Viertel leer stehen und verfallen, leben in
Potsdam heute wieder rund 167000 Menschen.
Im Rathaus geht man
inzwischen davon aus, dass die Stadt bis zum Jahr 2030 auf über 190000
Einwohner anwachsen wird. Ursachen sind vor allem der positive
Wanderungssaldo sowie ein hoher Geburtenüberschuss. Eine hohe Kaufkraft,
eine niedrige Arbeitslosigkeit und geringe Leerstandsraten haben dazu
geführt, dass in Potsdam rege an neuen Wohnquartieren gebaut wird.
Im
bundesdeutschen Vergleich zur Spitzengruppe gehört die Havelstadt
mittlerweile bei Kriterien wie den neu gebauten Wohnungen (1. Platz im
Jahr 2014), bei der Geburtenrate, den Eheschließungen und
Studentenzahlen (jeweils 2. Platz) sowie dem Anteil der
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (3. Platz) pro Kopf der
Bevölkerung zu den führenden Städten Deutschlands.
Der anhaltende
Zuzug brachte obendrein eine Besonderheit mit sich: Auffallend viele
Prominente haben den Charme der alten preußischen Residenzstadt für sich
entdeckt. Nur durch die Havel von Berlin getrennt, ist Potsdam wieder
zu einer ersten Adresse für Künstler, Adlige, Diplomaten und Unternehmer
geworden. „Die Leute kaufen sich in eine Sozialstruktur ein, die sie in
Berlin nicht finden“, so die Einschätzung eines Immobilienmaklers.
Zu
den Neu-Potsdamern gehören der TV-Moderator Günther Jauch, der
Modemacher Wolfgang Joop ebenso wie Friede Springer oder der Mitgründer
des Softwarekonzerns SAP, Hasso Plattner. Die gutbetuchten Neubürger
sorgten nicht nur für die Sanierung von Bürgerhäusern und Villen,
sondern betätigten sich auch als Mäzene und hatten auch entscheidenden
Anteil daran, dass das Potsdamer Stadtschloss wieder aufgebaut wurde.
Nicht
zu unterschätzen ist obendrein die ideelle Wirkung. Die prominenten
Zuzügler haben mit bewirkt, dass sich in Potsdam ein spürbarer
Bürgersinn entwickelt hat. Das Interesse bekannter Persönlichkeiten für
Potsdam ließ auch bei manchem Alteingesessenen den Stolz auf die Stadt
wachsen.
Dazu gesellte sich glücklicherweise ein Phänomen, das bereits beim Wiederaufbau des Berliner Schlosses zu beobachten war: Erst als in Berlin durch eine kulissenhafte Nachbildung für jedermann sichtbar wurde, welche Bedeutung das Hohenzollernschloss für das Stadtbild hatte, gab es einen Stimmungsumschwung zugunsten des Schlossaufbaus.
Auch in Potsdam hat es einen ähnlichen Moment gegeben. In der alten Preußenresidenz machte die teilweise Freilegung des in den 60er Jahren zugeschütteten Stadtkanals den alten Stadtgrundriss wieder nachvollziehbar. Viele Potsdamer der Nachkriegsgeneration bekamen erst damit eine Vorstellung, welches städtebauliche Juwel das alte Potsdam einmal gewesen war. War bis dahin oft der Satz „Potsdam soll kein Museum werden“ zu hören, so hat sich die Einstellung seitdem grundlegend gewandelt.
In der Stadtmitte wird bei Bauprojekten mittlerweile eine Wiederannäherung an das historisch gewachsene Stadtbild angestrebt. Dabei steht der Gedanke, Altes zu rekonstruieren, nicht mehr unter Rechtfertigungsdruck. Stattdessen müssen sich heute diejenigen verteidigen, die meinen, dass moderne Architektur per se zum Zuge kommen müsse.
Mittlerweile gilt das im Vergleich zu Berlin eher beschauliche Potsdam sogar als Geheimtipp in der Immobilienbranche. Bereits im Jahr 2014 bescheinigte eine Studie der Postbank der brandenburgischen Landeshauptstadt die zweitbesten Zukunftsaussichten für Immobilien unter allen Städten der Neuen Bundesländer – gleich nach Jena, aber noch vor Berlin, das in einem Ranking auf Platz sechs landete. Die Prognos-Studie im Auftrag der Postbank hatte untersucht, in welchen Regionen Deutschlands Wohnraum zur Miete und zum Kauf für verschiedene Einkommensgruppen sowie Wohnungs- und Hausgrößen bezahlbar ist.
Als Pluspunkte Potsdams gelten unter anderem die Nähe zu Berlin und ein hohes Freizeitangebot. Das Ergebnis einer Umfrage, bei der mehr als 90 Prozent der Potsdamer die Lebensqualität in der Stadt als gut oder sogar sehr gut bezeichnet haben, spricht für sich.
Norman Hanert
Preussische Allgemeine
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